Seit 1943 kam es zu mehreren Luftangriffen auf Kelheim. Als die US-Truppen Ende April 1945 vorrückten, kam es zu Gefechten mit deutschen Einheiten und Brückensprengungen. Bis 1955 stieg die Bevölkerungszahl u.a. durch Zuzug von Heimatvertriebenen auf 12.107 an (1939: 6.346).
Angriffe
• 17. August 1943: US-Luftangriff auf das Messerschmidt-Werk in Regensburg
• seit März 1945: vermehrte Tieffliegerangriffe im Gebiet um Kelheim, v.a. auf Eisenbahnzüge und Bahnhöfe
• seit 24./25. April 1945: Artillerie-Beschuss Kelheims während Gefechten zwischen deutschen und US-Einheiten im Donauraum
Tote und Verletzte
• 09. April 1945: 1 toter Volkssturmmann, der vergessen hatte, dass seine Waffe vor einem Fliegeralarm bereits entsichert gewesen war und sich durch einen Schuss selbst tödlich verletzte
• durch Gefechte zwischen deutscher und US-Artillerie seit 22. April 1945: 13 Tote
Schäden
• Frühjahr 1943: Tarnüberzug für die Walhalla und die Befreiungshalle zum Schutz gegen Luftangriffe (relativ unwirksam, da sich nun am Tags wie in der Nacht ein großer grauer Würfel von der Natur abhob)
• Sommer 1943: Auslagerung der Hälfte der Innenausstallung des damaligen Münchner Residenztheaters, des heutigen Cuvillestheaters in die Keller der Befreiungshalle (andere Hälfte in einem Bauernhof nahe Erding) (nach 1945: Chaos bei der Restaurierung da der feuchte Keller den Leim der Holzteile gelöst hatte und diese in alle Einzelteile zerfallen waren)
• durch Tieffliegerangriffe im Gebiet um Kelheim seit März 1945: mehrere Gebäude- und Sachschäden
• durch Gefechte zwischen deutscher und US-Artillerie seit 24./25. April 1945: zahlreiche Gebäude- und Sachschäden, v.a. durch Granateneinschläge in der Stadt
• durch Brückensprengungen am 27. April 1945: zahlreiche Gebäude- und Sachschäden
• Schäden insgesamt:
- Totalschaden an 14 Gebäuden
- schwere Schäden an 32 Gebäuden
- geringe Schäden an 130 Gebäuden
- Schäden an 32 städtischen Gebäuden
Kriegsende
• 10. – 15. April 1945: Errichtung von Panzersperren auf den Hauptstraßen in Kelheim
• ab 21. April 1945: Ausfall der Stromversorgung Kelheims
• Mitte/Ende April 1945: Gerüchte über eine bevorstehende Sprengung der Befreiungshalle durch die SS bzw. den Volkssturm
• 23./24. April 1945:
- Rückzug der Wehrmachts-Einheiten aus Kelheim in Quartiere südlich der Donau
- Rückzug von SS-Einheiten aus dem Raum Neumarkt i.d.Opf. in eine Auffangstellung südlich der Donau bei Kehlheim
• 24. April 1945:
- Errichtung einer Verteidigungsstellung am Brückenkopf Kelheim durch eine deutsche Infanterie-Kompanie
- Sprengung des Löwendenkmals und von Teilen des Teufelsfelsens zur Sperrung der Straße Bad Abbach – Kelheim durch deutsche Truppen
- Errichtung von Wehrmachts- und SS-Verteidigungsstellungen
- Kappen der Überfahrtseile der Donaufähren
• seit 24. April 1945: Gefechte zwischen deutschen und US-Einheiten im Donauraum
• 24./25. April 1945: Auflösung aller im Raum befindlicher Volkssturmkompanien
• seit 24./25. April 1945: Gefechte um Kelheim und Beschuss der Stadt durch deutsche und US-Artillerie
• 25. April 1945:
- deutscher Artillerie-Beschuss auf den Hang des Herzbergs
- Sprengung der Brücken am Herzberg
- Sprengung der Altmühl- und der Donaubrücke in Kelheim
- Sprengung der Eisenbahnbrücke bei Poikam
- Einmarsch der US-Armee in Kelheim
• 27. April 1945: Auflösung der letzten SS-Verbände im Donauraum
Ausgangslage
Einwohnerzahlen:1946: 10.108
1955: 12.107
1961: 11.927
1968: 11.750
• seit 1939: Kriegsgefangene und Fremdarbeiter in Kelheim
• seit 1941/1943: Evakuierte, zunächst v.a. Kinder, später auch ausgebombte Erwachsene in Kelheim, v.a. Hamburger und Wiener
• seit Januar 1945: vermehrtes Eintreffen von Flüchtlings-Transporten in Kelheim, v.a. aus dem Sudetenland
• Februar 1945:
- 931 Flüchtlinge in Kelheim
- Unterbringung v.a. in der Langschänke
• 28. März 1945: 15.681 Flüchtlinge und Evakuierte im Landkreis Kelheim, v.a. aus München, der Westmark und Hamburg
• Frühjahr 1945:
- Eintreffen weiterer Transporte mit Flüchtlingen
- Unterbringung in beiden Schulhäusern und im Müttererholungsheim
• Mai/Juni 1945: Transport vieler ehemaliger deutscher Kriegsgefangener und Fremdarbeiter in ihre Heimatländer
• seit Januar 1946:
- Eintreffen zahlreicher Heimatvertriebener aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten und Flüchtlinge aus der SBZ
- Unterbringung der Flüchtlinge und Heimatvertriebenen v.a. in städtischen Räumen, u.a. im Postamt, und in Barackenlagern
• 1949: Auflösung des Flüchtlingslagers Weltenburg
• bis 1950: Anstieg der Bevölkerung Kelheims um über 2/3 von ca. 6.000 vor dem Krieg auf über 11.000 im Jahr 1950, v.a. durch den Zustrom von Flüchtlingen und Heimatvertriebenen
• 13. September 1950: 2.672 Heimatvertriebene (10.879 Einwohner insgesamt)
Wiederaufbau
Umsetzung:• 1944: Verlegung des Sitzes und der Hauptproduktionsanlage der ausgebombten Weißbierbrauerei Schneider und Sohn von München nach Kelheim
• 29. April 1945: Errichtung einer Notbrücke über die Donau durch die US-Besatzungstruppen
• Mai 1945: Wiederinbetriebnahme des Kelheimer Wasserwerks, das städtischen Elektrizitätswerks, der Reichspost und deren Telefonnetzes
• 13. Mai 1945: Beschlagnahmung der Postschutzschule durch US-Besatzungstruppen und Nutzung als US-Kaserne
• Juli 1945: Wiederaufnahme des Schulbetriebs
• August 1945: Errichtung einer Notbrücke über die Altmühl durch das Stadtbauamt
• Oktober 1945: Errichtung hölzerner Notbrücken über die Altmühl und den Mühlbach durch die US-Besatzungstruppen
• 1946: Eingemeindung von Gronsdorf auf Anordnung der US-Militärregierung
• 1947: Genehmigung der ersten Jugendgruppen in Kelheim durch die US-Militärregierung
• 1948: Bau der Donau-Oberrealschule Kelheim (Gymnasium)
• 1950er Jahre:
- starker Anstieg der privaten und öffentlichen Bautätigkeit
- Neubauten in der Schlesierstraße
- Entstehung des Neubaugebiets „Hohenpfahl“
- Entstehung neuer Stadtteile im Osten und Süden der Stadt, um Affecking bzw.
im Bereich der Bauer- und der Urnenfeldsiedlung
- Veränderung der Gewerbestruktur durch Industrieansiedlungen
• 1952: Einweihung der neuen Donaubrücke
• Juli 1957: Einweihung der neuen Altmühlbrücke aus Eisen und Beton
• 1961/1962: Bau der evang. St. Lukas-Kirche
• 1972: Eingemeindung von Stausacker im Zuge der Gebietsreform
• 1975: Eingemeindung von Weltenburg im Zuge der Gebietsreform
Literatur
ETTELT, Rudibert: Geschichte der Stadt Kelheim. Bd. II: von 1933 bis 1945. Hrsg. von der Stadt Kelheim, Kelheim 2005, S. 239 - 570.
SCHMID, Alois: Kelheim. Die Stadt am Fluß, Stuttgart 1996 (= Bayerische Städtebilder: Altbayern. Hrsg. von Konrad Ackermann und Manfred Pix), S. 53.
HEINRICH, H. (Hrsg.): Die Eingliederung und Aufbauleistung der Heimatvertriebenen im Landkreis Kehlheim, Kehlheim 1989.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1952. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1952, S. 492.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1955. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1955, S. 18.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1969. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1969, S. 19.
INTERNET:
http://cms.kelheim.de/StadtUmgebung/Landschaftsundstadtgeschichtlicher%C3%9Cberblick/tabid/2331/language/de-DE/Default.aspx (15.01.2010).