Atlas zum Wiederaufbau

Hof

Im Februar und April 1945 kam es zu mehreren Luftangriffen, bei denen vor allem die Bahnanlagen getroffen wurden. Am 15.04.1945 besetzten US-Truppen die Stadt nach Gefechten. Da 1945 18.000 Flüchtlinge nach Hof drängten, wurde im Oktober eine Zuzugssperre verhängt; Massenlager wurden eingerichtet (Moschendorf). 1950 waren 14.056 von 61.033 Einwohnern Heimatvertriebene. Die Kommune verkaufte symbolische Bausteine, um den Bau neuer Siedlungen zu finanzieren.

Angriffe

• 14. Februar 1945: erster US-Luftangriff durch 12 B-17 Bomber:
 - ursprüngliches Angriffsziel: Bahnanlagen in Chemnitz (mit 457 Bombern)
 - als Ausweichsziele für versprengte Maschinen ausgewiesen: Bamberg, Eger und Hof
 - statt der anvisierten, jedoch verfehlten Bahnanlagen Bombardierung des Fabrikviertels und der Poststraße
• 05. April 1945: Tieffliegerangriff
• 08. April 1945: US-Angriff von 101 B-17 Bombern und zahlreichen P-51 Mustang-Jägern auf die Einrichtungen der Reichsbahn und den Bahnhof in Hof
 - Angriff im Rahmen der Operation „Clarion“ mit der Zielsetzung der vollständigen Zerstörung des deutschen Transportsystems
 - Abschuss von zwei Bombern durch die Hofer Flakabwehr
• 10. April 1945: dritter Luftangriff
• 11. April 1945: Tieffliegerangriff
• 12. April 1945: Bombardierung der Eisenbahnbrücke bei Unterkotzau

Tote und Verletzte

• durch den ersten Luftangriff vom 14. Februar 1945: 36 Todesopfer
• durch Tieffliegerangriff vom 05. April 1945: mehrere getötete Soldaten
• infolge des Bombenangriffs vom 08. April 1945: 312 Tote, darunter 244 Zivilisten und 68 Soldaten
• während der Bombardierung der Eisenbahnbrücke am 12. April 1945: fast 100 Todesopfer in Unterkotzau

Schäden

• insgesamt Beschädigung von etwa 4.000 Wohnungen
• Zerstörungsgrad des Gesamtbestandes an Wohnungen: 4,5%
• Schäden infolge des Angriffs vom 14. Februar 1945:
 - völlige oder teilweise Zerstörung von 25 Häusern
 - schwere Schäden in der Leimitzer Straße
 - zerstörte Gebäude in der Poststraße, der Jägerzeile, der Gabelsberger- und der Ottostraße sowie im Lodaweg und im Münster- und Bahnhofsviertel
• Schäden infolge des Angriffs vom 08. April 1945:
 - weitgehende Zerstörung des Bahnhofs, der Gleisanlagen und der Betriebswerke
 - heftige Zerstörungen an den Straßenzügen beiderseits der Bahnanlagen sowie in der Theresien-, der Sophien- und der Bahnhofsstraße
 - weiteres betroffenes Gebiet vom Münstergrund bis zum Alsenberg
 - Vernichtung sämtlicher Häuser in der Theresienstraße
 - völlige Zerstörung von 80 Gebäuden
 - schwere Beschädigung von über 59 Häusern
 - mittelschwere Schäden an 83 und mittlere bis leichte Schäden an ca. 100 Häusern
 - Bombeneinschläge auch im vollbesetzten Lazarett im Sophienberger Schulhaus
 - Beschädigung der städtischen Hauptwasserleitungen
 - Andauern der Löscharbeiten bis zum 15. April
• Schäden infolge des Angriffs vom 10. April:
 - Zerstörung des Bahnhofs Neuhof und des Lagerhauses der Baywa
 - nach Feuerwehrberichten einwöchiges Andauern der Löscharbeiten
• infolge des Tieffliegerangriffs vom 11. April 1945: weitere Sachschäden
• während der Bombardierung der Eisenbahnbrücke am 12. April 1945: in Unterkotzau Zerstörung von 13 und erhebliche Beschädigung von 12 Häusern

Kriegsende

• 14. April 1945: Sprengung der Saalebrücken durch deutsche Kräfte, dabei Beschädigung einiger Häuser
• Beschädigung weiterer Häuser während des alliierten Einmarsches und des deutschen Abwehrkampfes
• bis zum Abend des 15. April 1945: vollständige Besetzung Hofs durch US-Armee nach kurzem Artilleriebeschuss und Beseitigung vereinzelten Widerstands noch vorhandener deutscher Wehrmachts- bzw. Volkssturmkräfte

Spuren des Krieges

• bis zum Jahr 2002: wiederholte Auffindung und Bergung von Bombenblindgängern

Ausgangslage

Einwohnerzahlen:
1939: 44.877
1946: 54.645
1955: 57.696
1961: 57.129
1968: 55.047
Flüchtlinge und Heimatvertriebene:

• seit März 1945: Eintreffen von Flüchtlingszügen aus dem Osten
• bis zur Zuzugssperre vom Oktober 1945: ca. 18.000 Flüchtlinge
• Unterbringung der Flüchtlinge:
 - sämtliche Schulen
 - Säle
 - Privathäuser
 - Behelfsunterkünfte
 - Baracken
 - Flüchtlingslager
• Einrichtung von Massenlagern zur Flüchtlingsunterbringung bis Herbst 1945:
 - katholische Schule (Altecker Schule mit Turnhalle)
 - Hofecker Schule mit Turnhalle
 - Fabrikzeile 3/5, Rammensee-Fabrikhallen
 - Schützenstraße 11, Mädchenheim
 - Hotel Kaiserhof
 - Gaststätte Theresienstein
 - Gaststätte Hofeck
 - Gaststätte Genossenschaftsheim
 - Koch`sche Zwirnerei
 - Lager Moschendorf
• Entwicklung der Flüchtlingszahlen laut Einwohnermeldeamt:
 - 15. Mai 1945: 5.394 Flüchtlinge und Evakuierte
 - 1948: 17.897, 30,3% Flüchtlinge (und Evakuierte), 949 Ausländer
 - 1949: 19.847, 33,12% Flüchtlinge (und Evakuierte), 439 Ausländer
• 13. September 1950: 14.056 Heimatvertriebene (61.033 Einwohner insgesamt)

Wiederaufbau

Pläne und Ideen:

• ab 9. Mai 1945: Beauftragung mehrerer Baufirmen mit der Behebung der Gebäudeschäden durch das Stadtbauamt und Bestimmung eines Industrie- und Handelsgremiums
• 21. November 1945: Stadtratsbeschluss
 - Wiederaufbau zerstörter Scheunen und Lagergebäude
 - Beibehaltung des Baulinienplans vom 25. November 1938 und der geschlossenen Bebauung mit dreigeschossigen Wohnblöcken
• 1948 „Bausteinaktion“: zur Finanzierung der Baudarlehn Verkauf symbolischer Bausteine für 10 oder 100 DM durch die Bürgermeister

Umsetzung:

• Maßnahmen und Entwicklungen nach Kriegsende bis Ende 1945:
 - Arbeitseinsatzpflicht aller 14 bis 65jährigen zur Beseitigung von Trümmern und Bewältigung der alltäglich anfallenden Aufgaben wie Müllabfuhr und Nahrungsmittelausgabe
 - zunächst Priorität der Wiederherstellung des zerstörten Wohnraums sowie Bereitstellung zusätzlicher Wohn- und Unterbringungsmöglichkeiten
 - Instandsetzung des Wasser-, Gas- und Stromversorgungsnetzes
 - Beginn mit dem behelfsmäßigen Wiederaufbau der Saalebrücken (bis 18. August 1945 Fertigstellung einer Behelfsbrücke als Ersatz für die Sachsenbrücke)
 - Wiederinbetriebnahme von Post und Eisenbahn sowie des Fernsprechnetzes
• seit Mitte/Ende 1946: sukzessive Wiedererholung der meisten Betriebe, Industrie- und Gewerbezweige, sowie Ansiedlung neuer Produktionsbereiche vornehmlich durch die Heimatvertriebenen, z.B.:
 - „Die Neue“, Neue Baumwollspinnerei und Weberei Hof
 - Militzer und Münch (Verkehrsgewerbe-Firma)
 - Flüchtlingsbetrieb Karl Höhn (Malerwalzen und Schablonen)
 - Flüchtlingsbetrieb Karl Schneider (Möbelfabrik)
 - Karl Schmidt Bankgeschäft
• ab 1948: Intensivierung des Wohnungsbaus, z.B. durch den Neubau von Reihenhaussiedlungen
• 1949:
 - Bau von 3 Holzschulhäusern für den provisorischen Unterricht
 - Neuerrichtung von 340 Wohnungen
• Neubelebung des kulturellen Lebens:
 - Neues Theater (1947)
 - Städtebundtheater (1948)
 - Symphonieorchester der Stadt Hof (1948)
 - Städtisches Museum/Heimatmuseum (1949)
 - Volksbücherei (1949)
 - Kulturbund mit Volkshochschule und Filmklub (1949)
• Ausbau des Verkehrsanschlusses (Verkehrsanschluss nach Westen, da alle Fernstraßen bislang nach Osten ausgerichtet):
 - bis 1951: Ausbau der B15 und B173
 - 1965: Bau der B 505 als Zubringer zur Autobahn Hof-Nürnberg

Literatur

EBERT, Friedrich: Kleine Geschichte der Stadt Hof, Hof 1988, S.145 - 186.
MACK, Uta Barbara: Die Stadt Hof in der ersten Nachkriegszeit bis 1949. Zulassungsarbeit zur ersten Prüfung für das Lehramt an Volksschulen 1965/II vorgelegt an der Pädagogischen Hochschule Bayreuth der Universität Erlangen-Nürnberg.
MÜLLER, Rudolf: Chronik der Stadt Hof. Rechts- und Verwaltungsgeschichte der Stadt Hof, Hof 1997, S. 317 ff.
OSTERMANN, Rainer: Kriegsende in der Oberpfalz. Ein historisches Tagebuch, Regensburg 1995.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1952. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1952, S. 494.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1955. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1955, S. 18.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1969. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1969, S. 18.
WURDACK, Jörg: Militärgeschichte der Stadt Hof, Hof 2005, S. 339 - 478.

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