Atlas zum Wiederaufbau

Friedberg

Einzelne Bomben, die bei Luftangriffen auf Augsburg abgeworfen wurden, trafen das Friedberger Stadtgebiet. Am 28.04.1945 wurden nach Verhandlungen des Bürgermeisters SS-Einheiten zur Verteidigung der Stadt wieder abgezogen, US-Truppen marschierten friedlich ein. Die Bevölkerungszahl nahm durch die Aufnahme von Flüchtlingen und Vertriebenen stark zu, 1950 gehörten 20% der 9.443 Einwohner dieser Gruppe an. Mehrere Wohnsiedlungen und zahlreiche städtische Bauten wurden errichtet.

Angriffe

• keine gezielten Luftangriffe, jedoch vereinzelt Bomben bei Angriffen auf Augsburg im Friedberger Stadtgebiet, z.B. am 26. Februar 1944

Tote und Verletzte

• durch Luftangriff auf Augsburg am 26. Februar 1944: 8 Menschen sterben in Friedberg durch eine Luftmine

Schäden

• infolge einer Luftminendetonation am 26. Februar 1944:
 - 2 Häuser in der Luberstraße in Friedberg West vollständig zerstört
 - 3 weitere Gebäude beschädigt
• bei weiteren Bombenangriffen ein Bauernanwesen im Westen Friedbergs sowie die Schwabmühle getroffen

Kriegsende

• 25. April 1945: Einrücken einer SS-Einheit zur Verteidigung der Stadt
• 27. April 1945: Zerstörung einer Panzersperre an der Bergstraße durch eine ca. 50-köpfige Gruppe Friedberger Frauen
• 28. April 1945: Abzug der SS nach Verhandlungen des Bürgermeisters Schambeck und kapitulationsbereiter Bürger und friedlicher Einmarsch der US-Armee

Ausgangslage

Einwohnerzahlen:
1939: 6.488
1946: 8.697
1955: 10.269
1961: 10.838
1968: 12.189
Flüchtlinge und Heimatvertriebene:

• ab 1943/1944: gesteigerte Unterbringung von Fremdarbeitern und Kriegsgefangenen sowie Einquartierung von Luftkriegsgeschädigten
• Flüchtlingszahlen:
 - Frühjahr 1946: ca. 900 Flüchtlinge in der Stadt
 - 1947: insgesamt 9.364 Flüchtlinge in der Stadt und im Landkreis Friedberg
 - 13. September 1950: 1.877 Heimatvertriebene (9.443 Einwohner insgesamt)
 - bis 1950: Anzahl der aufgenommenen Flüchtlinge und Heimatvertriebenen entspricht 20% der ursprünglichen Bevölkerung im Stadtgebiet
• notdürftige Unterbringung der Flüchtlinge und Heimatvertriebenen im Landkreis nach Kriegsende:
 - Regierungslager Georgenschule
 - Lager an der Lokalbahn
 - ehemaliges NS-Kinderseminar Metzgergut an der Aichacher Straße
 - mechanische Spinnerei und Weberei Rosenau
 - Dasing
 - Mering (Schloß, Gasthof alte Welt)
• bis Anfang der 1950er: wegen Baumaterialmangel kann die Wohnraumnot kaum behoben werden
• seit 1949/1950: Entwicklung von Siedlungskernen in Friedberg-West, der Benediktiner-Siedlung und der Siedlung Lindenau

Wiederaufbau

Pläne und Ideen:

• Stadtratbeschluss vom 20. August 1945 über die Einrichtung eines Wohnungsamtes
• 17. April 1946: Stadtratsondersitzung über organisatorischen Ablauf der Entwicklung des Wohnungswesens

Umsetzung:

• 1949: Stadtratbeschluss zum Neubau eines Knabenschulhauses
• seit 1949/1950: Entwicklung von 3 Siedlungskernen der Heimatvertriebenen in Friedberg:
 - Friedberg-West: vornehmliche Wohnungsbautätigkeit im Gärtnerweg, der Altbayernstraße, der Ludwig-Thoma-Straße, der Peter-Rosegger-Straße und der Zöllnerstraße
 - Benedikt-Siedlung: bis 1955/1956 Entstehung von 13 Einzel- und 11 Doppelhäusern durch Engagement der Wohnungsbauinitiative „Christenvolk baut auf“ und das „Ulrichswerk“
 - Siedlung Lindenau
• weitere Baumaßnahmen ab 1949/1950:
 - 6 Isarthaler Holzhäuser in der Pius-Häusler-Siedlung
 - 18-Familienwohnblock an der Wiffertshauser Straße durch die Baugenossenschaft m.b.H.
 - 8 Mietwohnblöcke mit 60 Wohnungen an der Alois-Sperrer-/Hermann-Löns-Straße
 - Siedlungsprojekt der Siedlergemeinschaft „St. Benedikt“ im Süden Friedbergs
• nach 1955 in Friedberg-West entstandene Siedlungen:
 - St. Ulrich-Siedlung
 - Siedlung Augsburg-Kriegshaber
• 1955: Beginn mit dem Auf- und Ausbau der Berufsschule
• 1956:
 - Bau eines 24-Familien-Wohnblocks durch die Stadt
 - Bau eines Wohnblocks mit 12 Wohnungen durch die gemeinnützige Baugenossenschaft im Süden Friedbergs
 - Errichtung der Landwirtschaftlichen Kreisberufsschule Friedberg

Literatur

CZYSZ, Wolfgang: Stadtbuch Friedberg Bd. 1 und Bd. 2, Friedberg 1991.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1952. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1952, S. 500.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1955. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1955, S. 18.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1969. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1969, S. 19.
UNGLAUB, Erich: Friedberger Lesebuch, Wolfenbüttel 2005.

DANK
Für weitere Auskünfte danken wir dem STADTARCHIV Friedberg.

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