Während die US-Arme Ende April 1945 auf Freising vorrückte, kam es zu Kämpfen und Bombardements, 190 Gebäude wurden beschädigt. Evakuierte und Displaced Persons brachte man zunächst auf dem Domberg, in Turnhallen und Gasthäusern unter. Der Wiederaufbau der Industriebetriebe, die Schließung von Kriegslücken, der soziale Wohnungsbau sowie Neubauten für städtische und kirchliche Institutionen wurden vorangetrieben.
Angriffe
• 18. April 1945: US-Luftangriff
- 61 Flugzeuge
- Angriffszentrum: Bahnhofsgebiet und umliegende Industriebetriebe
• 29. April 1945: Einschlag aus dem Ampertal abgefeuerter US-Granaten im Stadtgebiet
Tote und Verletzte
• durch Luftangriff am 18. April 1945:
- 224 Tote
- 2 Schwerverletzte
- zahlreiche weitere Verwundete
Schäden
• durch Luftangriff am 18. April 1945:
- 190 beschädigte Gebäude
- 20 völlig zerstörte Bauwerke
- völlige Vernichtung u.a. der Evangelischen Kirche, der „Arbeiterheimat“ in der Brunnhausgasse 4 und der Firma Steinecker
- 14 Gebäude über 50% zerstört
- 156 Gebäude bis zu 50% zerstört
- v.a. erhebliche Schäden im Vinzentinum in der Bahnhofstraße und im Gebiet Kochbäckergasse/Oberer Graben
• durch Artillerie-Beschuss am 29. Apri l945: Schäden im nördlichen Teil der Stadt
Kriegsende
• 29. April 1945:
- Verteidigungskämpfe zwischen Wehrmacht und US-Armee an der sog. Amperline vor der Stadt bei Zolling
- gegen 12.00 Uhr: Rückzug der letzten regulären Wehrmachtstruppen nach Süden
- 13.45 Uhr: Beschuss der Stadt durch US-Artillerie
- 17.30 Uhr: erste US-Einheiten erreichen die Wieskirche
- 18.30 Uhr: Stadtkommandant gibt Befehl zum Rückzug für die letzte, 160 Mann starke Volkssturmeinheit
- keine Kampfhandlungen innerhalb Freisings
- Verhinderung von Verteidigungskämpfen im Stadtgebiet durch Freisinger Bürger, u.a. Carl Dettenhofer, Alois Pfaller, Rudolf Craml, Aloys Schwarz und Stadtpfarrer Albert Brey
- Versuch durch Dettenhofer u.a. eine weiße Fahne am Kirchturm zu hissen; Weigerung des Stadtkommandaten wg. der SS-Präsenz in der Stadt
- Sprengung der Isarbrücke (Korbinianbrücke) durch die SS
- Abzug der SS-Einheiten
- Übergabeverhandlungen zwischen US-Armee sowie Dettenhofer, dem Bürgermeister und dem Pfarrer von St. Georg
- Übergabe der Stadt an die US-Armee
Spuren des Krieges
• mit Denkmalaufschrift versehener Neubau der Evangelischen Kirche in der Saarstraße
Ausgangslage
Einwohnerzahlen:1946: 24.482
1954: 26.170
1955: 25.790
1961: 27.562
1968: 29.686
• seit 1943: Aufnahme erster Evakuierter und Luftkriegsgeschädigter
• Unterbringung der Flüchtlinge, Evakuierten und Displaced Persons in Massenquartieren und Flüchtlingslagern:
- auf dem Domberg
- Landshuter Hof
- Kindergarten Veitsmüllerweg
- Turnhallen (u.a. an der Fischergasse)
- Wirtschaftssäle (u.a. im Stieglbräusaal)
• Anzahl der aufgenommenen Flüchtlinge:
- 1946: 2.860 (Stadt), 8.285 (Freising Land)
- 01. Januar 1947: 2.913 (Stadt), 10.461 (Freising Land)
- 01. Januar 1948: 2.988 (Stadt), 12.844 (Freising Land)
- 01. Januar 1949: 3.464 (Stadt), 13.082 (Freising Land)
- 31. Dezember 1949: 3.588 (Stadt), 13.660 (Freising Land)
- Ende 1948: 1.116 Evakuierte und 850 Ausländer bzw. Displaced Persons
• 13. September 1950: 4.666 Heimatvertriebene (25.491 Einwohner insgesamt)
Wiederaufbau
Pläne und Ideen:• Priorität der Förderung des Wohnungsbaus und des Schulwesens
• 03. Februar 1950: Vorstellung eines städtischen Bebauungsplans
• Mai 1945:
- Errichtung einer Pontonbrücke über die Isar (v.a. für das US-Miliär)
- Errichtung eines Holzstegs über die Isat
• wirtschaftlicher Neubeginn und Stadtentwicklung 1945 - 1948:
- noch im Mai 1945: rasche Behebung der Artillerieschäden im Gräflich von Moy`schen Hofbräuhaus
- 14. Mai: Wiederinbetriebnahme des Bahnverkehrs
- Errichtung einer neuen Gießerei und wirtschaftlicher Aufstieg der Gießerei Anton Schlüter
- Wiederaufbau der völlig zerbombten Maschinenfabrik Anton Steinecker
- Notenfabrik Sünova
- Chemisch-Technischer Kosmetikbetrieb H. L. Kainz
- Pharmazeutischer Betrieb Fa. Hamann
- Karosseriefirma Kastner
- Keramische Fabrik Amtmann und Dr. Broda
- Bavaria Baustoff AG
- Spezialbau GmbH Kleibel
• insgesamt Entstehung bzw. „Wieder“-Belebung von 313 Einzelhandels-, 703 Handwerks-, 348 sonstigen und 37 Industriebetrieben im Stadtgebiet Freising:
- Wiederaufbau der Isarbrücke
- Baubeginn an 183 Baustellen
- Wiederaufbau des Bahnpostamtes
- Wiederauf- bzw. Neubau von 36 Wohnhäusern, 5 Lagerhäusern, 17 Werkstätten, 6 Stallungen und Schuppen, 10 Behelfsheimen, 9 Garagen, 13 Stadl, 12 Einfriedungen und eines Kiosks; ferner 39 Um- und Erweiterungsbauten
• bis 1948: Wiedererrichtung der Korbiniansbrücke
• 1949:
- Neuerrichtung von 171 Wohnungen
- Einweihung des restaurierten Asamsaales
• 1950:
- Baubeginn von 360 neuen Häusern, einer Schule und einem Kindergarten im Lerchenfeld
- Einweihung des Neubaus des Vinzentinums
- Fertigstellung von Neu- und Erweiterungsbauten an der Oberen Hauptstraße
- Eröffnung der „Kommerzienrat Schlüter Siedlung“ mit dem Richtfest für die ersten beiden Doppelhäuser
• 1951:
- Produktionsbeginn in der neu errichteten Handschuh- und Wirkwarenfabrik Taubert in der Ismaningerstraße
• 1952:
- Einweihung der neu gebauten Evangelischen Stadtpfarrkirche
• 1953:
- Bahnhofsneubau
• 1954:
- Wiedereröffnung des Kolosseumsaals nach Renovierung
- Aufstellung erster Verkehrsampeln im Stadtgebiet
• 1955:
- neues Sportheim in der Luitpold-Anlage
- Wiedereröffnung der restaurierten Stadtkirche St. Georg
• 1956:
- Eröffnung des Freisinger Rot-Kreuz-Heimes
- Renovierung der Dom-Krypta und Fund des seit 248 Jahren verschollenen Korbinian-Sarkophags
- Ausbau der Vöttinger Straße
- Straßendurchbruch vom Johannisplatz zur Münchner Straße bzw. zum Bahnhof und dadurch Schaffung der Johannisstraße
- Fertigstellung eines Seitenflügels für Wirtschaftsräume am neuen Bahnhofsgebäude
- Erweiterungsbauten an der Hochschule Weihenstephan (neues Hörsaalgebäude)
• 1957:
- Einzug der ersten deutschen Soldaten (Transport-Kompanie des Luftwaffenversorgungsregiments Erding I) in der Artilleriekaserne (Stein-Kaserne)
- Übergabe der Artilleriekaserne durch die US-Armee an die Bundeswehr
• 1957/1958:
- mehrere Neubauten an der Hauptstraße
- Eröffnung des neuen Kreiskrankenhauses
- neue Aussegnungshalle Waldfriedhof
• 1959:
- Gründung der Stadtwerke Freising und Neuorganisation der Strom-, Wasser- und Gasversorgung
- Inbetriebnahme der Kläranlage
• 1966: Abzug der letzten US-Soldaten aus Freising
• 1967: Einleitung des Raumordnungsverfahrens für den neuen Münchner Flughafen durch die Bayerische Staatsregierung (mögl. Standorte: Hofoldinger Forst oder Erdinger Moos)
• 1968: Auflösung bzw. Verlegung der Hochschule und des Priesterseminars auf dem Domberg nach München
• 1968-1974: Bau des Kardinal-Döpfner-Hauses (Bildungszentrum) und des Diözesanmuseums
• 1969: Entscheidung für das Erdinger Moos als Standort für den neuen Münchner Flughafen
• 1972: Anbindung Freisings an das Münchner S-Bahn-Netz
• 1972-1978: im Zuge der bayerischen Gebietsreform:
- Verlust der Kreisfreiheit und Erhebung zur Großen Kreisstadt (1972)
- Eingemeindung von Haindlfing, Itzling, Sünzhausen und Tüntenhausen (1972)
- Eingemeindung von Pulling und Attaching (1978)
• 1974:
- Eröffnugn des Diözesanmuseums auf dem Domberg
- Eröffnung der Hochtrasse über die Bahnlinie
• 1975: Freigabe der neuen Isarbrücke (Luitpoldbrücke) für den Verkehr
• ab 1980: Bau des neuen Münchner Flughafens im Erdinger Moos (Eröffnung: 1992)
Literatur
HACKER, Peter: Freising. Was die Stadt im 20. Jahrhundert bewegte, Passau 2002.
STADT und STADTARCHIV FREISING: Freising. 60 Jahre Kriegsende, Freising 2005.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1952. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1952, S. 490.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1955. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1955, S. 18.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1969. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1969, S. 19.
WANDINGER, Anton: Freising von 1945 bis 1950, Freising 1950.
INTERNET
http://www.freising.de/stadtportrait/stadtgeschichte.html (20.04.2011).
DANK
Für weitere Auskünfte danken wir dem STADTARCHIV Freising.