Atlas zum Wiederaufbau

Freilassing

1944/45 erfolgten mehrere Luftangriffe vor allem auf das Bahngelände. Am 04.05.1945 marschierten US-Truppen in die Stadt ein. Die Bevölkerung stieg stark an, 1954 waren 1/4 Neubürger, meist Heimatvertriebe. Die ansässige Industrie wurde aufgebaut, neue Firmen angesiedelt. Seit 1950 betrieb die Stadt mithilfe der Gemeinnützigen Wohnungsbaugenossenschaft intensiv den Wohnungsneubau.

Angriffe

• 17. November 1944: erster Bombenabwurf auf Freilassing (unkontrollierter Bombenabwurf bzw. Notabwurf)
• 17. Dezember 1944: Tieffliegerangriff
• 16. April 1945: Tieffliegerangriff auf den Bahnhof
• 25./26. April 1945: schwere Bombenangriffe:
 - tagsüber US-Luftangriff auf das Heereszeugamt
 - abens bzw. nachts alliierter Luftangriff von über 100 US-amerikanischen und britischen Flugzeugen in 6 Wellen

Tote und Verletzte

• durch Tieffliegerangriff am 17. Dezember 1944: 1 Toter
• durch Luftangriffe vom 25./26. April 1945: 76 Tote

Schäden

• durch Luftangriff vom 17. November 1944: völlige Zerstörung des Oedhofs
• durch Luftangriffe vom 25./26. April 1945:
 - Zerstörung des Bahnhofs samt Bahngelände
 - weitgehende Zerstörungen einzelner Ortsteile
 - massive Schäden in einzelnen Ortsteilen
 - völlige Zerstörung von 65 Häusern
 - mittlere und leichtere Zerstörungen an 164 weiteren Gebäuden

Kriegsende

• 02. Mai 1945:
 - Sprengung der eisernen Rupertusbrücke über die Saalach im Vorfeld des US-Einmarsches
 - anstatt der Sprengung der Eisenbahnbrücke wird diese mit einer entgleisten Lok gesperrt
• 04. Mai 1945: von Teisendorf kommend, kampfloser Einmarsch von Einheiten der 20. Panzerdivision der 7. US-Armee

Spuren des Krieges

• von der zerstörten Rupertusbrücke über die Saalach existieren auf beiden Seiten noch die Widerlager
• in Strommasten am Bahnhof gibt es vereinzelt immer noch Einschusslöcher zu sehen (Tieffliegerangriffe)
• auf dem Gelände des ehemaligen Heereszeugamtes gibt es noch Betonböden von Lagerhallen

Ausgangslage

Einwohnerzahlen:
1939: 4.829
1946: 6.098
1955: 8.311
1961: 9.322
1968: 10.938
Flüchtlinge und Heimatvertriebene:

• seit 1943: Aufnahme von Luftkriegsevakuierten
• 1946: 736 registrierte Flüchtlinge
• 1947: 1.486 registrierte Flüchtlinge
• bis 1948: Aufnahme von ca. 1.700 Flüchtlingen
• 13. September 1950: 1.672 Heimatvertriebene (7.214 Einwohner insgesamt)
• zwischen Kriegsende und 1954: Bevölkerungsanstieg von ca. 5.000 auf ca. 8.000 Einwohner, davon über 1/4 der Stadtbevölkerung sog. „Neubürger“ aus dem Osten
• bis in die 1960er:
 - Aufnahme von insgesamt über 3.000 Personen bzw. „Neubürgern“ in Freilassing, meist Flüchtlinge aus den ehemaligen Ostgebieten des Deutschen Reiches
 - die „Neubürger“ stellen ca. 30% der Bevölkerung

Wiederaufbau

Pläne und Ideen:

• nach Kriegsende:
 - Verhinderung von Gewerbeansiedlungen um den bestehenden Betrieben den Wiederaufbau ohne „Konkurrenz“ zu erleichtern
 - erst mit dem Erwerb des Heereszeugamtes Übergang zu gezielter Ansiedlung von Betrieben im Rahmen der Stadtentwicklung, der Arbeitsplatzbeschaffung und des Wohnungsbaus
 - gemäß einem Bebauungsplan für das ehemalige Heereszeugamt waren rund 150.000 qm für die Industrie, ca. 50.000 qm für Handwerker und etwa 60.000 qm für Siedlungszwecke vorgesehen
 - ferner waren größere Flächen für Straßen, Gleise und Grünanlagen nötig
• Ende 1949: 168 Familien mit 545 Personen leben noch in Baracken, die Anzahl der gesuchten Wohnungen lag bei 322
• bis 1963: enormes Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum v.a. infolge neuer Arbeitsplätze durch die gezielte Ansiedlung von Industrie, Handel und Gewerbe, die Entstehung neuer Berufsbranchen durch die Heimatvertriebenen sowie mit der Deutschen Bundesbahn als jahrzehntelang größtem Arbeitgeber der Stadt

Umsetzung:

• Juni 1945: Wiederinbetriebnahme des Eisenbahnverkehrs
• 1946: Eröffnung der Volkshochschule
• 1947/1949:
 - Erwerb des Geländes des ehemaligen Heereszeugamtes (44 ha) durch die Stadt zu Bebauungszwecken um dem Problem der Wohnungsnot Herr zu werden
 - Beginn mit der Errichtung sogenannter „Schwarzhäuser“ – Fertighäuser aus Holz die schnell und kostengünstig zu erstellen waren – in Hofham und im ehemaligen Heereszeugamt
• 1948:
 - Ansiedlung der Paul Kiefel GmbH (Neugründung 1955)
 - Ansiedlung der John GmbH
• 1949:
 - Ansiedlung der Firma Baum & Wolfram
 - Ansiedlung des Autohauses Marx
• 1950:
 - Errichtung von Wohnblock mit 12 Wohneinheiten an der Vinzentiusstraße durch die Gemeinnützigen Wohnbaugenossenschaft Freilassing eGmbH (1950 gegründet)
 - Ansiedlung der Spedition Nieten
 - Bau des neuen Schulhauses der Mädchenrealschule östlich des Klostergebäudes
• seit 1950: intensive Maßnahmen des Sozialen Wohnungsbaus
• Anfang der 1950er Jahre: Bau des Hauptpostamtes
• seit Mitte der 1950er Jahre: Errichtung von Familienheimen durch den Bund der Kinderreichen
• 1952: Errichtung von 3 weiteren Gebäuden mit je 12 Wohnungen durch die Gemeinnützigen Wohnbaugenossenschaft Freilassing eGmbH
• 1953: Ansiedlung des Pannonia-Verlags
• 1954:
 - Ansiedlung der Weberei Gerns & Gahler
 - Einrichtung der Knabenmittelschule im Neubau der Volksschule
• 04. September 1954: Stadterhebung Freilassings
• 1957: Eröffnung der neu erbauten Berufsschule
• 1958: Ansiedlung von Sanitär Heinze
• 1961: Erweiterungsbau der Mädchenschule
• 1963: Ansiedlung von Bahnbaumaschinen Plasser
• 1965:
 - Neubau der Knabenrealschule
 - Neubau des Krankenhauses

Literatur

AICHER, Ernst: Die letzten Tage des „Tausendjährigen Reiches“ in Freilassing, in: Das Salzfass. Heimatkundliche Zeitschrift des Historischen Vereins Rupertiwinkel e.V., 37 (2003), Heft 1, S. 67-76.
ENZINGER, Kurt: Freilassing. Geschichte einer jungen Stadt, Freilassing 2003, S. 237-331.
GARNER, Ernst: Freilassing im historischen Überblick, in: Heimatblätter 58 (1990), S. 4.
STADT Freilassing (Hrsg.): 40 Jahre Stadt Freilassing 1954-94. Stadtbroschüre 1994, Freilassing 1994.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1952. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1952, S. 490.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1955. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1955, S. 19.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1969. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1969, S. 19.

DANK
Für weitere Auskünfte danken wir dem STADTARCHIV und dem STADTMUSEUM Freilassing.

Weitere Bilder