Atlas zum Wiederaufbau

Forchheim

Auf Forchheim wurden beim Anflug nach oder Abflug von Nürnberg vereinzelt Bomben angeworfen. Am 15.04.1945 erfolgte der Einmarsch der US-Truppen. In der Stadt ließen sich bis 1959 6.590 Flüchtlinge nieder, das entsprach 32% der Bevölkerung. 1968 hatte Forchheim 21.422 Einweohner (1939: 10.988). Soziale Wohnungsbauten lösten ab circa 1948 die Barackensiedlungen ab. Zahlreiche städtische Einrichtungen, vor allem Schulen, wurden neu gebaut.

Angriffe

• kein direktes Angriffsziel, jedoch vereinzelter und wiederholter Abwurf von Spreng- und Brandbomben alliierter Bomber im Zusammenhang mit Luftangriffen auf Nürnberg (von ihrem An- oder Abflug nach Nürnberg abgedrängt oder vom Kurs abgekommen)
• 14. April 1945: Beschuss des Bahnhofs durch US-Tiefflieger

Tote und Verletzte

• durch Artilleriebeschuss: ein Toter

Schäden

• vereinzelte Schäden durch Notabwürfe im Zusammenhang mit Luftangriffen auf Nürnberg

Kriegsende

• 14. April 1945: Gründelbachbrücke und 3 weitere Brücken durch deutsche Truppen gesprengt
• 15. April 1945: kampflose Besetzung der Stadt durch US-Armee
• großer Anteil an der friedlichen Übergabe: Amtsrichter Poiger (geht den US-Truppen mit einer weißen Fahne entgegen)

Ausgangslage

Einwohnerzahlen:
1939: 10.988
1946: 15.481
1954: 20.000
1955: 19.021
1961: 20.947
1968: 21.422
Flüchtlinge und Heimatvertriebene:

• Oktober 1944: erste Flüchtlinge aus Südosteuropa
• bis 24.Oktober 1947: 7.391 Heimatvertriebene in 7 Massenlagern untergebracht
• 13. September 1950: 3.803 Heimatvertriebene (16.599 Einwohner insgesamt)
• bis 31. März 1959: 6.590 Flüchtlinge ortsansässig geworden (32,32% der Gesamteinwohnerzahl)

Obdachlose:

• infolge der Aufnahme von Flüchtlingen nach Kriegsende: zahlreiche Obdachlose

Wiederaufbau

Pläne und Ideen:

• Bau von Wohnungen zur Aufnahme der Flüchtlinge
• Aufbau und Wiederbelebung der traditionellen Kultureinrichtungen

Umsetzung:

• seit 1945/1950: allmähliche, dann verstärkte Ausdehnung der Stadt und Bautätigkeit an allen Stadträndern mit neuen modernen Wohnkomplexen
• 1949: Ansiedlung von 3 neuen Industriebetrieben:
 - Fa. Piansten (Schokoladenfabrik)
 - Fa. Lösch (Spezialmaschinenfabrik für die Süßwarenindustrie)
 - Fa. Köhler (Papierwarenfabrik)
• ab 1949: Neubaugebiet im Norden der Stadt
• bis 1955: Entstehung von ca. 1.900 neuen Wohnungen
• 1949 und 1951: Wiederherstellung der Brücken über den Trubach und den Gründelbach in moderner Form
• Baumaßnahmen der öffentlichen Hand:
 - Zollamt (1948)
 - Bürgerheimneubau (1949/1950)
 - Handelsschule (1950)
 - Volkshochschule (1950/1953)
 - Stadtpostamt (1951)
 - Katholische Kirche St. Anna (1953)
 - Staatliche Mittelschule (1954)
 - Haus des Handwerks (1954/1955)
 - Erweiterungsbau am Gymnasium mit Oberrealschule (1955)
 - neuer Friedhof an der Dechant-Reuder-Straße (1955/1957)
 - neues Landratsamt (1956)
 - Berufsschule (1956/1957)
 - neues Forstamt (1957)
 - städtische Berufsschule (1958)
 - Katholische Kirche „Verklärung Christi“ und Kindergarten (1958/1959)
• 1963: Aufhebung der Wohnraumbewirtschaftung für Forchheim
• 1965: Auflösung der Baracken
• 1967: Räumung und Abbruch der letzten Notwohnungen

Literatur

AMMON, Hermann: Forchheim in Geschichte und Gegenwart, Bamberg 2004, S.424 - 442.
FRANK, Alfred: Forchheim - Auf und Ab einer Stadt in ihrer 1300jährigen Geschichte, in: Heimatbeilage zum Amtlichen Schulanzeiger des Regierungsbezirks Oberfranken, 49, Bayreuth 1976, S.35 - 39.
KUPFER, Konrad: Forchheim. Geschichte einer alten fränkischen Stadt, Nürnberg 1960, S. 89.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1952. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1952, S. 494.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1955. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1955, S. 18.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1969. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1969, S. 19.

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