Atlas zum Wiederaufbau

Eichstätt

Die Kriegsschäden waren gering, da sich Lazarette und Kriegsgefangenenlager in der Stadt befanden. Der einrückenden US-Armee wurde kaum Widerstand entgegengebracht. Noch 1945 wurde ein UNRRA-Lager eingerichtet. Da das Bevölkerungswachstum in Eichstätt nicht so rasant verlief wie andernorts, hielt sich auch die Neubautätigkeit in Grenzen. Die Verlegung der Bayerischen Bereitschaftspolizei nach Eichstätt sowie die Gründung der kirchlichen Pädagogischen Hochschule (1958) brachten neue Impulse für die Stadtentwicklung.

Angriffe

• als großes Kriegsgefangenenlager und als Lazarettstadt erfolgen keine Luftangriffe auf Eichstätt und es entstehen keine Kriegsschäden
• 24./25. April 1945: US-Granatenbeschuss

Tote und Verletzte

• 24. April 1945: Erhängen von 2 Männern durch die SS wg. angeblichem Vaterlandsverrat

Schäden

• durch Granatenbeschuss am 24./25. April 1945: Schäden an der Dreifaltigkeitskapelle (später vollständig abgetragen)
• durch Brückensprengung am 24./25. April 1945: Schäden an den umliegenden Gebäuden (v.a. Fensterscheiben)

Kriegsende

• April 1945: Verlegung von russischen Kriegsgefangenen aus dem Großraum Nürnberg in die Kaserne nach Eichstätt
• Ende April 1945: Sprengung der Willibaldsbrücke (Autoumgehungs-Brücke beim Bahnübergang an der B13) durch deutsche Soldaten
• 24./25. April 1945:
 - US-Granatenbeschuss
 - Sprengung der Spitalbrücke durch SS-Soldaten
• 25. April 1945:
 - Hissen der weißen Fahne am Rathausturm
 - Vorrücken der US-Truppen von Westen her
 - kampfloser Einmarsch der US-Armee

Ausgangslage

Einwohnerzahlen:
1939: 8.150
1946: 10.965
1955: 11.416
1961: 10.625
1968: 10.274
Flüchtlinge und Heimatvertriebene:

• bis Kriegsende 1945: Unterbringung zahlreicher Evakuierter in Eichstätt
• nach 1945:
 - großer Zustrom von Heimatvertriebenen und Flüchtlingen, v.a. aus Schlesien und dem Sudentenland
 - Ernennung eines „Flüchtlingskommissars“ zur Lösung der organisatorischen Probleme
 - Unterbringung der Flüchtlinge und Heimatvertriebenen in Notunterkünften, wie der alten Berufsschule in der Westenstraße oder in städtischen Turnhallen
• 1945:
 - Einrichtung eines Lagers der UNRRA (United Nations Relief and Rehabilitation Administration; Nothilfe- und Wiederaufbauverwaltung der VN; ab 1946: IRO = International Refugee Organisation; 1952 aufgelöst) in der ehem. Heeresstandortverwaltung in der Ostenstraße (heute: Gesundheitsamt); hierin Unterbringung von Flüchtlingen und Heimatvertriebenen v.a. aus Lettland und den ehem. deutschen Ostgebieten sowie von DPs
 - Einrichtung des UNRRA-Lagers Rebdorf; hierin Unterbringung von Flüchtlingen und Heimatvertriebenen v.a. aus Littauen sowie von DPs (insgesamt ca. 1.000 Personen)
• 1949: Auflösung des Lagers Rebdorf
• 13. September 1950: 2.126 Heimatvertriebene (10.883 Einwohner insgesamt)

Wiederaufbau

Umsetzung:

• vor Kriegsende 1945: Eichstätt wird vorübergehend Sitz der Apostolischen Nuntiatur in Deutschland
• nach 1945:
 - Bau von neuem Wohnraum
 - Arbeitsplatzschaffung
• Oktober 1945: Beginn des Schulbetriebs
• 1945/1946: Wiederaufnahme des Lehrbetriebs der Pädagogischen Hochschule mit dem Wintersemester
• Februar 1946: Öffnung der Oberschule (Gymnasium)
• März 1946: Erteilung der staatlichen Anerkennung für die Pädagogische Hochschule
• 1946/1947: Aufnahme des Lehrbetriebs der Zweckverbands-Berufsschule
• 1947:
 - doppelte Einwohnerzahl im Vgl. zu 1939
 - danach beginnender Abzug, v.a. wg. fehlenden Arbeitsplätzen
• 1949: Zurückgewinnung der Kreisfreiheit (1940 augehoben)
• 1950: Erwerb von Baugrund (am Herzogfeld) des Klosters St. Waldburg durch die Stadt
• 1951: Gründung der Bayerischen Bereitschaftspolizei in Rebdorf
• 1952: Verlegung der Bayerischen Bereitschaftspolizei direkt nach Eichstätt in die Jägerkaserne
• 1950er Jahre: in der Gesamtbevölkerung 30% Anteil an Neubürgern
• bis 1964:
 - Bau von Gemeinschaftseinrichtungen (Eichstätt im 3. Reich vernachlässigt)
 - Bau einer neuen Siedlung am Berghang auf Initiative von Bgm. und MdL Georg Weinzierl
 - Modernisierung des alten Krankenhauses und Erweiterung auf 180 Betten
 - Bau der Volksschule am Graben
• Juli 1958: Gründung der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule auf Beschluss der Konferenz der bayerischen Bischöfe
• 1958 - 1972: ständige Erweiterung der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule
• 1958: Erwerbung des ehemaligen Klosters Rebdorf durch die Herz-Jesu-Missionare vom Bayerischen Staatshaus
• 1959:
 - Eröffnung einer Knabenrealschule mit Internat im Kloster Rebdorf durch die Herz-Jesu-Missionare
 - Einrichtung einer zweiten evang. Pfarrstelle
• 1960 - 1967: Bau der Hochschulgebäude östlich des Hofgartens
• 1961: Beginn der Erschließung und Besiedlung der Sollnau, zwischen Altmühl und Bundesstraße 13 im Südosten der Stadt, für Industrie- und Gewerbeansiedlungen (u.a. Zweigstelle der Firma Osram)
• 1966: Beginn der Erschließung und Bautätigkeit am Seidlkreuz
• 1969: Gründung des Naturparks Altmühltal, des mit rund 3.000 Quadratkilometern Fläche größten Naturparks in Deutschland
• 1970: Eröffnung des Eichstätter Freibads
• bis 1972: Bau einer Berufsschule
• 01. Juli 1972: im Zuge der Gebietsreform:
 - Erhebung zur Großen Kreisstadt
 - Eingliederung in den Landkreis Eichstätt
 - Landkreissitz des Landkreises
 - Stadt und Landkreis vom Regierungsbezirk Mittelfranken zum Regierungsbezirk Oberbayern
 - Eingemeindung von Buchenhüll, Landershofen, Marienstein/Rebdorf, Wintershof und Wasserzell nach Eichstätt
• 1973 - 1975: Domerneuerung im Zuge der Liturgiereform des 2. Vatikanums („neue Vierung“ durch Herausnahme der Chorschranken mit ihren Tribünen; für mehr Durchlässigkeit und Weiträumigkeit); Krypta nicht wiederhergestellt
• 1972: Erweiterung der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule zur Kirchlichen Gesamthochschule (seit 1980: Erhebung zur Katholischen Universität Eichstätt, als einzige katholische Universität im deutschsprachigen Raum; 2001: Umbenennung in Katholische Universität Eichstätt - Ingolstadt)

Literatur

FLACHENECKER, Helmut / BRAUN, Emanuel: Eichstätt. Geschichte und Kunst, 6. völlig neubearb. Aufl. München / Zürich 1992 (= Große Kunstführer; Bd. 15), S. 17 – 20.
HUBER, Rudger: Eine Stadt im Altmühltal. Eichstätt wie es keiner kennt, Horb am Neckar 1999.
NEUHOFER, Theodor: Eichstätt. Hrsg. im Auftrag der Stadt Eichstätt, 5. neubearb. Aufl., München / Zürich 1984, S. 43 f.
STADT EICHSTÄTT (Hrsg.): Eichstätter Lese- und Bilderbuch zum Stadtjubiläum 2008. Geschichte – Schicksale – Geschichten, Eichstätt 2008, S. 97 f., S. 107 – 115, S. 137, S. 142.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1952. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1952, S. 496.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1955. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1955, S. 18.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1969. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1969, S. 19.

INTERNET:
http://www.eichstaett.de/index.asp?NAVIID={0DED2967-7B43-4E8D-BC80-754AC92FD731} (15.01.2010).
http://www.eichstaett.de/index.asp?NAVIID={6CCC88B5-E886-4827-A285-B721D6A10036} (15.01.2010).
http://www.eichstaett.de/index.asp?NAVIID={CDAFC8E3-E3EB-4F4C-A9D1-290325587FB7} (15.01.2010).
http://www.ku-eichstaett.de/ueberblick/portraet/geschichte/ (15.01.2010).