Atlas zum Wiederaufbau

Dachau

Seit November 1942 gab es mehrere Luftangriffe. Bei der Verteidigung der Stadt kam es am 28.04.1945 zum Aufstand gegen SS und Volkssturm. Am 29.04.1945 befreiten US-Truppen das KZ Dachau und besetzten die Stadt. Im Regierungsdurchgangslager waren circa 86.500 Flüchtlinge kurzzeitig untergebracht. Der enorme Bevölkerungsanstieg (bis Ende 1946 um 11.000 Personen) sorgte für Notstand auf dem Wohnungsmarkt, der durch sozialen Wohnungsbau gelindert wurde. 1965 erfolgte die Einweihung der KZ-Gedenkstätte.

Angriffe

• zwischen 23. November 1942 und 09. April 1945: insgesamt ca. 15 britische und US-amerikanische Luftangriffe

• 11. Juli 1944: Bombeneinschläge am Gemeindewald und bei der Heimgartensiedlung Dachau-Süd

• 19. Juli 1944: Luftangriff auf die Rohrmattenfabrik nahe des SS-Lagers

• 21. Juli 1944: Bombenabwurf bei Dachau-Augustenfeld

• 09. April 1945:

- Luftangriff

- Abwurf von Flugblättern

Tote und Verletzte

• durch Luftangriff am 13. Juni 1944: mehrere Tote und Verletzte

• durch Luftangriff am 19. Juli 1944: 8 bis 13 Tote

• durch Luftangriff am 31. Juli 1944: 5 Tote

• durch Luftangriffe insgesamt:

- mindestens 15 Tote

- zahlreiche Verletzte

• durch Kämpfe während des „Dachauer Aufstands“ am 28. April 1945: mehrere Tote, darunter 7 getötete bzw. hingerichtete Bürger

• durch Verteidigungskämpfe bei der Besetzung der Stadt und bei der Befreiung des KZs durch US-Truppen am 29. April 1945: zahlreiche Tote, v.a. unter der SS

Schäden

• durch Luftangriff am 23. November 1942: Brandschaden durch Bombentreffer am Gut Rothschwaige

• durch Luftangriff am 13. Juni 1944:

Zerstörung und Beschädigung durch Sprengbombenabwurf:

- Wohnhäuser, v.a. im Bereich der Fabrik Schuster an der Schleißheimer Straße

- Schäden am SS-Lager

• durch Luftangriff am 19. Juli 1944: Zerstörung und Beschädigung mehrerer Häuser in der „Unteren Stadt“ am Karlsberg

• durch Luftangriff am 31. Juli 1944:

- Schäden vorwiegend in Oberaugustenfeld und der Prinz-August-Straße

- Zerstörung des Lagers der Wurstfabrik

• durch Abwehrkämpfe der SS gegen den „Dachauer Aufstand“ am 28. April 1945:

- mehrere Gebäudeschäden, u.a. am Rathaus, durch Einsatz von Panzerfäusten, Panzerabwehrkanonen und Granatwerfern

• durch Brückensprengungen am 29. April 1945: Beschädigung bzw. Zerstörung zahlreicher Häuser in Brückennähe

Kriegsende

• 28. April 1945: „Dachauer Aufstand“ von Bürgern, geflohenen Häftlingen und Deserteuren unter der Führung von Georg Schmid, Walter Neff und Georg Scherer zur Entmachtung der verteidigungswilligen Parteifunktionäre sowie der SS- und Volkssturmeinheiten

• 29. April 1945:

- Sprengung der Amperbrücken durch die SS

- Einmarsch der US-Armee in die Stadt

- SS-Abwehrkämpfe um das KZ Dachau

- Befreiung des KZs Dachau durch die US-Armee

Spuren des Krieges

• lange Jahre deutlich erkennbare Schäden an der Fassade des Rathauses durch den Einsatz schwerer Waffen durch die SS während des „Dachauer Aufstands“

Ausgangslage

Einwohnerzahlen:
1939: 17.684
1946: 18.158
1954: 25.123
1955: 25.123
1961: 28.998
1968: 32.361
Flüchtlinge und Heimatvertriebene:

• 1945 - 1960er Jahre: kurzzeitige Unterbringung von ca. 86.500 Flüchtlingen im Regierungsdurchgangslager („Dulag“) Dachau (1942 für Zwangsarbeiter erbaute Unterbringungsmöglichkeit an der Kufsteiner Straße, bestehend aus 40 Wohnbarracken)

• nach 1945:

- weitere Verschärfung der Wohnungsnot durch den Flüchtlingszustrom

- Errichtung von „Ausweichmassenlagern“ in Ampermoching, Feldgeding, Wagenried, Herbertshausen und Schwabhausen

• bis Ende 1946: Bevölkerungsanstieg um 11.000 Personen oder 135% im Vergleich zum Jahre 1933

• bis 1947: Aufnahme von ca. 2.000 Kriegsflüchtlingen im Stadtgebiet

• bis 1948: Anwachsen des Anteils von Vertriebenen und Flüchtlingen auf 29,1% der Dachauer Stadtbevölkerung

• 1948 - 1965: Unterbringung einer weiteren großen Anzahl von Flüchtlingen, v.a. aus dem Dachauer „Dulag“, in Baracken des ehemaligen KZs

• 13. September 1950: 6.837 Heimatvertriebene (23.552 Einwohner insgesamt)

• 1965: Umsiedlung der Bewohner des ehemaligen KZs in den neuen Stadtteil Dachau-Ost (Grund: Eröffnung der KZ-Gedenkstätte)

Obdachlose:

• bereits 1934: Erklärung Dachaus zur Notstandsgemeinde angesichts ärmlicher und knapper Wohnraumverhältnisse seit dem Ersten Weltkrieg

• bis 1945: Errichtung von 12 Notunterkünften im Stadtgebiet

Wiederaufbau

Pläne und Ideen:

• kein explizites Wiederaufbaukonzept angesichts relativ geringer Schäden

• dennoch Notwendigkeit zur Entwicklung tragfähiger Wohnungsbauprogramme zur Linderung der Wohnungsnot

• Anregung von Unternehmern zur Schaffung von Arbeitsmöglichkeiten angesichts des starken Bevölkerungsanstiegs, sowie damit im Zusammenhang stehende Programme zur Gründung und Ansiedlung von Industrie und Gewerbe

• zur Verhinderung der Entwicklung Dachaus zur reinen „Schlafstadt für Münchner“, Stadtplanung mit Bildung von Stadtteilzentren und Verbesserung der Infrastruktur

• 1950er Jahre: Sozialer Wohnungsbau mit Bauträgern wie

- der „Gemeinnützigen Sozialen Wohnungsbaugenossenschaft Dachau-Ost“

- der Stadt Dachau

- der „Bayerischen Heimstätten München“

- der Dachauer Papierfabrik

- der „Landeswohnungsfürsorge Bayern“

- dem „Evangelischen Siedlungswerk“

- der „Eigenheimsiedlung GmbH/München“

- der „Siedlergemeinschaft GmbH Dachau“

- dem „VDK-Kreisverband Dachau“ (Verband der Kriegsbeschädigten, Kriegshinterbliebenen und Sozialrentner)

Umsetzung:

• bis Ende 1946: Errichtung von Not- und Behelfsunterkünften in der Bruckner-, Felix-Bürgens-, Münchner-, Lindner-, Frühlings- und Roßwachtstraße sowie an der Würmmühle, am Marienplatz, Am Heidweg und in des Ortsteilen Webling und Etzenhausen

• ab September 1948: allmählicher Beginn der Umwandlung des Regierungs-Durchgangslagers „Dulag“ in ein Wohnlager, später eine Wohnsiedlung, auf Beschluss der Bayerischen Staatsregierung

• Juni 1950: Grundsteinlegung für die Errichtung der Wohnsiedlung „Friedland“ durch die „Gemeinnützige Soziale Wohnungsbaugenossenschaft Dachau-Ost“ mit 36 Zweifamilienhäusern in der Sudetenlandstraße

• bis Mitte der 1950er Jahre: Realisierung von 582 Wohneinheiten

• bis 1956: Errichtung von Wohnhäusern durch die Landesfürsorgestelle im Bereich der Banater-, Kolberger- und Rauschener Straße

• 1950er Jahre: Entstehung von Siedlungs- und Neubaugebieten im Raum zwischen der Schleißheimer Straße und dem KZ-Gelände sowie im Süden und Osten der Stadt

• 1960er Jahre: Entstehung von 668 Wohn- und Gewerbeeinheiten in Dachau Süd

• 1961 - 1966: Errichtung von 447 sozialen Mietwohnungen durch die „Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft mbH Dachau“ im Zuge des Lagerauflösungsprogramms

• 1965: Eröffnung der KZ-Gedenkstätte Dachau

Literatur

GÖTTLER, Norbert: Nach der Stunde Null. Stadt und Landkreis Dachau 1945 bis 1949, München 2008.

KRIEGS- und Einmarschbericht Pfarrei St. Jakob, 07.08.1945 und Kriegs- und Einmarschbericht Pfarrei St. Peter, 30.07.1945, in: Peter Pfister (Hrsg.): Das Ende des Zweiten Weltkriegs im Erzbistum München und Freising. Die Kriegs- und Einmarschberichte im Archiv des Erzbistums München und Freising, Regensburg 2005, S. 512 - 517.

LIEBHARDT, Wilhelm: Die Gemeinden des Landkreises Dachau, Dachau 1992.

LIEBHARDT, Wilhelm: Der Landkreis Dachau, Dachau 1992.

RICHARDI, Hans-Günter: Dachauer Zeitgeschichtsführer, Dachau 1998, S. 149 - 165.

RICHARDI, Hans-Günter: Vom Lager zum Stadtteil. Die Entstehung von Dachau Ost, Dachau 2006.

STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1952. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1952, S. 490.

STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1955. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1955, S. 18.

STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1969. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1969, S. 18.

DANK

Für weitere Auskünfte danken wir dem STADTARCHIV Dachau.

Weitere Bilder