Am 22.04.1945 rückte die 71. US-Infanteriedivision ein und es kam zu einem kurzen Feuergefecht. Nach Kriegsende wurden Flüchtlinge in Gasthäusern, dann in Baracken und Wohnheimen untergebracht. Ab 1946 entstand ein Sammellager in Charlottenhof bei Schwandorf. Ab 1949 wurden neue Baugrundstücke ausgewiesen. Die Eisenindustrie erlebte nochmals eine Blüte.
Angriffe
• 05. April 1945: US-Tieffliegerangriff in Maxhütte-Haidhof auf die Oberpfälzische Ton- und Schamotte-Werken
• 06. April 1945: US-Tieffliegerangriff auf einen Munitionszug im Bahnhof Maxhütte-Haidhof, der daraufhin explodiert
• 11. April 1945: US-Luftangriff auf einen Einsenbahnzug in Ponholz (heute Ortsteil der Stadt Maxhütte-Haidhof)
• 22. April 1945: Artilleriebeschuss durch US-Panzer während des Einmarsches
Tote und Verletzte
• durch Tieffliegerangriff am 05. April 1945: 2 Tote russische Hilfsarbeiter und 1 toter Maurer
• durch Tieffliegerangriff am 11. April 1945:
- 6 tote deutschen Wehrmachts- bzw. SS-Soldaten
- 1 tote Frau in Diensten der Wehrmacht
• durch Artilleriebeschuss am 22. April 1945: mehrere tote Zivilisten
• durch Feuergefecht auf dem Marktplatz am 22. April 1945:
- vermutlich 8 tote deutsche Soldaten
- vermutlich 1 toter ungarischer SS-Soldat
Schäden
• durch Luftangriffe auf Burglengenfeld: keine kriegsbedingten Schäden in Burglengenfeld
• durch US-Artilleriebeschuss am 22. April 1945:
- Zerstörung mehrerer Dächer und Fenster in der Naabgasse
- Zerstörung der Inneneinrichtungen der betroffenen Häuser
Kriegsende
• vor 22. April 1945: Sprengung der nahe gelegenen Eisenbahnbrücke durch eine SS-Einheit
• 22. April 1945:
- keine Sprengung der Naabbrücke, die bereits von einer ungarischen SS-Einheit vermint worden war
- Artilleriebeschuss durch US-Panzer, dabei Schäden in der Naabgasse
- kampfloser Einmarsch der 71. Infanteriedivision der US-Armee aus westlicher Richtung (Schmidmühlen, Hohenfels) in Burglengenfeld
- Übergabe der Stadt durch Bürgermeister Dr. Ferdinand Fleischmann
- kurzes Feuergefecht zwischen deutschen und US-Truppen auf dem oberen Marktplatz
Spuren des Krieges
• In einem Friseurgeschäft in der Hauptstraße („Leibl-Bader“) wurde noch lange nach Kriegsende das gerahmte Porträt des Großvaters Leibl aufbewahrt, das beim Einmarsch der Amerikaner über den Friseurtischen gehangen hatte und durch 2 Einschüsse getroffen worden war (eine Art „symbolisches Opfer“!); das Bild befindet sich heute noch in der Familie des Friseurs
Ausgangslage
Einwohnerzahlen:1946: 6.692
1955: 7.390
1961: 8.099
1968: 9.074
• 07. September 1945:
- neben 6.526 Einwohnern in Burglengenfeld 1.454 Flüchtlinge, 70 Ausländer (v.a. Polen, Esten, Litauer, Rumänen, Serben und Ungarn) und 15 „Staatenlose“ (DPs) in der Stadt
- dadurch zwangsläufig entsprechende Versorgungs- und Unterbringungsproblemen
- Unterbringung der Flüchtlinge v.a. in zur Verfügung stehenden Wohnhäusern, in Gasthäusern, in bereits vorhandenen Baracken und Wohnheimen (ehemalige, bereits im Krieg requirierte Vereinsheime) und in Turnhallen
• ab 1946:
- Errichtung von Behelfsheimen zur Unterbringung der Heimatvertriebenen und Flüchtlinge
- u.a. Sammellager mit Vertriebenen und Kriegsflüchtlingen in Charlottenhof bei Schwandorf
• 13. September 1950: 1.159 Heimatvertriebene (6.737 Einwohner insgesamt)
Wiederaufbau
Pläne und Ideen:• ab 1949:
- Aufstellung von Bebauungsplänen
- (teilweise kostenlose) Bereitstellung von Bauplätzen, um der drückenden Wohnungsnot begegnen zu können bzw. die in der Umgebung liegenden Sammellager mit Vertriebenen und Kriegsflüchtlingen
• Herbst 1946: Wiederaufnahme des Schulunterrichts
• 1948: der städtisch bedeutsame Mühlenbetrieb „Schweinesbein“ erhält ein Getreidesilo
• 1951: völlige Erneuerung der Mühle, die zu einem vollautomatischen und pneumatischem Werk umgebaut wird (seinerzeit modernstes Mühlenwerk der Oberpfalz)
• Oktober 1949: das Portland-Zementwerk überschreitet seine vor dem Krieg erreichte bis dato größte Jahresleistung und trägt in den Folgejahren, u.a. durch den Einbau einer Mahl-Trockenanlage, bedeutend zum Wiederaufbau bzw. zur Herbeiführung des „Wirtschaftswunders“ in der Region bei
• ab 1949: Ausweisung von ersten Baugrundstücken und Errichtung der ersten Mietswohnungen
• 1949/1950: Errichtung einer Landwirtschaftsschule
• 1950:
- Erweiterung der Volksschule
- Bau des Wasserwerks aus zusätzliche Infrastrukturmaßnahme
• 1952: Bau und Einweihung des neuen Kreiskrankenhauses
• ab 1952: Erstellung von Mehrfamilienhäusern bzw. Mietswohnungen mit Mitteln des sozialen Wohnungsbaus
• 1952/1953: Bau eines Kinderheimes
• 1954: Erweiterungsbauten des Gasthofs Meierbräu
• bis Mitte der 1950er Jahre:
- Ansiedlung eines neuen Sägewerks
- Modernisierung der Brauerei Birkenseer
- Um- und Ausbaumaßnahmen der Kommunenbrauerei, des Gasthofs Bayerischer Hof sowie der Gaststätten Kammerer, Stöckl, Klosterschenke und Zur Frohen Einkehr
- Entstehung der Konditorei Schoierer
- Umbau, Erweiterung bzw. Modernisierung der Handwerksbetriebe Schreinerei Reindl, des Bau- und Möbelbetriebs Schoierer, der Schreinereien Niedermeyer, Feuerer, Ehrismann, Schwingl und Fuchs, des Installationsgeschäfts Graf, der Eisenhandlungen Graf und Klein und der Kunst- und Bauschlosserei Wurdinger
- wirtschaftliche Bedeutung bzw. Aufschwung des Textilwesens, der Lebensmittelbranche, von Schuhwarengeschäften, Sattler- und Polsterbetrieben, Gartenbaubetrieben, des Elektro- und Glashandwerks sowie des Baugewerbes, des Malerhandwerks und insbesondere der Eisenindustrie (z.B. Eisenwerk-Gesellschaft Maximilianshütte mit heute 3.000 Angestellten, Herstellung von Walzware und SM-Rohstahl)
- ferner Aufschwung des Tonhandwerks, der Porzellanindustrie und des Braunkohlebergbaus, so z.B. der Gruben und Zechen Mathias, Austria und Ponholz
- gezielter Ausbau der sozialen und kulturellen Infrastruktur Burglengenfelds, z.B. durch Neu- und Ausbau mehrerer Schulen
• 1958: Bau der Realschule
• Ende der 1950er Jahre: Bau einer neuen Siedlung für die Vertriebene am Augustenhof, auf Initiative des Stadtrates und Elektromeisters Ernst Füllegrabe, selbst ein Vertriebener
Literatur
FISCHER, Erich: Rückblick auf die Monate April/Mai 1945 – Vor 55 Jahren: Ende des Zweiten Weltkriegs im Lkr. Burglengenfeld und der Stadt Schwandorf, in: Die Oberpfalz 88 (2000), S. 111 ff.
STADLBAUER, Egon: Erinnerungen an die Kindheit beim Kriegsende 1945 in Burglengenfeld, in: Jahresband zur Kultur und Geschichte im Landkreis Schwandorf 22 (2006), S. 139-147.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1952. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1952, S. 494.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1955. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1955, S. 19.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1969. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1969, S. 20.
DANK
Für weitere Auskünfte danken wir dem STADTARCHIV Burglengenfeld.