Atlas zum Wiederaufbau

Bad Wörishofen

Als Lazarettstadt blieb der Ort von Luftangriffen verschont. Am 27.04.1945 zog die US-Armee ein. Da die Einwohnerzahl 1946 durch Flüchtlingszuzug um 4000 Personen anstieg, bildete die Schaffung neuen Wohnraums die größte Herausforderung. Gebaut wurde v.a. in der "Gartenstadt", einem ehemaligen Flugplatz. Der Kurbetrieb lief Ende der 1940er-Jahre wieder an und wurde durch Ausbau der Infrastruktur gefördert.

Neugründung

• 1940: Bad Wörishofen wird zur Lazarettstadt und die Dächer der Häuser werden mit Roten Kreuzen versehen
 

Angriffe

• als Lazarettstadt bleibt Bad Wörishofen von Bombenangriffen verschont

Kriegsende

• 27. April 1945: kampfloser Einmarsch der US-Armee

Ausgangslage

Einwohnerzahlen:
1939: 4.309
1946: 7.174
1955: 6.570
1961: 7.549
1968: 8.466
Flüchtlinge und Heimatvertriebene:

• nach Kriegsende 1945: sprunghafter Anstieg der Bevölkerungszahl durch die Ankunft von Heimatvertriebenen, Flüchtlingen, Evakuierten, DPs und ehemaligen Fremdarbeitern von 4.300 im Jahre 1939 auf 8.300 im Jahre 1946
• 1947: Gründung der „Gemeinnützigen Siedergemeinschaft eG“
• seit 1947:
 - Erschließung eines Baugebiets im Osten der Stadt auf dem ehemaligen Flughafengelände für Heimatvertriebene
 - Baulanderwerb für den geringen Preis von 60 Pfennigen pro m²
 - aus diesem Neubaugebiet entwickelt sich die „Gartenstadt“ Bad Wörishofen
• bis 1949:
 - Rückkehr der meisten der rund 2.000 bis 3.000 DPs aus Bad Wörishofen in ihre jeweilige Heimat
 - daher Freiwerden von 1.503 Gästebetten
• 13. September 1950: 1.708 Heimatvertriebene (6.876 Einwohner insgesamt)

Wiederaufbau

Umsetzung:

• nach Kriegsende 1945:
 - Bau einer Wasserleitung vom Quellhorizont bei Eggenthal bis nach Wörishofen, Bau ohne Maschinen durch die menschliche Arbeitskraft der Bad Wörishofener
 - Einrichtung einer privaten schulischen Fördereinrichtung in der Kneipp’schen Kinderheilstätte durch die Mallersdorfer Franziskanerinnen
• 1947 – 1954: Umbau des Stromversorgung von Dreh- auf Wechselstrom
• 1947: Gründung der „Gemeinnützigen Siedergemeinschaft eG“
• seit 1947:
 - Erschließung eines Baugebiets im Osten der Stadt auf dem ehemaligen Flughafengelände für Heimatvertriebene
 - für den geringen Preis von 60 Pfennigen pro m² konnte man hier Bauland erwerben
 - hieraus entwickelt sich die „Gartenstadt“ Bad Wörishofen
• 1948:
 - Anerkennung Bad Wörishofens zum ersten „Kneipp-Heilbad“ beim Deutschen Bädertag
 - Wiedereröffnung der Berufsschule
• 12. November 1949: Erhebung Bad Wörishofens zur Stadt
• seit 1949:
 - starker Anstieg der Kurgast-Zahlen durch die gestiegene Bettenkapazität nach der Heimkehr der meisten DPs
 - 1949 bereits ½ der Betten für Kurgäste reserviert
 - 1950: 21.239 Gastunterkünfte registriert
 - 1952: Übertreffen des Besucherrekords des letzten Vorkriegsjahres
• Ende 1940er – 1950er Jahre: Etablierung zahlreicher medizinischer Forschungsinstitute in der Kneipp-Stadt Bad Wörishofen, u.a.
 - Sebastian-Kneipp-Institut, Bad Wörishofener Forschungsanstalt in Verbindung mit dem Institut für medizinische Balneologie und Klimatologie der Universität München e.V.
 - Archiv und Forschungsstelle der Ärztlichen Gesellschaft für Physiotherapie, Kneippärztebund e.V.
 - Institute for Research on Stress-Condition Los Angeles/Bad Wörishofen e.V.
• 1950er Jahre:
 - Bau eines neuen Schulgebäudes
 - Ausbau neuer Kuranlagen, u.a. befestigte Spazier- und Wanderwege und moderne Wassertretstellen
 - Bau eines neuen Milchhofes an der Kirchdorfer Straße
 - Bau oder Erweiterung zahlreicher Kurbetriebe, Pensionen, Hotels, Kliniken und Sanatorien
• 1951: staatliche Anerkennung der privaten schulischen Fördereinrichtung in der Kneipp’schen Kinderheilstätte
• 1950/1951: Bau der ersten 4 Häuser mit 40 Wohnungen in der „Gartenstadt“
• 1953/1954: Bau einer neuen Grund- und Hauptschule
• 1954:
 - Vereinigung der Knaben- und Mädchenrealschule
 - Umbau des Kurhauses
• 1955: Eröffnung des Kneippmuseums in einem Raum des Klosters Bad Wörishofen
• 1956: Renovierung der Klosterkirche „Maria Königin der Engel“ nach einem Brand im Jahre 1955; dabei Schaffung des Blumen- und Pflanzenhimmels mit Bezug auf die Heilkräuterlehre von Sebastian Kneipp durch Mater Donatilla von Eckardt
• 1957:
 - Gründung des „Volksbildungswerkes Mindelheim e.V.“ mit 6 Außenstellen, u.a. in Bad Wörishofen
 - Aufstellung des 1939 von dem Wörishofer Bildhauers Konrad Ledermann geschaffenen Marmorreliefs von Sebastian Kneipp an der Gartenmauer des Kneippianums am Franz-Kleinschrod-Weg
• 1958: Errichtung der Sebastian-Kneipp-Schule an der Adolf-Scholz-Allee durch den Kneipp-Bund, als Ausbildungsstätte für Kneipp-Bademeister
• 1959: Gründung der Volkshochschule
• 1960: Quellbohrungen östlich des Moosbergs
• 1962: Inbetriebnahme des Tiefbrunnens an der Kaufbeurer Straße
• 1962 – 1965:
 - Bau des Wertach-Kraftwerks mit Staustufe bei Irsingen
 - Bau eines Freibades „Sonnenbüchl“
• 1964: Schaffung des Kneipp-Brunnens am Bahnhof durch Konrad Ledermann
• 1964 – 1967:
 - Neubau der mechanisch-biologischen Kläranlage sowie Ausbau der Kanalisation
 - Verlegung des Sportgeländes vom Kurpark ins „Untere Hart“ mit einem Sportheimneubau
 - Erweiterung des Kurparks nach Verlegung des Fußballplatzes
• 1966/1967: Bau der zweiten kath. Stadtpfarrkirche St. Ulrich, als Mittelpunkt der „Gartenstadt“ durch Willi Hornung
• 1967: Ausweisung eines großen Gewerbegebiets im Norden der Stadt, nördlich der „Kur- und Gartenstadt“ um den Kurbetrieb nicht zu stören
• 1967/1968: Bau der evang.-luth. Erlöserkirche
• 1976 – 1970: Bau des Hallenbades
• 1969: Einrichtung der Grund- und Hauptschule jeweils unter eigenen Leitung
• 1970: Renovierung der kath. Wallfahrtskirche St. Rasso in Untergammenried
• 1971:
 - Übernahme der städtischen Berufsschule durch den Landkreis, als Außenstelle der Kreisberufsschule Mindelheim
 - Erweiterungsbau der Sebastian-Kneipp-Schule zur staatlich anerkennten Berufsfachschule für Massage und Berufsfachschule für Krankengymnastik
• 1972 – 1974: Bau der Kunsteisbahn mit Betriebsgelände
• 1972 – 1975: Bau des neuen Rathauses auf dem Grund des abgebrochenen E-Werkgebäudes
• 1973:
 - Umbenennung der Hauswirtschaftsschule im Dominikanerkloster in „Wirtschaftsschule“
 - Umbenennung des des „Volksbildungswerkes Mindelheim e.V.“ in „Volkshochschule Mindelheim Stadt und Land e.V.“
• 1974: Neubau mit Schülerheim für Berufs- und Wirtschaftsschule
• 1972 – 1978: im Zuge der bayerischen Gebietsreform:
 - Eingemeindung von Schlingen (1972), Kirchdorf (1977), Droschhausen und Stockheim (beide 1978)

Literatur

BURGHARDT, Ludwig: Bad Wörishofen – wie’s war – wie’s wurde – wie’s ist. Nach alten Quellen zusammengestellt, Bad Wörishofen 1992, S. 66 – 81.
FILSER, August: Leben und Streben in Bad Wörishofen, in: Reinhard H. Seitz: Wörishofen. Auf dem Weg zum Kneippkurort, zu Bad und Stadt, Lindenberg 2004, S. 15 – 50, hier: S. 42 – 46.
HAGGENMÜLLER, Martina: Von Weimarer Republik, Nationalsozialismus und Nachkriegszeit. Streiflichter auf die jüngere Geschichte von Bad Wörishofen, in: Reinhard H. Seitz: Wörishofen. Auf dem Weg zum Kneippkurort, zu Bad und Stadt, Lindenberg 2004, S. 235 – 252, hier: S. 242 – 250.
PÖRNBACHER, Karl: Die Kneippstadt Bad Wörishofen. Kunst- und Kulturführer, Lindenberg 2006.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1952. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1952, S. 500.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1955. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1955, S. 19.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1969. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1969, S. 20.

DANK:
Für weitere Auskünfte danken wir dem STADTARCHIV Bad Wörishofen.