Der Bombenangriff vom 25.04.1945 forderte 200 Tote. 1000 Menschen wurden obdachlos, 104 Gebäude wurden zerstört oder beschädigt. Zunächst war die von Evakuierten und Verwundeten überfüllte Stadt Teil einer Verteidigungslinie, wurde aber am 04.05.1945 kampflos an die US-Armee übergeben. Die Amerikaner beschlagnahmten Kurhaus und Sanatorien. Vertriebene strömten nach Bad Reichenhall, bei Kriegsende wurden hier auch Displaced Persons untergebracht. Währenddessen wurden Kriegsschäden beseitigt, seit 1948 auch Wohnungen neu gebaut. 1954 übertraf die Zahl der Kurgäste (28.314) den Rekord von 1937.
Angriffe
• 25. April 1945: alliierter Luftangriff auf Berchtesgaden, Freilassing und Bad Reichenhall
- Angriff durch 40 4-motorige Bomber
- Abwurf von etwa 300 Spreng- und 40.000 Brandbomben
Tote und Verletzte
• durch Luftangriff am 25. April 1945: ca. 200 Tote
• 05. Mai 1945: Bürgermeister Schwaiger tot neben gesprengter Saalachbrücke aufgefunden (ungeklärt ob durch Sprengung verunglückt, oder bei dem Versuch die Sprengung zu verhindern durch SS erschossen)
Schäden
• durch Luftangriff am 25. April 1945:
- Zerstörung oder schwere Beschädigung von 104 Gebäuden
- 50 Großbrände
- über 100 mittlere und etwa 200 kleinere Brände
- völlige Zerstörung des Hauptbahnhofs
- völlige Zerstörung des Hotels Post
- schwere Beschädigung des Bürgerbräus
- völlige Zerstörung großer Teile der Altstadt
- völlige Zerstörung zahlreicher Betriebe des Fremdenverkehrsgewerbes, u.a. Fischerbräustüberl, Hotel Alpenhof, Gasthof Müllnerhorn und Hotel Axelmannstein
- Gesamtschaden von ca. 10 Millionen Reichsmark
Kriegsende
• 03. und 04. Mai 1945: Sprengung zahlreicher Brücken durch SS-Einheiten im Raum Bad Reichenhall:
- neue Staufenbrücke
- Autobahn-Saalach-Brücke
- Straßenbrücke Inzell-Weißbach
- 2 Höllenbachbrücken
- Luitpoldbrücke Kirchberg
• 05. Mai 1945: Sprengung der neuen Saalachbrücke
• vor Kriegsende:
- Plan des Oberkommandos der Wehrmacht: Bad Reichenhall in die letzten Widerstandslinie an den Alpen einzubinden
- Überfüllung durch 12 Reservelazarette, 28 Kinderlandverschickungslager, 12 Schulheime, 6 Krankenhäuser und viele Evakuierte
- Einquartierung des Oberkommandos des Heeres im Hotel „Deutscher Kaiser“
- 03. Mai 1945: kampflose Übergabe Pidings
- 04. Mai 1945: kampflose Übergabe Aufhams, Marzolls, Bayerisch Gmains und Karlsteins sowie Einnahme Weißbachs durch die US-Armee (nach kurzer Verteidigung durch die SS)
- Freigabe Bad Reichenhalls aus der Verteidigungslinie nach Intervention des Landrats Theodor Jacob bei Generalfeldmarschall Kesselring
- Vorbereitungen zur kampflosen Übergabe der Stadt durch deutsche Offiziere und Vertreter der Stadtverwaltung (Anregung des leitenden Arztes Dr. Kufner vom Reservelazarett Mirabell)
- Reste von Wehrmacht und SS sowie kampfbereite Hitlerjungen können zum Abzug überredet werden
• 04. Mai 1945:
- kampfloser Einmarsch der US-Armee
- Beschlagnahmung des staatlichen Kurhauses sowie der erhalten gebliebenen Hotels, Villen und Sanatorien durch die Besatzungsmacht
Ausgangslage
Einwohnerzahlen:1946: 12.854
1955: 12.561
1961: 12.064
1968: 12.399
• bis 1949: durchschnittlicher Zuwachs an Evakuierten und Heimatvertriebenen von 30% in Stadt und Landkreis Bad Reichenhall (gemessen am Bevölkerungsstand zu Kriegsende)
• dauerhafte Aufnahme und Unterbringung von ca. 3.000 Flüchtlingen in der Stadt Bad Reichenhall
• 13. September 1950: 2.260 Heimatvertriebene (12.786 Einwohner insgesamt)
• Einquartierung von Ostzonenflüchtlingen, polnischen Zivilisten, Displaced Persons und ehemaligen jüdischen KZ-Häftlingen in den Kasernen der Weitwiese
• durch Luftangriff am 25. April 1945: ca. 1.000 Obdachlose
Wiederaufbau
Pläne und Ideen:• 03. Oktober 1945: Stadtratsbeschluss einer Prioritätenliste:
- Beseitigung der Fliegerschäden
- Bereitstellung von Transportmitteln
- Behebung der Brennstoffnot
- Wiedereröffnung des Schulunterrichts
- Sicherstellung des Krankenhausbetriebs
- Ausgleich der Gemeindefinanzen
- Aufstellung eines Haushaltsplans
- Ersetzen der durch die US-Militärregierung wegen politischer Gründe entlassenen Beamten
• 1946:
- Wiederaufnahme des Kurbetriebes
- Neubildung des großen Stadtorchesters
- Neubau des Instituts der englischen Fräulein in St. Zeno
- Wiederherstellung der alten Saline
• 1948:
- Rückerhalt der Kreisunmittelbarkeit
- verstärkte Anstrengungen zur Beseitigung der Bombenschäden, zum Neubau von Wohnungen (Behebung der Wohnungsnot)
- allgemeiner Beginn der Zeit des Neuaufschwungs und der Stadtentwicklung
- 9.619 Kurgäste im Jahr 1948
• 1949: Balneologisches Institut des städtischen Krankenhauses
• 1950:
- Umbau der neuen Saline begonnen (bis 1955)
- Kinderhort
- Altersheim für Heimatvertriebene des Bayerischen Roten Kreuzes in Kirchberg
• 1951:
- Volkshochschule
- Bau einer Entlastungsstraße
• 1952:
- Hotelfachschule des Hotel- und Gaststättengewerbes in der Villa Friedrichshöhe
- Eröffnung des Stadtberglifts
• 1953:
- neue Schulräume der Mädchenschule an der Zenostraße
- Goethe-Institut mit Internat
- Forschungsanstalt für Erkrankungen der Atemorgane
- zweiter Kurgarten an der Friedrich-Ebert-Allee
• 1954: Übertreffen des Besucherrekords von 28.314 Kurgästen aus dem Jahr 1937 mit nun 29.720 Gästen
• 1955: Eröffnung der Bayerischen Spielbank
• 1956: Eröffnung der städtischen Berufsschule nach Erweiterungsbau mit 30 Klassen
• 1957:
- Wiedereröffnung der Singschule
- erstmals mehr als 1 Million registrierte Übernachtungen
- Abschluss der Errichtung mehrerer neuer Sanatorien, Heime, Kliniken, namhafter Versicherungsträger sowie Kinderheilstätten
• bis 1959: ca. 1.500 Gewerbebetriebe
Geschäftsgebäude
Kurhotel „Axelmannstein“ Bad Reichenhall
Geschäftsgebäude
Zerstörung: 25.04.1945Wiederaufbau: nach 1945
Öffentliche Gebäude
Öffentliche Gebäude
Zerstörung: 25.04.1945Wiederaufbau: nach 1945
Literatur
PFISTERER, Herbert: Bad Reichenhall in seiner bayerischen Geschichte, München 1988.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1952. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1952, S. 490.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1955. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1955, S. 18.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1969. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1969, S. 19.
VOGEL, Hubert: Geschichte von Bad Reichenhall. Sonderdruck aus dem 94. Bd. des Oberbayerischen Archivs. Hrsg. vom Historischen Verein von Oberbayern, München 1971.