Seit 1940 wurde der Bahnhof mehrfach bomardiert. Am 07./08.04.1945 kam es beim Einmarsch der US-Truppen zu Gefechten. Ab 28.05.1945 verlegte die US-Armee das IX. Air Defence Command nach Bad Neustadt und beschlagnahmte Gebäude für das eigene Personal. Als die US-Armee sich aus Thüringen zurückzog, kam es zu einer Fluchtbewegung nach Bad Neustadt. Die Einwohnerzahl stieg von 3.400 (1939) auf 8.755 (1961) an. Wohnungsbau und Erneuerung der Infrastruktur bestimmten den Aufbau.
Angriffe
• 16. August 1940: 2 Bombenabwürfe auf Röhrensee und Schießmauer
• 18. September 1940: Luftangriff mit 18 Brandbomben auf Bildhausen
• 28. September 1940: Abwurf von Brandbomben am Wald bei Lebenhan
• 14. Februar 1945:
- Luftangriff vom Altenberg her auf Güterzüge der Linie Bad Neustadt-Mellrichstadt
- Beschuss von Bauern auf dem Feld mit Bordwaffen
• 15. März 1945: Tieffliegerangriff auf den Bahnhof Bad Neustadts
• 03. April 1945: Luftangriff auf den Bahnhof
Tote und Verletzte
• während/nach des Einmarsches der US-Armee am 07. April 1945:
- 1 Toter (Jakob Prehs) durch SS-Beschuss
- 10 Tote
Schäden
• während/nach des Einmarsches der US-Armee am 07. April 1945:
- Explosion eines mit Munition beladenen LKWs am Eingang zur Weingasse nach US-Beschuss
- Ausbrennen des Kaufhauses Baier in Folge der LKW-Explosion
• durch deutschen Artillerie-Beschuss am 07./08. April 1945:
- Schäden an der kath. Pfarrkirche
- Schäden an der Trafo-Station bei der Marienkapelle
- Schäden an Häusern in der Zwiebelgasse durch Granattreffer
Kriegsende
• 03. April 1945: Eintreffen einer SS-Marschkompanie in Bad Neustadt
• 04. April 1945:
- Einsatz Jakob Prehs für eine friedliche Übergabe der Stadt bei der Gauleitung
- Beschuss der Gauleitung, Bad Neustadt nicht zu verteidigen und zur Lazarettstadt zu erklären
• 07. April 1945:
- Entfernung der Zünder an der Brendbrücke auf Befehl eines SS-Offiziers
- Kursieren widersprüchlicher Angaben zur friedlichen Übergabe bzw. zur Verteidigung der Stadt
- Sprengung der Saalebrücke nach Mühlbach und weiterer Eisenbahnbrücken
- Vorrücken von US-Einheiten bis zur Stadtgrenze
- Einmarsch der US-Armee
- Granatfeuer und MG-Beschuss durch SS-Soldaten von der Meininger Straße aus
- Versuch Jakob Prehs mit den US-Truppen zu verhandeln; diese wollen aber den Bürgermeister
- Gang Jakob Prehs mit einer weißen Fahne durch die Hohnstraße zum Rathaus, in Begleitung von 3 US-Soldaten
- Tod Jakob Prehs durch SS-Beschuss (eigentlich eine Hinrichtung)
- Übergabe der Stadt durch den II. Beigeordneten Bonfig und Landrat Stümmer an die US-Armee
- Hissen weißer Fahnen in der Stadt
- Rückzug der SS-Truppen in Richtung Salzburg
• 07./08. April 1945: Beschuss Bad Neustadts durch deutsche Artillerie aus Richtung Strahlunger Höhe
Ausgangslage
Einwohnerzahlen:1946: 5.926
1955: 8.161
1961: 8.755
1968: 8.738
• 17. März 1945: Eintreffen der ersten Evakuierten und Flüchtlinge aus Würzburg
• Juni 1945:
- Eintreffen zahlreicher Flüchtlinge aus Thüringen, nach Bekanntwerden von Plänen der US-Armee Thüringen den sowjetischen Truppen zu überlassen
- Aufnahme dieser Durchreisenden für maximal 2 Tage
• 1946:
- Anwachsen der Bevölkerungszahl auf knapp 6.000, v.a. durch Zuzug von Flüchtlingen, Evakuierten und Heimatvertriebenen (nahezu eine Verdopplung im Vergleich zum Vorkriegszahl von rund 3.400)
- 590 Evakuierte, 830 Flüchtlinge und Heimatvertriebene und 47 Ausländer bei 6.292 Einwohnern
• 1948:
- Aufnahme von 2 Beratern aus Flüchtlingskreisen in den Stadtrat von Bad Neustadt
- 57,27% oder 3.443 Flüchtlinge und Heimatvertriebene aus dem Sudetenland (17% oder 1.021 aus Schlesien)
• Juli 1948: Gründung des „Sudetenbundes“ mit Sitz in Bad Neustadt (1949 Umbenennung in „Sudetendeutsche Landsmannschaft“)
• Sommer 1949: Gründung des „Schlesierbundes“ mit Sitz in Bad Neustadt (1950 Umbenennung in „Ostdeutsche Landsmannschaft“)
• 13. September 1950: 1.485 Heimatvertriebene (7.123 Einwohner insgesamt)
Wiederaufbau
Pläne und Ideen:• nach Kriegsende 1945: neben dem Wohnraummangel, Verkehrsfrage jahrelang einer der Hauptbrennpunkte der Stadtentwicklung, infolge des rapide zunehmenden Durchgangsverkehrs
• 28. Mai - November 1945:
- Verlegung des IX. Air Defense Command der US-Armee nach Bad Neustadt zur Reorganisation von Wiesbaden bzw. Paris
- Beschlagnahmung zahlreicher Gebäude durch die US-Armee, u.a. Postamt, Finanzamt und mehrere Gaststätten
• Sommer 1945:
- Instandsetzung des Schwimmbades für die US-Besatzungstruppen
- Umbau des ehemaligen Kinderheims in eine Lungenheilstätte
• September 1945:
- Aufnahme der Zugverbindung Bad Neustadt-Bischofsheim bzw. Königshofen
- Instandsetzung des Fußballplatzes
• Oktober 1945: Beginn des Schulbetriebs
• 1945/1946:
- Entstehung bzw. Ausbau des neuen Stadtteils „Am Unteren Pletzacker“
- Ausweitung der sogenannten Industriesiedlung „Unterm Großen Betler“ am Solzbach zur heutigen Gartenstadt (bereits 1958 über 2.600 Einwohner)
• 1946:
- Einrichtung eines Jugendhauses in der Hedwig-Fichtel-Str. für die Gewerkschaftsjugend (Gebäude von US-Besatzungstruppen überlassen)
- Einrichtung von Jugendräumen für die kath. Jugend unter der Trümmerwohnung im Hohntor (Räume von der Stadt überlassen)
- 27 Neu- bzw. Wiedergründungen unter 260 in Bad Neustadt registrierten Firmen
• 1947:
- Ausbau des Sportplatzes
- Auflassung des US-Flugplatzes in den Saalewiesen (Juli)
- Abzug der US-Besatzungstruppen (September)
- Eröffnung der Gewerblichen Berufsschule (Oktober)
• Juli 1948: Gründung des „Sudetenbundes“ mit Sitz in Bad Neustadt (1949 Umbenennung in „Sudetendeutsche Landsmannschaft“)
• 1947/1948:
- Zunahme von privaten Bauten
- Wohnungsbau durch die Firmen Siemens und Preh mit Unterstützung der Stadt
- Bau von 3 2-geschossigen Wohnbauten mit 26 Wohnungen an der Meiniger Straße / Bahnhofstraße durch die Firma Siemens
• 1948 - 1977: Bau von 777 Häusern mit 2.142 Wohnungen (Wachstum um über 50% im Vergleich zum Bestand von 1939)
• 1949:
- Bau einer Kreisberufsschule in der Zwischenstadt im Norden Bad Neustadts
- Gründung des „Schlesierbundes“ mit Sitz in Bad Neustadt (1950 Umbenennung in „Ostdeutsche Landsmannschaft“)
• 1950 - 1970: Neubau von 1.728 Wohnungen in Bad Neustadt
• 1950:
- Bau des Verwaltungsgebäudes der Firma Siemens an der Bahnhofstraße
- Umbenennung der Bahnhofstraße in Siemensstraße
• 1951:
- Bau eines Kolpingheims in der Zwischenstadt im Norden Bad Neustadts
- 2.812 „Arbeits-Einpendler“
• 1952: Umbenennung der „Industriesiedlung“ in „Gartenstadt“
• 1953/1954: Bau der St. Konrad Kirche in der Gartenstadt
• 1955/1956: Bau des neuen Friedhofs mit Leichenhalle in der Gartenstadt
• 1956: Bau der Stadthalle in der westlichen Außenstadt
• 1957/1958: Bau eines Gebäudes für die Stadtwerke in der Zwischenstadt im Norden Bad Neustadts
• 1958: Übernahme der Patenschaft für Wagstadt im Sudetenland durch die Stadt Bad Neustadt
• 1959: Erweiterungs- und Modernisierungsarbeiten am Krankenhaus
• 1960er Jahre:
- Wohnungsmangel durch Neubauten behoben
- Barackenauflösungs-Programm
- Bebauung der Rederstraße
• 1961/1962: Bau des Kasinos der Firma Siemens in der Siemensstraße
• 1962 - 1964: Bau des Gymnasiums mit 2 Turnhallen in der Brendallee
• 1963: Bau des neuen städtischen Schlachthofes in der Gartenstadt
• 1964: Bau des städtischen Bauhofes in der Gartenstadt
• 1964/1965: Bau der Gebäude der Grenzpolizei und des Gesundheitsamtes in der Gartenstadt
• 1965 - 1975: Entstehung eines Wohnviertels westlich der Berliner Straße in der westlichen Außenstadt, v.a. mit Ein- und Zweifamilienhäusern durch private Bauherren
• 1966:
- Neubau des Arbeitsamtes in der Gartenstadt
- Bau des evang. Kindergartens in der westlichen Außenstadt
• 1967:
- Bau des kath. Kindergartens in der westlichen Außenstadt
- Bau des neuen Postamts in der östlichen Außenstadt
• 1967/1968: Bau des ersten Hochhauses in Bad Neustadt in der Zwischenstadt
• 1968: Erweiterungsbau an der Realschule
• 1969: Bau der hochwasserfreien Straße nach Mühlbach/Salz mit Saalebrücke
• 1971:
- Bau der Fachoberschule
- Bau eines Bürogebäudes der Firma Siemens in der Siemensstraße
• 1972:
- Erweiterung des Kindergartens in der Gartenstadt durch Anbau eines Jugendheims, eines Pfarrsaales und eines Gymnastikraums
- Eingemeindung von Dürrnhof, Löhrieth, Mühlbach, Herschfeld und Brendlorenzen mit Lebenhan in Zuge der Gebietsreform
• 1972 - 1974: Bau des Hallenfreibades
• 1973/1974: Bau der „Kleinen Südumgehung“
• 1975:
- Abbrennen der letzten leerstehenden Baracke in Zuge einer Feuerwehrübung
- Erweiterung der Leichenhalle in der Gartenstadt
- Bau des Zollamts in der Rederstraße
Literatur
BENKERT, Ludwig: Bad Neustadt an der Saale. Die Stadtchronik, Bad Neustadt / Creußen 1985, S. 353, S. 358 - 363, S. 368 - 399.
BORST, Alfons M.: Bad Neustadt an der Saale, in: Rhönwacht 2 (1959), S. 2-9.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1952. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1952, S. 498.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1955. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1955, S. 19.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1969. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1969, S. 20.