1942-1945 wurde die Stadt 17 Mal aus der Luft angegriffen, Ziel waren Industrieareale (MAN und Messerschmitt), später auch Wohngebiete und die Innenstadt. Mithilfe der Augsburger Freiheitsbewegung konnte die US-Armee am 27./28.04.1945 kampflos einmarschieren. Am Ende der Krieges waren 1.500 Tote zu beklagen, 24% der Stadt lagen in Trümmern, in der Altstadt über 50%. Auf Grundlage des Wirtschaftsplanentwurfs (1948-51) erschloss Stadtbaurat Walther Schmidt neue Wohngebiete, regelte den Verkehr neu und ließ städtische Einrichtungen bauen. Der Charakter der traditionellen Nord-Süd-Achse Maximilianstraße blieb gewahrt.
Neugründung
Der heutige Stadtteil Haunstetten war bis 1972 eigenständig und ist daher bei folgenden Daten nicht mitberücksichtigt.
Für Haunstetten sind gesonderte Informationen in dieser Datenbank zu finden.
Angriffe
• zwischen April 1942 und März 1945: insgesamt 17 Luftangriffe
- erster britischer Angriff: Angriffsziel MAN-Werke
• 25. / 26.Februar 1944: in der Nacht schwerster britischer Luftangriff
- Hauptangriffsziele: Innenstadt, Jakobervorstadt und Lechhausen
Tote und Verletzte
• durch Luftangriff vom 25. / 26. Februar 1944:
- 730 Todesopfer, darunter 78 Kinder
- 27 Tote in einem verschütteten, von einem Lechkanal überfluteten Keller
- 150 tote alliierte Flieger
- ca. 1.300 schwer Verletzte
• durch Luftangriff vom März 1944:
- 200 Todesopfer
• Bombenopfer insgesamt bis Kriegsende: 1.500
Schäden
• völlige Zerstörung oder schwere Beschädigung:
- 72 öffentliche Gebäude, darunter 16 Kirchen
- 380 Wirtschafts- und Industriegebäude
- 2.760 Wohnhäuser (12.423 Wohnungen, 24% des Bestands von 1939)
• leichte oder mittlere Beschädigung:
- 9.300 Gebäude mit 32.000 Wohnungen (61,8% des Bestands von 1939)
- 27 wichtige Industriebetriebe
• Flächenschäden:
- in mehreren Stadtteilen Zerstörung bis zu 50% der Gebäude
Kriegsende
• 27. April 1945:
- Beschuss der Stadt durch US-Artillerie
- Abwurf von Flugblättern mit der Aufforderung zur Kapitulation durch die US-Armee
- Gründung der „Deutschen Freiheitsbewegung in Augsburg“ mit dem Ziel, eine militärische Verteidigung der Stadt zu verhindern
• 28. April 1945: kampflose Übergabe der Stadt an die US-Armee und Verhaftung der militärischen Spitze
Spuren des Krieges
• Rosenau-Stadion unter Verwendung von Trümmern aus der Stadt errichtet
(weitere Informationen unter der Rubrik "Gebäude")
Ausgangslage
Einwohnerzahlen:1946: 160.055
1954: 196.557
1955: 200.064
1961: 208.659
1968: 211.733
• Ankunft vieler Flüchtlinge in Augsburg, dann aber Verteilung auf andere Städte und Regionen
• 13. September 1950: 20.126 Heimatvertriebene (185.183 Einwohner insgesamt)
• 85.000 Obdachlose
Wiederaufbau
Pläne und Ideen:• 1946: Gründung einer Gesellschaft für Trümmerbeseitigung und -verwertung
• 1946/1947: im Auftrag des Stadtbauamtes Entwicklung eines Wiederaufbaukonzepts durch Heinrich Götzger:
- Wirtschaftsplan
- Verkehrsplan
- stadtteilbezogene Einzelpläne
- betreffend Altstadt und Vororte
- Schwerpunkt: Erhalt des historischen Charakters der Stadt
- kaum umgesetzt
• 1950: Flächennutzungsplan zur Linderung der Wohnungsnot durch Georg Werner
- orientiert an Generalbebauungsplan Theodor Fischers von 1926/1929
- wohnungspolitische, verkehrstechnische und wirtschaftliche Aspekte
• 1951-1955: Stadtplanungen des Stadtbaurats Walther Schmidt:
- Versuch zwischen dem Erhalt des gewachsenen Gefüges der Altstadt und einer behutsamen Weiterentwicklung zu vermitteln (architektonische Neuerungen, Mittelweg zwischen Neuanfang und Rekonstruktion)
- teilweise Pläne umstritten (z.B. die Gestaltung des Ludwigsplatzes)
• 1952: Baulinienplan des Stadtplanungsamtes:
- Durchbruchstraße ost-westlicher Richtung
- Straßendurchbruch von der Jakobervorstadt zum Theater bleibt der einzige einschneidende Eingriff in die Struktur der Altstadt Augsburgs
- insgesamt Erhaltung des Stadtgrundrisses und damit indirekt die Erhaltung der Parzellenstruktur
• nach Kriegsende 1945: Wiederaufbaumaßnahmen in der Altstadt
- Erhaltung des Stadtgrundrisses und damit indirekt die Erhaltung der Parzellenstruktur
- Realisierung einer West-Ost-Durchgangsstraße durch die untere Altstadt
- Modernisierungsschub beim Wiederaufbau entlang dieser Durchgangsstraße mit einer bewussten Abgrenzung von historischem Altstadtbaustil
- sonst zurückhaltender und eingepasster Wiederaufbau oder Wiederherstellung
- Wohnraumbeschaffung nach dem Krieg hauptsächlich durch Wohnungsinstandsetzung und Ruinenausbau, weniger durch Neubau
- Wiederherstellung der meisten zerstörten Kirchen in ihrem früheren äußeren Erscheinungsbild, Wiederherstellung des Kircheninneren jedoch selten möglich
• Ende 1945:
- Wiederaufnahme des Spielbetriebs des Stadttheaters im Ludwigsbau (Stadttheater-Bau zerstört)
- Eröffnung des Schauspielhauses „Komödie“ im Saal der Gaststätte „Blaues Krügele“ im Gignouxhaus am Vorderen Lech
• 17. Juli 1946: Wiedereröffnung der Freilichtbühne am Roten Tor mit Beethovens „Fidelio“
• Februar 1948: Gründung der „Augsburger Puppenkiste“ von Walter Oehmichen, dem ehem. Oberspielleiter der Städtischen Bühnen
• Juni 1948: Baubeginn der „Gedächtnis-Siedlung“ im Bärenkeller (Gemeinschaftsarbeit der Siedler)
• 1949-1951: Bau des Rosenau-Stadions (bis 1972 mit bis zu 70.000 Plätzen größtes und modernstes bayerisches Fußball-Stadion und drittgrößtes der BRD nach Berlin und Stuttgart-Bad Cannstatt)
• April 1950: Einweihung der wiederaufgebauten „Mechanischen Baumwoll-Spinnerei und Weberei“ (SWA)
• 25. Juli 1951: Einweihung der neuen Lechbrücke
• 16. September 1951: Einweihung des neugebauten Rosenen-Stadions
• 23. August 1953: erstes „Deutsches Mozartfest“ in Augsburg
• 21. Januar 1953: erste Fernsehübertragung aus der „Augsburger Puppenkiste“ in der ARD („Peter und der Wolf“)
• Juli 1954: Richtfest des Stadtwerkehauses an der Stelle des zerstörten Riedinger-Hauses am Hohen Weg (umstrittener Bau)
• September 1954: Abschluss der Wiederaufbauarbeiten am Kloster St. Stephan
• 1955: Gedenktage an den 100jährigen Jahrestag der Schlacht auf dem Lechfeld und den 400. Jahrestag des Augsburger Religionsfriedens
• Oktober 1955: Richtfest beim Verlagsgebäude der „Schwäbischen Landeszeitung“
• November 1956: Eröffnung des wiederaufgebauten Landestheaters
• Juli 1959: Einweihung der Bürgermeister-Ackermann-Straße (erste Stadtautobahn Augsburgs)
• Ende der 1950er Jahre: Bau der neuen Wohnsiedlungen auf dem südlichen Hochfeld („Herrenbachviertel“) und am südöstlichen Stadtrand („Hochzoll-Nord“)
• 1966/1969: Beschluss des bayerischen Landstags zur Gründung einer Universität in Augsburg
• 16. Oktober 1970: feierliche Eröffnung der neuen Universität Augsburg und Aufnahme des Lehrbetriebs zum Wintersemester 1970/1971
• 1971: Einrichtung einer ersten Fußgängerzone: Sperrung von Annastraße, Philippine-Welser-Straße, Martin-Luther-Platz, Steingasse und Färbergäßchen zu bestimmten Zeiten für den Straßenverkehr (Förderung des Einzelhandels, Umweltgedanke)
• 1972:
- Olympische Spiele in München; Austragung der Kanu- und Kajak-Wettbewerbe auf dem Augsburger Eiskanal (dazu weltweit erstes künstliches Kanuslalom-Stadion mit Tribünen für 24.000 Zuschauer errichtet) sowie einiger Basketball-, Fußball- und Handballspiele der Vorrunden in Augsburger Hallen und im Rosenau-Stadion
- Einweihung der neugebauten Kongreßhalle
• 01. Juli 1972: Eröffnung des städtebaulich umstrittenen „Hotelturms“ (118m Höhe) mit 200 Appartements und einem Restaurant auf 35. Stockwerken
• 1972-1978: im Zuge der bayerischen Gebietsreform:
- 01. Juli 1972: Eingemeindung der Vorstädte Haunstetten und Göggingen sowie der Vorstadtgemeinde Inningen mit Bergheim
- 01. Mai 1978: Eingemeindung der St. Anton-Siedlung
- durch Eingemeindungen insgesamt 40.000 neue Bürger sowie Verdopplung der Stadtfläche Augsburgs
- [01. Juli 1979: Eingemeindung eines Gebietsteils der Stadt Gersthofen]
• 1974-1977: (Erweiterungs-)Bauten für die Universität auf dem neuen Campus (Gelände des Flugplatzes der ehemaligen Messerschmitt-Werke im Augsburger Süden)
• 1974-1979: Bau des neuen Zentralklinikums
• 1975: Neubau der Hauptfeuerwache an der Berliner Allee
• 1976-1979: Erweiterung der Fußgängerzone um Vorderen Lech und Judenberg (1976), Teile der Bahnhofstraße (1978) und Bürgermeister-Fischer-Straße (1979)
• 1978-1980: Umbau des Zeughauses zu einem Bildungs- und Begegnungszentrum
• 1980-1996: Renovierung des Goldenen Saals im Rathaus
• Anfang der 1980er Jahre:
- Sanierung des Lech- und Universitätsviertels und der südlichen Jakobervorstadt
- beginnender Niedergang der Textilindustrie in Augsburg (1981 Riedinger; 1982 Haunstetten Textil; 1988 SWA)
• 1982: Einweihung des neuen Zentralklinikums
• 1984/1985: Erneuerung der Bismarkbrücke
• Januar 1985: Öffnung des Goldenen Saals für die Öffentlichkeit (im Zuge der 2000-Jahr-Feier der Stadt Augsburg)
• 28. Juni 1985: Festakt zur 2000-Jahr-Feier der Stadt Augsburg
• 1985: Augsburg Standort der Landesgartenschau
Geschäftsgebäude
Bäckerzunfthaus (Beckenhaus) Augsburg
Geschäftsgebäude
Zerstörung: 1944Geschäftsgebäude
Zerstörung: 1944Gasthaus „Drei Mohren“ Augsburg
Geschäftsgebäude
Zerstörung: 25./26.02.1944Kaufhaus Kröll und Nill Augsburg
Geschäftsgebäude
Zerstörung: 25./26.02.1944Wiederaufbau: 1950-1952
Geschäftsgebäude
Zerstörung: 1944Welserhaus mit ehem. Kapelle St. Leonhard Augsburg
Geschäftsgebäude
Zerstörung: 25./26.02.1944Kirchen und Klöster
Evang. Barfüßerkirche Augsburg
Kirchen und Klöster
Zerstörung: 25./26.02.1944Wiederaufbau: bis 1949
Evang. Kirche St. Jakob Augsburg
Kirchen und Klöster
Zerstörung: 1944Wiederaufbau: bis 1949
Kath. Benediktiner-Stiftskirche St. Stephan (ehem. Damenstiftskirche) Augsburg
Kirchen und Klöster
Zerstörung: 25./26.02.1944Wiederaufbau: 1950-1951;1965-1966
Kath. Dominikanerinnen-Klosterkirche St. Ursula Augsburg
Kirchen und Klöster
Zerstörung: 1944Wiederaufbau: 1947-1949
Kath. Kirche Hl. Kreuz und ehem. Augustinerchorherrenkloster Augsburg
Kirchen und Klöster
Zerstörung: 25./26.02.1944Wiederaufbau: 1948-1949
Kath. Kirche St. Max (ehem. Franziskanerklosterkirche) Augsburg
Kirchen und Klöster
Zerstörung: 25./26.02.1944Wiederaufbau: 1948-1951
Kath. Kirche St. Moritz (ehem. Stiftskirche) Augsburg
Kirchen und Klöster
Zerstörung: 25./26.02.1944Wiederaufbau: 1945-1950; 1965-1966
Residenzen, Schlösser und Burgen
Ehem. Fürstbischöfliche Residenz Augsburg
Residenzen, Schlösser und Burgen
Zerstörung: 1944Wiederaufbau: bis 1950
Wohngebäude
Bürgerhaus in der Ludwigstraße 28/30 Augsburg
Wohngebäude
Zerstörung: 25./26.02.1944Fuggerhaus am Weinmarkt Augsburg
Wohngebäude
Zerstörung: 25./26.02.1944Wiederaufbau: 1945-1951
Wohngebäude
Zerstörung: 25./26.02.1944Hummelhaus (ehem. Rehlinger-Haus) Augsburg
Wohngebäude
Zerstörung: 25./26.02.1944Öffentliche Gebäude
Öffentliche Gebäude
Zerstörung: 1944Wiederaufbau: 1949-1950
Öffentliche Gebäude
Zerstörung: 25./26.02.1944Wiederaufbau: 1946-1962; 1980-1984
Öffentliche Gebäude
Zerstörung: 25./26.02.1944Wiederaufbau: 1948;1952-1956
Von-Stetten-Haus / Naturwissenschaftliches Museum Augsburg
Öffentliche Gebäude
Zerstörung: 25./26.02.1944Übrige
Übrige
Zerstörung: 25./26.02.1944Wiederaufbau: 1946-1955
Übrige
Zerstörung: 25./26.2.1944Wiederaufbau: 1946-1950
Übrige
Zerstörung: 1944Wiederaufbau: 1949-1951
Literatur
BAER, Wolfram: Augsburg nach dem Zweiten Weltkrieg, in: Günther Grünsteudel / Günter Hägele / Rudolf Frankenberger (Hrsg.): Augsburger Stadtlexikon. 2., völlig neu bearb. u. erheblich erw. Aufl., Augsburg 1998, S. 128 - 134.
BESELER, Hartwig / GUTSCHOW, Niels: Kriegsschicksale Deutscher Architektur. Verluste – Schäden – Wiederaufbau, Neumünster 1988, S. 1327 - 1331.
FILSER, Karl / SOBCZYK, Peter: Augsburg im Dritten Reich, in: Geschichte der Stadt Augsburg von der Römerzeit bis zu Gegenwart, Stuttgart 1984.
HEMMETER, Karlheinz: Bayerische Denkmäler im Zweiten Weltkrieg. Verluste – Schäden – Wiederaufbau, München 1995, S. 21 ff.
HETZER, Gerhard: Weimarer Republik und Drittes Reich, in: Günther Grünsteudel / Günter Hägele / Rudolf Frankenberger (Hrsg.): Augsburger Stadtlexikon. 2., völlig neu bearb. u. erheblich erw. Aufl., Augsburg 1998, S. 116 - 127.
NERDINGER, Winfried (Hrsg.): Architektur der Wunderkinder. Aufbruch und Verdrängung in Bayern 1945-1960, Salzburg / München 2005, S. 110 - 114.
PÖHLMANN, Markus (Hrsg.): Kellerwohnung und Persilschein. Kriegsende und Neubeginn in Augsburg nach 1945, Augsburg 1995.
STADTARCHIV AUGSBURG (Hrsg.): Bewahrt Eure Stadt… Kriegsende und Neuanfang in Augsburg 1945-1950, Augsburg 2005, S. 9 - 50.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1952. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1952, S. 498.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1955. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1955, S. 18.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1969. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1969, S. 18.
INTERNET:
http://www.augsburger-stadtlexikon.de/
DANK
Für weitere Auskünfte danken wir dem STADTARCHIV Augsburg.