Seit 1943 gab es mehrere Luftangriffe. Die US-Truppen marschierten am 29.03.1945 ein. Vereinzelt kam es zu Widerstand etwa durch jugendliche Flak-Helfer. Während des Krieges starben Dutzende Zivilisten und Soldaten. Über 100 Wohnhäuser und einzelne Baudenkmale wurden beschädigt oder zerstört. Durch den Zustrom von Heimatvertriebenen verschärfte sich die Wohnungsnot. Neubauten und Instandsetzungsarbeiten wurden gefördert. 1951 erhielt Alzenau das Stadtrecht.
Angriffe
• 11. April 1943: britischer Luftangriff
- eigentliches Angriffsziel: Frankfurt a.M. und Offenbach
- Abwurf von 45 Brandbomben auch auf Alzenau (Alzenau bestehend aus den Stadtteilen Alzenau, Albstadt, Michelbach, Kälberau, Wasserlos und Hörstein)
- Abwurf von über 12 Brandbomben auf das Waldgebiet von Michelbach
• 20. Dezember 1943: britischer Luftangriff
- eigentliches Ziel: Frankfurt a.M. und Offenbach
- Bombenabwürfe auch im Raum Alzenau
• 12./13. September 1944: Abwurf einer britischen Luftmine auf Kälberau
• 21. November 1944: britischer Luftangriff
- Bombenabwürfe auf Alzenau und den Stadtteil Elze
• 23. März 1945: US-Tieffliegerangriff auf einen Zug in Höhe des BayWa-Lagerhauses in Alzenau
Tote und Verletzte
• durch Luftangriff am 21. November 1944: 7 Tote
• durch Tieffliegerangriff am 23. März 1945: mehrere Tote und Verletzte
• durch Granatfeuer und deutschen Wiederstand sowie während des US-Einmarschs in Alzenau am 28./29. März 1945:
- mehrere gefallene und verwundete deutsche Soldaten
- mehrere tote und verwundete Zivilpersonen
• während der Kämpfe um Michelbach am 30. März 1945:
- 15 gefallene und ca. 35 verwundete deutsche Soldaten
- 3 getötete und einige verwundete US-Soldaten
- mehrere verwundete Zivilpersonen
Schäden
• durch Luftangriff am 20. Dezember 1943:
- Schäden am Schloss Wasserlos
- zahlreiche Dach- und Fensterschäden in Kälberau
• durch Luftangriff am 12./13. September 1944: Zerstörung des Hahnenkammhauses in Kälberau durch eine britische Luftmine
• durch Luftangriff am 21. November 1944:
- Zerstörung bzw. Beschädigung zahlreicher Häuser im Stadtteil Elze durch Frühabwürfe von 16 bis 18 Sprengbomben sowie von Luftminen
• insgesamt durch Luftangriffe:
- Beschädigung von über 100 und völlige Zerstörung von 2 Gebäuden in Alzenau und Elze
- in Alzenau Zerstörung von 2 und Beschädigung von 61 Gebäuden
- in Wasserlos Beschädigung von 41 Wohnhäusern und 64 landwirtschaftlichen Anwesen
• nach 28. März 1945: Zerstörung eines Wohnhauses, einer Garage und von 5 Scheunen in Kälberau sowie weitere zahlreiche Gebäudeschäden in den übrigen Alzenauer Statteilen durch US-Artilleriebeschuss und während des US-Einmarschs:
- in Alzenau zahlreiche beschädigte Häuser vornehmlich in der Wasserloser und der Hauckwaldstraße (29. März 1945)
- Zerstörung der Bahnhofshalle, der Gleisanlagen und Beschädigung umliegender Häuser in Michelbach durch Artilleriebeschuss (29. März 1945)
- Beschädigung weiterer Häuser bei Kämpfen in Michelbach (30. März 1945)
Kriegsende
• 22./23. März 1945: Bildung einer 250 Mann starken Kampftruppe im Raum Alzenau zur Verteidigung des Kahlgrundes
• 28. März 1945: Vormarsch von US-Einheiten in das Kinzigtal und Beginn des Beschusses Aschaffenburgs, des Kahlgrundes und des Raums Alzenau durch US-Artillerie
• 29. März 1945: Einmarsch US-amerikanischer Verbände in Alzenau am Gründonnerstag
- kein Widerstand der deutschen Kräfte
- jedoch Verteidigungskampf der jugendlichen Flakhelfer in der Nähe der Ziegelei
• 30. März 1945: Einnahme Michelbachs durch US-Truppen nach deutscher Verteidigung
Spuren des Krieges
• verschiedene Bombentrichter im Waldgebiet rund um den Hahnenkamm - die höchste Erhebung im Vorspessart
• Juli 1959: Errichtung eines Mahnmals für die Heimatvertriebenen auf dem Kirchberg
Ausgangslage
Einwohnerzahlen:1946: 3.678
1954: 10.467
1955: 4.229
1961: 4.879
1968: 5.508
• 1943: Aufnahme von 22 Fliegergeschädigten aus Düsseldorf
• 1944: Festsetzung des Kontingents für Evakuierte/Umquartierte für Alzenau auf 75 Personen
• bis 1951: Aufnahme von 4.918 Flüchtlingen und Heimatvertriebenen im Altlandkreis Alzenau
• bis 1963: Erhöhung der Gesamtzahl der im Landkreis ansässigen Heimatvertriebenen auf 5.392 durch Zuwanderung und Binnenumsiedlungen
• durch Zuzug von Heimatvertriebenen, Evakuierten und Ausländern Erhöhung der Einwohnerzahl Alzenaus von 2.858 Personen am 17. Mai 1939 um 1.259 auf 4.117 Personen am 13. September 1950
• Anzahl der Flüchtlinge und Evakuierten in der Marktgemeinde Alzenau (ohne die weiteren Stadtteile Albstadt, Michelbach, Kälberau, Wasserlos und Hörstein):
- 30. November 1947: 352 Flüchtlinge, 434 Evakuierte
- 31. Dezember 1948: 382 Flüchtlinge, 463 Evakuierte
- 30. April 1949: 370 Flüchtlinge, 470 Evakuierte
- 30. April 1950: 370 Flüchtlinge, 459 Evakuierte
- 28. Februar 1951: 365 Flüchtlinge, 464 Evakuierte
- 04. August 1952: 374 Flüchtlinge, 518 Evakuierte
- 04. August 1953: 374 Flüchtlinge, 577 Evakuierte
- 03. November 1954: 351 Flüchtlinge, 583 Evakuierte
- 01. Dezember 1955: 367 Flüchtlinge, 554 Evakuierte
- 03. April 1956: 364 Flüchtlinge, 555 Evakuierte
• 13. September 1950: 5.196 Heimatvertriebene im gesamten Landkreis Alzenau i.Ufr. (41.963 Einwohner)
• bis April 1950: ca. 20 Flüchtlingsbetriebe
Wiederaufbau
Pläne und Ideen:• nach Kriegsende: zur Linderung der Wohnungsnot in allen Alzenauer Stadtteilen Wohnungsbau und Wohnraumbereitstellung durch verschiedene Wohnungsbaugesellschaften wie die Landeswohnungsfürsorge Bayern GmbH, das Evangelische Siedlungswerk und das St. Brunowerk
• 1946: Anordnung der Gründung von gemeindlichen Wohnraumkommissionen zur Erfassung verfügbaren Wohnraums durch das Wohnungsamt
• nach Kriegsende:
- Instandsetzung bzw. Neubau beschädigter und zerstörter Gebäude
- Entstehung der Siedlung "Am Stein" in Michelbach durch die Siedlungsbaugesellschaft "Das Familiengerechte Heim"
- in Hörstein rege Bautätigkeit vornehmlich durch das St. Bruno Werk
• 1945 - 1951: Unterstützung von über 150 Bauanträgen seitens der Marktgemeinde/Stadt durch Bereitstellung entsprechender Bauplätze und Überlassung von Bauholz aus den Gemeindewäldern sowie von kostenlosem Sand aus den gemeindlichen Sandwerken
• 1948: von Siedlungsgenossenschaften unterstützte Bauvorhaben in der Goethe- und Ketteler Straße sowie Errichtung zweier Wohnhäuser durch die Marktgemeinde mit insgesamt 15 Wohnungen
• 1951:
- Stadterhebung Alzenaus
- Bau mehrerer Siedlungshäuser mit 20 Wohnungen im Bereich Prischostraße durch die Stadt Alzenau, darunter 5 Siedlerdoppelhäuser
• 1952 - 1954/1955: Errichtung von 18 Wohneinheiten in 2 Wohnblocks im Bereich Dr. Ullrich Platz durch das St. Brunowerk und das Evangelische Siedlungswerk sowie Entstehung neuer Wohngebiete im Ortsteil Elze und am Ortsausgang Richtung Wasserlos ("Oberschur")
Literatur
AMBERG, Heribert (Hrsg.): Alzenauer Stadtbuch 2001. 600 Jahre Burg und Stadtrecht, 50 Jahre neues Stadtrecht. Beiträge zur Geschichte der Stadt Alzenau und ihrer Stadtteile Albstadt, Hörstein, Kälberau, Michelbach und Wasserlos. Hrsg. von der Stadt Alzenau, Alzenau 2001.
MEYER, Edgar: Alt Alzenau - neu entdeckt, Großkrotzenburg 1995.
RATZKA, Thomas: Heimatvertriebene und Evakuierte in Alzenau, o.O. o.J.
STADTMÜLLER, Alois: Maingebiet und Spessart im Zweiten Weltkrieg, Aschaffenburg 1982.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1952. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1952, S. 498.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1969. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1969, S. 21.
DANK
Für weitere Auskünfte danken wir dem STADTARCHIV Alzenau und dem BAYERISCHEN LANDESAMT FÜR STATISTIK und Datenverarbeitung.