Am 28./29.04.1945 wurde die Stadt von US-Truppen nach mehreren Tieffliegerangriffen und Artilleriebeschuss eingenommen. Nach 1945 strömten Heimatvertriebene in die Stadt, für deren Unterbringung vor allem der soziale Wohnungsbau gefördert wurde. Neubauten wurden errichtet und bestehende Wohnhäuser ausgebaut. Am 28. Oktober 1949 stimmte der Stadtrat für einen Bebauungsplan, der auch den Erhalt des wenig zerstörten Stadtkerns zum Ziel hatte.
Angriffe
• April 1945: mehrere Tieffliegerangriffe
Tote und Verletzte
• durch Tieffliegerangriff im April 1945: 8 Tote
• infolge Beschuss der Stadt durch die US-Armee: 2 Tote
Schäden
• 28. April 1945: Explosion der äußeren Ecknachbrücke sowie Beschädigung der hochragenden Gebäude und Türme der Stadt durch US-Maschinengewehr- und Granatfeuer
Kriegsende
• 28. / 29. April 1945: nach Beschuss der Stadt Einmarsch der US-Armee in der Nacht
Ausgangslage
Einwohnerzahlen:1946: 6.342
1955: 6.298
1961: 6.520
1968: 6.143
• ab Sommer 1943: Einquartierung von Flüchtlingen und Evakuierten aus besonders luftkrieggefährdeten Gebieten
• Flüchtlingszahlen:
- bis 02. Dezember 1945: Einquartierung von fast 7.000 Heimatvertriebenen und Flüchtlingen im Landkreis Aichach, darunter etwa 700 in der Stadt selbst
- bis Ende 1946: Aufnahme von weiteren 8.706 Flüchtlingen im Landkreis, darunter 2.048 in der Stadt Aichach
- 13. September 1950: 1.617 Heimatvertriebene (6.203 Einwohner insgesamt)
- 01. Januar 1955: 1.809 registriete Heimatvertriebene
• Unterbringung und Versorgung:
- ab Mai 1945: Einquartierung von Flüchtlingen in Privatquartieren sowie in Massen- und Notquartieren (z.B. Turnhalle Aichach, Schlösser zu Kühbach und Haslangkreit)
- November 1946: Einrichtung einer Wärmestube für Heimatvertriebene im Zieglersaal
- Anfang 1947: Einrichtung einer Volksküche
Wiederaufbau
Pläne und Ideen:• Ziel: Ansiedlung von Industriebetrieben zur Versorgung der Heimatvertriebenen mit Erwerbsmöglichkeiten
• März bis Mai 1947: Stadtrats- und Kreistagsbeschluss über Errichtung zweier großer Mietshäuser und eines Wohnblocks zur Behebung der Wohnungsnot
• 14. Mai 1947: Gründung der „Gemeinnützigen Baugenossenschaft“
• Mai 1949: Einführung eines „Notgroschens für den Wohnungsbau“ durch den Stadtrat und Gründung der „Sozialen Wohnungsbaustiftung“ durch den Kreistag
• 28. Oktober 1949: Stadtratbeschluss über Bebauungsplan mit Ziel des Weiterwachsens der Stadt unter Erhalt eines schönen und geschlossenen Stadtbildes um den alten, einheitlich wirkenden Stadtkern
• nach 1945: Maßnahmen der Stadt
- Bereitstellung von 50 Tagwerk an Baugrund für Wohnungsbau
- Maßnahmen zur Linderung der Wohnungsnot durch Um- und Ausbauten stadteigener Gebäude
- sowie durch Umgestaltung von Baracken zu Behelfswohnungen und eigenen Wohnblockprojekten
• bis 1947: erfolgreiche Ansiedlung und Neuzulassung von 252 Betrieben und Geschäften, darunter die „Flüchtlingsfirmen“
- Bär & Decker
- Neusiedel und Gutmann (später Neusa)
- insgesamt 104 Flüchtlingsbetriebe
• Sommer 1948: Umbau und Renovierung des Rathauses
• zwischen 1949 und 1957: Umbau der Fronveste als späterer Sitz des Gesundheits- und des Vermessungsamtes
• ab November 1949: Bestimmung des Geländes nördlich der Donauwörther Straße zwischen Paar und Eisenbahnlinie zum künftigen Industriegebiet und planmäßige Errichtung dreier großer Wohngebiete durch den Stadtrat:
- im Norden zwischen Schrobenhausener Straße, Paarhang und Krautgärten
- im Osten zwischen Krankenhaus- und Freisingerstraße
- Wohngebiet Süd zwischen Münchner Straße und Grießbach
• 1951 - 1961:
- Errichtung und Ausdehnung des Aichacher Freibades
- Bau 8 neuer Straßen
- Erweiterung und Moderniesierung des Wasserleitungs- und Elektrizitätsnetzes
• Bautätigkeit der Baugenossenschaft:
- 1949/1950: 4 Wohnblöcke und weitere Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 48 Wohnungen an der Gartenstraße
- 1952 - 1954: Wohnblöcke an der Deutschherrnstraße mit 54 Wohnungen
- 1956 - 1958: 48 Wohnungen an der Rosenau
- 1960 - 1962: 50 Wohnungen an der Ludwig- und der Ludwig-Thoma-Straße
• 03. Mai 1957: Baubeginn eines neuen Schulhauses an der Ludwigstraße
Literatur
MÜLLER, Josef: Aichach einst und jetzt, Aichach 1968, S. 346 - 389.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1952. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1952, S. 490.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1955. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1955, S. 20.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1969. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1969, S. 21.