Atlas zum Wiederaufbau

Residenz Würzburg // Residenzen, Schlösser und Burgen

Zerstörung: 16.03.1945
Wiederaufbau: 1945-1987

Zur Detailseite von Würzburg

Baugeschichte

• 1720 - 1744: unter Leitung von Balthasar Neumann für die Fürstbischöfe Schönborn erbaut
• hufeisenförmige Anlage mit Mittelrisalit und je zwei Höfen in den Seitenblöcken
• im Mitteltrakt:
 - Treppenhaus mit Fresko von Giovanni Batista Tiepolo (1752)
 - Weißer Saal (Stuck 1744/1745 von Antonio Bossi)
 - Kaisersaal (Tiepolo-Fresko um 1750)
• 1740 - 1754: Paradezimmer am Hofgarten ausgestattet
• 1725 und 1776 - 1781: Seinsheim-Zimmer im nördlichen Ingelheim-Trakt als Bischofswohnung ausgebaut
• 1771/1772: Fürstensaal im Zwischentrakt durch Materno Bossi stuckiert
• Südtrakt:
 - 1732 - 1743: Hofkirche (Entwurf: Balthasar Neumann, Ausstattung nach Plan von Johann Lucas von Hildebrandt)
 - 1734 - 1736: Bischofswohnung zum Ehrenhof und westlich zur Stadt eingerichtet, Umgestaltung 1806 - 1814 (so genannte Toskanazeit)
• 1756 - 1793: Hofgarten in mehreren Stufen angelegt, im Südgarten Orangeriegebäude (1778/1779 nach Plänen Johann Michael Fischers)

Schäden

• mit Ausnahme des Mitteltrakts (Treppenhaus, Weißer Saal, Kaisersaal) und der Hofkirche bis auf die Außenmauern und Gewölbe komplett ausgebrannt
• Spiegelkabinett völlig zerstört
• in Paradezimmern, Ingelheimer Bau und Toskana-Zimmern sämtliche Plafonddekorationen zerstört
• bewegliche Inneneinrichtung und Teile der Wandverkleidung durch Auslagerung erhalten geblieben
• Deckengemälde und Stuck der Hofkirche, des Treppenhauses und des Weißen Saals durch Verrußung und eindringendes Regenwasser schwer beschädigt, in den Folgejahren weitere Schäden durch Vernachlässigung (insbesondere Hofkirche)
• Orangerie im Hofgarten bis auf Teile der Außenwände niedergebrannt

Wiederaufbau

• 1945/1946: erste Sicherungsmaßnahmen (u.a. durch US-Kunstschutzoffizier John D. Skilton jr.) mit Notbedachung des Mitteltrakts
• 1947 - 1949: Aufbringung eiserner Dachstühle und provisorische Eindeckung über dem Mitteltrakt sowie nördlichen und südlichen Paradezimmern
• 1947 - 1950: Restaurierung und Teilerneuerung von Wand- und Deckenfresken, Stuckaturen und Vergoldungen in Kaisersaal, Weißem Saal und Treppenhaus
• 1951 - 1962: Einzug von Stahlbetondecken an Stelle ehemaliger Holzbalkenkostruktion in der gesamten Residenz
• 1952: Idee des Einbaus eines Theaters in den Südtrakt (verworfen)
• bis 1959: Eindeckung aller noch offenstehenden Teile mit Stahldachkonstruktion und Schieferplatten
• 1953 - 1962: Ausbau des Südflügels (Toskana-Wohnung) zur Nutzung durch Universitätsinstitute - damit Verzicht auf Rekonstruktion der Räume im Empire-Stil
• ab 1954: Ausbau der Räume am Rennweg (Nordflügel) für das Staatsarchiv Würzburg, das Erdgeschoss für den Staatlichen Hofkeller Würzburg und eine Außenstelle des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege
• 1953 - 1959: Restaurierungen und Ergänzungen am Außenbau, insbesondere an der Hofgartenseite und am Rennweg
• 1959 - 1963: Fresken des mittleren und westlichen Deckenovals in der Hofkirche von Karl Körner nach historischen Fotos weitgehend neu gemalt, Fehlstellen in erkennbarer Weise rekonstruiert
• Re-Barockisierung der klassizistisch veränderten Fenster
• 1960 - 1963: Ausbau der an der Ehrenhofsüdseite liegenden Räume des Hauptgeschosses für die Gemäldegalerie, der darüber liegenden Räume für die Vasensammlung des Martin-von-Wagner-Museums der Universität
• ab 1962: Wiederherstellung der Innenräume weitgehend in ursprünglicher Form, mit historischen Techniken unter Einbau geretteter Ausstattungsstücke
• 1962 - 1972: östliche Prunkräume:
 - 1962: Audienzsaal (Rekonstruktion der Deckenbemalung nach Farbfotos und Originalzeichnungen von Antonio Bossi)
 - 1963: so genanntes zweites Alexanderzimmer (Ölgemälde als Ersatz für Deckenmalerei) und Rotes Kabinett
 - 1963 - 1967: vier Säulen im Treppenhaus wegen Einsturzgefahr durch Stahlbetonpfeiler ersetzt
 - bis 1966: Toscanasaal durch Erneuerung der Raumdekoration als Hörsaal für die Universität hergerichtet
 - an Stelle des zerstörten Spiegelkabinetts zunächst Einbau des klassizistischen Thronsaals, südlich davon Galerie mit Bischofsporträts
• 1966: Stuckrestaurierungen in Vestibül und Weißem Saal
• 1965 - 1970: Wiederherstellung der Orangerie mit leicht veränderter Südfassade als Werkstätte und Lapidarium
• 1965 - 1972: "Grünlackiertes Zimmer" durch Wolfgang Lenz rekonstruiert
• 1969 - 1978: Rekonstruktion der Ingelheimer Zimmer im Nordwestbau
• 1973 - 1978: Rekonstruktion des Fürstensaals
• 1973/1974: Ausbau der Rennweg-Zimmer im zweiten Obergeschoss als Galerieräume der Staatsgemäldesammlung
• 1976 - 1982: Renovierung der Ehrenhof-Fassade und der Attikabalustrade samt Figuren
• bis 1987: Rekonstruktion des Spiegelkabinetts durch Wolfgang Lenz in Eglomisée-Technik

Literatur

BESELER, Hartwig / GUTSCHOW, Niels: Kriegsschicksale Deutscher Architektur. Verluste - Schäden - Wiederaufbau. Eine Dokumentation für das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland, Band II: Süd, Neumünster 1988, S. 1504 - 1507.
HUBALA, Erich / MAYER, Otto: Die Residenz zu Würzburg, Würzburg 1984.
KÖRNER, Karl: Zur Instandsetzung der Würzburger Hofkirche, in: Deutsche Kunst und Denkmalpflege 1962, S. 47 - 52.
KREISEL, Heinrich: Die Wiederherstellung und Einrichtung der südlichen Paradezimmer in der Würzburger Residenz, in: Kunstchronik 23, 1970, 7, S. 173 - 176.
KREISEL, Heinrich: Wiedereröffnung der „Weißen Zimmer“ in der Würzburger Residenz, in: Kunstchronik 25, 1972, 11, S. 353 - 357.
LANDSCHRIEBER, Lars: Sicherung des Vestibüls, des Treppenhauses und des Weißen Saales in der Residenz Würzburg, in: Deutsche Kunst und Denkmalpflege 16, 1968, S. 87 - 92.
NERDINGER, Winfried (Hg.): Architektur der Wunderkinder. Aufbruch und Verdrängung in Bayern 1945-1960, München / Salzburg 2005, S. 260.

Weitere Bilder