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Prinzregent Luitpold

 

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Ideen, Religion, Bildung und Wissenschaft in der Zeit Maximilians II.

Industrialisierung, wissenschaftlich-technischer Fortschritt und die Verelendung großer Teile der Arbeiterschaft – die sogenannte Soziale Frage – ließen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts neue Weltbilder, Ideen und Ideologien entstehen. Maximilian II. war nicht nur Zeuge jener Entwicklungen; er besaß auch das intellektuelle Format, sich mit diesen Strömungen auseinanderzusetzen.

Von allen Königen Bayerns kann Maximilian II. als der Gebildetste gelten. Nach den Worten des Historikers Michael Doeberl (1861–1928) prägte ihn ein „unersättlicher Wissensdurst und Bildungshunger“. Anstatt jedoch nur privaten Studien nachzugehen, machte Maximilian Bildung und wissenschaftliche Innovation zum Regierungsprogramm. In seiner Zeit erlebte das Königreich eine neue Blüte der Geistes- und Naturwissenschaften, schulische und berufliche Bildung wurden reformiert. Die Stiftung Maximilianeum, die auf ihn zurückging, sollte Hochbegabte aus allen Schichten der Gesellschaft fördern und zur staatstragenden Elite heranziehen.

Maximilian II.: Persönlicher Glaube und konfessionelle Ausrichtung

Maximilian war gläubiger Katholik, jedoch ohne den streitbaren Eifer seines Vaters. Der junge Maximilian war von katholischen Geistlichen erzogen worden, die dem Umkreis des Regensburger Bischofs Johann Michael Sailer (1751–1832) entstammten. Dessen tolerante Haltung in Konfessionsfragen ebenso wie die Kontakte mit Friedrich Wilhelm Schelling (1775–1854) haben den Kronprinzen geprägt.

Maximilian hatte 1835 Österreich und Ungarn bereist. Dennoch blieben ihm das Reich und die Politik der Habsburger fremd, nicht zuletzt wegen des Einflusses seines Privatlehrers für Geschichte, des Freiherrn Joseph von Hormayr (1782–1848). Wie sein Großvater und sein Vater war auch Maximilian mit einer Protestantin verheiratet, Marie Friederike (1825–1889), der Tochter von Friedrich Wilhelm Karl von Preußen (1783–1851), einem Onkel König Friedrich Wilhelms IV. (1795–1861). Mit dem protestantischen Norddeutschland verbanden Maximilian auch die Studienjahre in Göttingen und Berlin.

Kirche, Konfessionen und Judenemanzipation

Als König hat Maximilian den Ausgleich zwischen den christlichen Konfessionen gefördert. Den „Kniebeugeerlass“ Ludwigs I. von 1838, wonach auch protestantische Beamte und Offiziere an Fronleichnam vor dem Allerheiligsten knien mussten, hob Maximilian endgültig auf. 1849 ließ er den „Gustav-Adolf-Verein“, die wichtigste gesellschaftliche Organsation der deutschen Protestanten, in Bayern zu. Maximilian war ein Anhänger des ökumenischen Gedankens, in der Überwindung der Glaubensspaltung sah er auch einen Beitrag zur Einheit der deutschen Nation.

In der Regierungszeit Maximilians schritt die Wiedererrichtung von Klöstern in Bayern voran, die Ludwig I. begonnen hatte. 1848 gab es im Königreich 161 Klöster, 1864 waren es bereits 441, bedingt u.a. durch den personellen Zuwachs der Klöster und fortschreitende Filialgründungen. Maximilian hegte große Sympathien für den Orden der Benediktiner. Der König veranlasste Schenkungen an Klöster, ließ aber den Kirchenbau weitgehend außer Acht.

Die Situation der Juden in Bayern verbesserte sich seit 1848 ebenfalls. Wie schon in der Märzproklamation versprochen, erhielten die Bürger israelitischen Glaubens nun Freizügigkeit und die Freiheit der Berufswahl.

Schulpolitik

Seit Ende der 1850er Jahre wurden der Schulunterricht wie auch die Lehrerbildung in Bayern umorganisiert. Die Ausbildungsinhalte von Lateinschulen und Gymnasien wurden neu geordnet. Auszubildende Lehrkräfte für Volksschulen mussten seit 1857 die zweijährige Präparandenschule vor Besuch des Lehrerseminars besuchen (Lehrerbildungsnormativ). 1866 wurde eine Vorbereitungsphase von drei Jahren verpflichtend. Es folgte eine zweijährige Seminarzeit, danach eine Expektantenzeit von vier Jahren Dauer. Das erste Jahr diente der Schulpraxis, im zweiten und dritten folgte der Dienst als „Schulgehilfe“, im Abschlussjahr sollte schließlich die Anstellung als „Schulverweser“ stattfinden.

Die Volksschulen erhielten verbesserte Lehrpläne und genauer bezeichnete Lernziele. Im Bereich der beruflichen Bildung wurden die Gewerbeschulen, die bislang den Landgerichten oder Gemeinden unterstanden, 1864 in staatliche Bildungsanstalten umgewandelt und weiter ausgebaut. In den 60er Jahren begann die Regierung auch mit der Umwandlung der Polytechnischen Schulen in technische Fachhochschulen („Industrieschulen“). Es gab es Planungen für eine Technische Hochschule in München, die 1868 unter Ludwig II. eröffnet wurde.

Maximilians Bildungsweg und Bildungsanspruch

Bildung und Wissenschaft prägte auch das Hofleben unter Maximilian II. Sein Vater hatte den königlichen Hof zu einem Zentrum der Künste gemacht, für ihn selbst stand die Gelehrsamkeit im Mittelpunkt.

Bereits als Jugendlicher empfahl ihm Eduard Schenk (1788–1841), Innenminister seines Vaters, das Studium der Geschichte. Seine Lehrer in Göttingen waren Maximilian von Arnold Hermann Ludwig Heeren (1760–1842) und Friedrich Christoph Dahlmann (1795–1860). In Berlin gehörte er zu den Hörern von Friedrich von Raumer (1781–1873) und Leopold von Ranke (1795–1886). Mit Ranke verband Maximilian seitdem eine lebenslange Freundschaft. Ranke empfahl dem Kronprinzen seinen Schüler Wilhelm Doenniges (1814–1872), geboren in Pommern, der für Maximilian zum wichtigsten Berater in Fragen der Kulturpolitik wurde. Doenniges erhielt vom König das Heimatrecht in Bayern und nahm mit seiner Familie sogar am Hofleben teil.

Maximilian, der nach eigener Aussage viel lieber Professor geworden wäre, anstatt als König zu regieren, fand in akademischen Kreisen seine geistige Heimat. Auch als Regent pflegte er einen gelehrten Habitus. Politische und gesellschaftliche Fragen behandelte er oftmals wie wissenschaftliche Probleme. Bekannt sind die Preisaufgaben zu Fragen der Politik, die er als König ausschreiben ließ und deren Zuschriften ihm als Gutachten dienten.

Der König rief gelehrte Zirkel an den Hof, die sogenannten Symposien. In zwangloser Atmosphäre, etwa beim Billardspiel, versammelte er seit 1854 regelmäßig Professoren und Künstler, um im Zwiegespräch ihre Meinung einzuholen. Diese Treffen ähnelten den bürgerlichen Salons der Spätaufklärung oder den britischen Clubs, da der König hier nicht als herausgehobene Figur auftrat. Themen waren u.a. die Theorie des Kommunismus, die nationale Frage, die Sorge für das Proletariat usf.

Maximilian lud Geistes- und Naturwissenschaftler sowie Künstler oftmals zu Privatvorträgen unter vier Augen. In Hohenschwangau war 1838 Friedrich Wilhelm von Thiersch (1784–1860) zu Gast, 1859 der dänische Dichter und Schriftsteller Hans Christian Andersen (1805–1875). Ebenso fanden sich der Historiker Jakob Philipp Fallmerayer (1790–1861) oder der Dichter Friedrich Rückert (1788–1866) ein; Maximilian rief beide womöglich auch in ihrer Eigenschaft als Orientalisten zu sich. Überliefert sind die Vorträge Rankes zur Geschichte, die er für den König im Herbst 1854 in Berchtesgaden hielt.

Die Wissenschaftspolitik Maximilians II.

Besondere Weitsicht bewies Maximilian als Wissenschaftspolitiker. Während seiner Regierung erreichte die Hochschulbildung in Bayern eine neue Blüte. Im Zentrum seiner Bemühungen stand die Geschichtswissenschaft. Der König führte bei den Berufungen vielfach selbst Regie.

Bereits 1848 trat der Schweizer Staatsrechtler Johann Caspar Bluntschli (1808–1881) eine Professur in München an. 1853 wurde der Würzburger Karl Theodor von Siebold (1804–1885), vormals Zoologe und Veterinärwissenschaftler in Erlangen, Freiburg und Breslau, zum Konservator der königlichen anatomischen Anstalt in München. Zwischen 1852 und 1855 gelangten Franz Emanuel Geibel (1815–1884), der Dichter Paul Heyse (1830–1914), Adolf Friedrich von Schack (1815–1894) und Friedrich Martin Bodenstedt (1819–1892) auf Professuren für Sprache und Literaturwissenschaft. Maximilian trug sich mit Plänen zur Schaffung einer Akademie für deutsche Sprache und Literatur, nach dem Vorbild der Pariser Académie Française. Das Vorhaben wurde jedoch nicht umgesetzt.

Geschichte und Volkskunde

Die Geschichtswissenschaft erfuhr unter Maximilian II. besondere Beachtung. Nach dem Tod Joseph von Görres’ (1776–1848) wurde der Lehrstuhl für Geschichte anfangs mit Jakok Philipp Fallmerayer besetzt. Auf der Suche nach einem Vertreter der neuen Historischen Schule, die bereits in Göttingen und Berlin Maßstäbe setzte, erhielt 1856 Heinrich von Sybel (1817–1885) den neuen Lehrstuhl für Geschichte. Im Jahr darauf wurde das Historische Seminar der Universität München gegründet, 1859 erschien erstmals die „Historische Zeitschrift“, bis heute das führende Zeitschriftenorgan für Geschichte im deutschsprachigen Raum. Sybels Verhalten als Hochschullehrer geriet bald zum Politikum. Seine Kritik an der Deutschlandpolitik Maximilians führte zu seiner Entlassung 1861. Nachfolger wurde der Ranke-Schüler Friedrich Wilhelm von Giesebrecht (1814–1889). Er hatte bis dahin in Königsberg gelehrt.

Maximilian II. gründete 1858 die Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Neben den „Monumenta Germaniae Historica“, die auf eine Gründung des Freiherrn vom Stein von 1819 zurückgingen, wurde die Historische Kommission in Deutschland zum bedeutendsten Forschungsinstitut für Geschichte. Der König ließ auch eine Naturwissenchaftlich-Technische Kommission bei der Akademie einrichten.

Die Person Wilhelm Heinrich Riehls (1823–1897) steht für den Beginn der wissenschaftlichen Volkskunde in Deutschland. 1859 ließ der König für Riehl, einen gebürtigen Hessen und Schüler von Ernst Moritz Arndt (1769–1860), eine Professur für Kulturgeschichte und Statistik in München einrichten. Riehl wurde später Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und erhielt das Adelsprivileg. Unter seiner Ägide entstand das ethnografische Sammelwerk „Bavaria“, eine erste moderne Landes- und Volkskunde für Bayern. Die Idee dazu stammte von Maximilian selbst. 1867 wurde das Ethnografische Museum in München eingeweiht, das bereits Ludwig I. geplant hatte.

1855 eröffnete das Bayerische Nationalmuseum in München. Annähernd zeitgleich dazu entstand in Nürnberg das Germanische Nationalmuseum, eine private Initiative des Freiherrn Hans von Aufseß (1801–1872). Nürnberg und München wurden somit zu Orten eines nationalen bzw. landesgeschichtlichen Gedächtnisses – ähnlich wie zuvor schon Ruhmeshalle und Walhalla in der Ära Ludwigs I. Dabei darf nicht übersehen werden, dass König Maximilian das Germanische Nationalmuseum als Konkurrenz empfand und keine Kooperation stattfand. Erst unter Ludwig II. erhielt das Museum staatliche Unterstützung.

Angewandte Naturwissenschaften

Mit dem Chemiker Justus von Liebig (1803–1873) sowie dem Anatom und Physiologen Theodor von Bischoff (1807–1882), beide zuvor Professoren in Gießen, hielt eine neue Epoche der angewandten Naturwissenschaften in München Einzug. Zusammen mit Carl Fraas (1810–1875), Professor für Landwirtschaft und Leiter der Zentral-Tierarzneischule in München seit 1853, beschritten diese Wissenschaftler neue Wege in der angewandten Forschung, etwa zur Herstellung des Kunstdüngers oder der Fischzucht. Die Erfolge waren für das Agrarland Bayern von unschätzbarem Wert. Maximilian Pettenkofer (1818–1901) aus Lichtenheim bei Neuburg a.d. Donau, ein Schüler Liebigs in Gießen, war seit 1847 Professor für medizinische Chemie in München. Mit Liebig zusammen entwickelte er 1852 den Fleischextrakt zur Anreicherung von Suppen, vorzugsweise eingesetzt als Krankenkost. Pettenkofer wurde 1865 Rektor der Münchner Universität und Professor für Hygiene, der erste Hochschullehrer dieses Faches in Deutschland. 1879 gründete er in München ein hygienisches Institut. Auf seine Studien zur Cholera hin wurde in München eine Kanalisation eingeführt. Während die Stadt in den 1850er Jahren noch kaum über hygienische Standards verfügte – 1854 erlag die Königinmutter Therese der Cholera in München –, wurde sie bis Ende des 19. Jahrhunderts zu einer der saubersten in ganz Europa.

Maximiliansorden und Maximilians-Medaille

1853 stiftete der König den „Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst“, auf Vorschlag seines Beraters Doenniges. Die Ordensträger wurden den Kammerherren und Generalmajoren bei Hofe gleichgestellt – sichtbarer Ausdruck des Nebeneinanders von Adel und Gelehrten, ein Grundsatz, der unter Maximilian fast programmatisch galt. Den Vorsitz der Gründungskommission (des späteren Ordenskapitels) führte Justus von Liebig. Ihm folgte Max Pettenkofer, später der Historiker und königliche Geheime Rat Karl Theodor Ritter von Heigel (1842–1915). Die Zahl der Ordensträger sollte Hundert nicht übersteigen. Den Orden erhielten Wissenschaftler und Künstler innerhalb und außerhalb Bayerns. Der erste und einzige ausländische Träger des Ordens jenseits des deutschen Sprachraums blieb der Däne Hans Christian Andersen, dem der König 1859, trotz Bedenken seiner Berater, die Auszeichnung verlieh. Einen ähnlichen Zweck wie der Maximiliansorden verfolgte die Vergabe der „Maximilians-Medaille“, gestiftet im März 1856. Sie wurde bis 1863 für „hervorragende Leistungen“ im Bereich der Staatswissenschaften, der Geschichte, der Philologie und der Naturwissenschaften vergeben.

Der „Nordlichterstreit“

Die Berufungen unter Maximilian II. brachten es mit sich, dass viele Professoren von außerhalb Bayerns stammten, nicht wenige davon aus dem Norden Deutschlands. Obschon ihr fachlicher Rang unbestritten war, regte sich gegen die „Nordlichter“ und ihr Auftreten in den Jahren 1850 bis 1859 zunehmender Protest, v.a. in katholischen Zeitungen. In der Öffentlichkeit stellte man sie den „Nativisten“, einheimischen Beratern des Königs, kritisch gegenüber, v.a. dem Grafen Franz von Pocci (1807–1876), Franz von Kobell (1803–1882) oder dem Generaladjutanten des Königs, Ludwig Freiherrn von der Tann (1815–1864). Unterschwellig galt der König selbst vielen seiner Landsleute als „Nordlicht“, da sein kühles Temperament für wenig Volksnähe sorgte. Der „Nordlichterstreit“ war somit eine indirekte Kritik am Regierungsstil Maximilians – ein traditionelles Muster, wonach niemals der Fürst, dafür aber seine Ratgeber zur Zielscheibe populärer Missstimmung werden.

Dabei stammte die Kritik auch aus den Führungskreisen bei Hof und im Militär. Etliche Berater, hohe Beamte und Offiziere sahen in den Wissenschaftlern um Maximilian eine bedrohliche Konkurrenz. Der König galt ihnen als allzu wissenschaftsgläubig. 1855 entließ Maximilian seinen engsten Berater Doenniges auf öffentlichen Druck. Die Kampagnen gegen Gelehrte und Literaten unter dem Schutz des Königs veranlassten Maximilian zu Repressionen gegen die Presse. Die eigentliche Brisanz des „Nordlichterstreits“ lag jedoch darin, dass Bayern unter Maximilian II. in den Augen seiner Kritiker ganz dem wissenschafts- und bildungspolitischen Vorbild Preußens zu folgen schien. Die Opposition sah darin eine Richtungsentscheidung Bayerns hin zu einer kleindeutschen Lösung der Nationalfrage unter preußischer Führung.

Die Stiftung Maximilianeum

Schon als Kronprinz hatte sich Maximilian mit Plänen für eine „Eliteschule“ des neuen bayerischen Staates auseinandergesetzt. Frankreich war mit der „Ecole normale supérieure“ seit den 1790er Jahren vorangegangen, viele Staaten schlossen sich diesem Beispiel an.

In Bayern war noch unter Ludwig I. ein adeliges Erziehungsinstitut geplant. Maximilian bevorzugte dagegen eine bürgerliche Bildungseinrichtung. Friedrich Wilhelm von Thiersch entwarf hierzu das Konzept für ein „Athenäum“, in dem Jugendliche vom 8. bis 21. Lebensjahr mit Schwerpunkt auf der humanistischen Bildung erzogen werden sollten. Der König entschied sich jedoch für den Entwurf Friedrich Benedikt Hermanns: eine Eliteeinrichtung, die ihre Kandidaten erst nach Abschluss der Gymnasialzeit auswählte und sie sowohl in Geistes- wie Naturwissenschaften, in Nationalökonomie, Handel, selbst Waffen- und Reitübungen, Tanz, Zeichnen, Sport etc. weiterbilden sollte. Dieses Konzept war nicht zuletzt kostengünstiger als die umfassende Bildungsanstalt nach Thiersch.

1852 wurde die „Vorschule eines Erziehungsinstituts für den höheren Staatsdienst“ gegründet, die der König alleine aus seiner Kabinettskasse finanzierte. Der Landtag hatte sich geweigert, hierfür Steuern zu bewilligen. Die Bildungsanstalt erhielt 1857 den offiziellen Titel „Maximilianeum“. Die besten sechs Absolventen (jährlich um drei weitere ergänzt) aus den seinerzeit 28 Gymnasien im Königreich erhielten – ohne Ansehen von Stand und Geburt, nur entsprechend ihrer Leistung und ihres Betragens – ihr Studium der Rechts- und Staatswissenschaften an der Universität München vollständig finanziert.

Die meisten Stipendiaten beschritten nach dem Studium die Beamtenlaufbahn. Das entsprach der Idee der Stiftung, deren Förderprogramm auf eine neue Elite gebildeter Staatsbeamter abzielte. Während die Zöglinge zunächst in einem gemieteten Haus in der Münchner Amalienstraße wohnten, zogen sie nach dessen Fertigstellung 1876 in das Maximilianeum am Isarufer ein, für das im Oktober 1857 der Grundstein gelegt worden war. Die Stiftung erhielt 1876 unter Ludwig II. auch ihre abschließende juristische Form.