Neuer Glanz der Monarchie
Nach den langen Prinzregentenjahren versuchte König Ludwig III. den Glanz der Königswürde wieder herzustellen. Für Januar 1914 hatte er eine Audienz und ein Diner für die diplomatischen Korps aus München und Berlin ansetzen lassen. Dies führte zu Verstimmungen mit Kaiser Wilhelm II. in Berlin, da eine derartige Einladung eigentlich nur dem deutschen Kaiser zugestanden hätte. Dennoch begannen am 1. Januar 1914 die Feierlichkeiten, die bis zu Ludwigs Geburtstag am 7. Januar dauerten. Am Geburtstag selbst fanden im Münchner Dom und in der Matthäuskirche ein katholischer bzw. ein evangelischer Gottesdienst zu Ludwigs Ehren statt.
Doch schon bald wurde klar, dass der neue König die monarchische Repräsentation mehr pflichtbewusst als freudig erfüllte: Die Residenz, die Ludwig zu groß und zu pompös erschien, wurde für ihn nicht zum Hauptwohnsitz. Er bevorzugte das vergleichsweise bescheidene Wittelsbacher Palais.
Soziales, Wirtschaft und Technik – die Interessen König Ludwigs III.
Sein politisches Engagement richtete Ludwig auf die Lösung konkreter wirtschafts- und sozialpolitischer Fragen aus, sein Interesse galt vor allem der Technik. Gerade die Beseitigung der sozialen Missstände lag Ludwig am Herzen. So war der Prinz beispielsweise bei der Eröffnung des Schwabinger Krankenhauses 1910 selbst anwesend. Die höfisch-monarchische und die militärische Repräsentation lagen ihm hingegen weniger. Seine private Lebensführung war von Einfachheit geprägt, sein Lebensstil war bürgerlich und nicht mehr großbürgerlich wie der seines Vaters. Ludwig genoss Kegelabende, ging auf die Jagd und widmete sich der Pferdezucht. Er war wenig an Kunst und Kultur interessiert – ein Gegensatz nicht nur zu seinem Vater, sondern zu allen bayerischen Königen vor ihm.
„Millibauer“, „Bürgerkönig“ und der „Vielfältige“ – Ludwigs mangelnde Popularität als König
Die Bandbreite, in der König Ludwig III. gesehen wurde, changierte von der volkstümlichen Bewunderung für den „Bürgerkönig“ und „Millibauern“ bis hin zu einem eher kritischen Blick auf den Monarchen, den „Vielfältigen“, der seiner Aufgabe nicht immer gewachsen zu sein schien.
Hatte Prinzregent Luitpold seine charakterlichen Stärken genutzt, um die Bevölkerung, die ihm anfangs durchaus skeptisch gegenüberstand, für sich zu gewinnen, lag Ludwig scheinbar wenig an der planvollen Pflege seiner Popularität. Statt durch pompöse royale Inszenierung, wollte er durch volksnahe Schlichtheit überzeugen. Gerne zeigte sich Ludwig schon als Prinz bei Pferdemärkten und Pferderennen, vor allem wenn seine eigenen Pferde aus der Leutstettener Zucht beteiligt waren. Diese Volksnähe, gepaart mit seiner Fachkenntnis in landwirtschaftlichen Belangen, hatte vor seinem Herrschaftsantritt Bürger und Bauern gleichermaßen beeindruckt. Mit seiner leutseligen und unprätentiösen Art wurde er schnell zum beliebtesten wittelsbachischen Prinzen. Dies änderte sich jedoch nach der Thronbesteigung: Ludwig nahm zwar pflichtbewusst an zahllosen Empfängen, Eröffnungen, Einweihungen, Preisverleihungen oder anderen Festlichkeiten, wie der 800-Jahrfeier der Burg Wittelsbach im Mai 1914, teil; doch trotz seiner offenen Art, die an seinen Vater erinnerte, fehlte ihm in den Augen vieler Zeitgenossen dessen Ausstrahlung als weiser Monarch und Vaterfigur. Die Bevölkerung fand zum neuen Herrscher keinen rechten Zugang, eine wirkliche Sympathie entstand nicht.
So war der Spitzname „Millibauer“ nicht nur Ausdruck von respektvoll-ironischer Zuneigung. Seit der im Zuge des Kriegs immer schlimmer werdenden Lebensmittelknappheit, vor allem in den Städten, schwang hier ganz im Gegenteil auch scharfe Kritik mit: Dem König wurde vorgeworfen, die auf seinem Gut produzierten Güter zu überteuerten Preisen zu verkaufen und nur seinen Profit steigern zu wollen. Es ging das Gerücht, die Produkte würden in den preußischen Norden verkauft und der König sei ein „Kriegsgewinnler“; Behauptungen, die nicht den Tatsachen entsprachen: König Ludwig trug dazu bei die hungernde Stadtbevölkerung mit bezahlbaren Lebensmitteln aus eigenem Betrieb zu versorgen oder lieferte diese sogar kostenlos. Große Mengen Leutstettner Milch wurden an Lazarette abgegeben oder nach München zur Versorgung der Stadteinwohner gebracht, auch Wildbret wurde an die Bevölkerung verteilt.
Schwindendes Ansehen von König Ludwig III. und der Monarchie in Bayern
Auf dem Weg vom beliebtesten Prinzen Bayerns zum zunehmend überfordert erscheinenden König, der sich in seiner Rolle nicht immer wohl zu fühlen schien, büßte Ludwig die Akzeptanz der Bevölkerung zu großen Teilen ein. Die äußeren und inneren Umstände – der schwindende Einfluss Bayerns auf die Reichspolitik, der Krieg seit 1914, die sich verschlechternde soziale Lage – taten ein Übriges, die Popularität des Herrschers zu mindern.
Die von Prinzregent Luitpold erreichte Festigung der monarchistischen Idee, die Verbesserung des Ansehens von Königsamt und Herrscherdynastie gingen zusehends verloren.