Themen > Ludwig I. > Die königliche Familie in der Zeit Ludwigs III.

Ludwig I.

 

Trennlinie 01

Die königliche Familie in der Zeit Ludwigs III.

Album zur 800-Jahrfeier der Burg Wittelsbach am 28. Mai 1914 Doppelbildnis des Königspaares Ludwig III. und Marie Therese von Bayern anläßlich der Goldenen Hochzeit
Enkelkinder König Ludwigs III., 1 Enkelkinder König Ludwigs III., 2
Legitimationskarte zu den Feierlichkeiten der 800-Jahrfeier der Burg Wittelbach am 28. Mai 1914 Liedblatt zu den Feierlichkeiten des 700-jährigen Wittelsbacher Jubiläums am 25. August 1880
weitere zeigen >


Ludwigs Kindheit

Ludwig wurde als ältester Sohn von Prinz Luitpold und Prinzessin Auguste Ferdinande am 7. Januar 1845 in München geboren. Er war der erste Enkel von König Ludwig I., als er ein gutes halbes Jahr vor seinem Cousin, dem späteren König Ludwig II., zur Welt kam.

Wie sein Vater hatte auch Ludwig zunächst kaum Aussichten auf den bayerischen Thron. Erst mit dem Herrschaftsantritt Luitpolds als Prinzregent im Jahr 1886 verkehrten sich die Vorzeichen: Prinz Ludwig war nunmehr als ältester Sohn der Erste in der agnatischen Erbfolge im Regentenamt – Throninhaber war formell König Otto I., der Bruder des 1886 gestorbenen Ludwigs II.  

Seine Kindheit verbrachte Prinz Ludwig gemeinsam mit seinen Vettern im Schloss Nymphenburg. Ein Lehrer war Karl Rinecker, ein vatikantreuer Domprediger, der für eine streng katholische Erziehung und Bildung sorgte.

 

 

Ludwig als Student und Offizier

Prinz Ludwig schlug, wie in der Herrscherfamilie üblich, eine militärische Laufbahn ein. 1861 wurde er mit 17 Jahren Leutnant im 6. Jäger-Bataillon, später Oberleutnant im Infanterie-Leibregiment und Ordonnanzoffizier seines Vaters. Im deutsch-deutschen Krieg wurde er im Juni 1866 in der Schlacht bei Helmstedt schwer verwundet. Er beendete daraufhin zwar seine aktive Militärlaufbahn, blieb aber Generaloberst im bayerischen Heer. Zeit seines Lebens zog er als Folge der Verletzung sein linkes Bein etwas nach.

 

Für einen Offizier äußerst ungewöhnlich, ließ sich Ludwig immer wieder beurlauben, um sich den Wissenschaften widmen zu können, denen er sich weit mehr verbunden fühlte als dem Militär. So entschied sich der volljährige Prinz für ein Studium. An der Münchner Universität besuchte er ab dem Wintersemester 1862/63 Vorlesungen über Geschichte, Rechtswissenschaft und Nationalökonomie (Volkswirtschaft). Wegen des deutsch-deutschen Kriegs musste Ludwig 1865 sein Studium unterbrechen, nahm es aber ab 1866/67 wieder auf. Er war wissbegierig und betrieb sein Studium mit großem Fleiß. Bereits in der Fächerwahl kam seine praktische Veranlagung zum Vorschein, die ihn später zum Fachmann für Landwirtschaft, Infrastrukturwesen und Energieversorgung werden ließ. Ungewöhnlich war, dass der Prinz zu Fuß vom Leuchtenberg Palais über den Odeonsplatz und die Ludwigstraße hinunter zur Universität ging und keine Professoren zu Privatvorlesungen zu sich bestellte.

 

 

Ludwig und seine Frau Marie Therese (auch Maria Theresia)

Am 20. Februar 1868 vermählte sich Prinz Ludwig mit Marie Therese von Österreich-Este, Prinzessin von Modena (1849-1919), in Wien. Sie hatten sich auf der Beisetzung der Erzherzogin Mathilde von Österreich-Teschen (1849-1867) im Jahr 1867 kennengelernt. Gegen Widerstände in Maries Familie, vor allem von Seiten ihres Onkels und Vormunds, Herzog Franz V. von Modena (1819-1875), der für sie bereits eine Ehe mit dem Erzherzog von Österreich-Toskana arrangiert hatte, setzte sie die Ehe mit dem bayerischen Prinzen durch. Als das Hochzeitspaar in München ankam, gab es keinen feierlichen Empfang, da der abgedankte König Ludwig I. im Sterben lag. Auch Marie Friederike, die Frau des verstorbenen Königs Maximilian II. war erkrankt. Maries Sohn König Ludwig II. war selbst beim Empfang des neu vermählten Paares durch die Familie nicht zugegen und ließ sich krankheitsbedingt entschuldigen.

Das Paar bewohnte zunächst das Palais Leuchtenberg am Odeonsplatz, ehe es 1875 das Schloss Leutstetten im Würmtal bezog. Die Ehe gilt als glücklich – bereits die Umstände der Hochzeit legen eine Liebesheirat nahe. Aus der Ehe gingen 13 Kinder hervor, zehn von ihnen erreichten das Erwachsenenalter.

 

Wie sein Vater so war auch Ludwig durch seine Frau in eine enge Verbindung mit dem Haus Habsburg getreten. Eine großdeutsche, Österreich zugewandte Orientierung war daher bei Ludwig, dessen Mutter und Frau Österreicherinnen waren, nahezu selbstverständlich.  

Da Marie Therese und Ludwig in den ersten Ehejahren relativ unbeachtet von der Öffentlichkeit leben konnten und kaum repräsentative Aufgaben zu erfüllen hatten, blieb dem Paar Zeit für private Dinge, allen voran für die Familie. So konnte sich Marie selbst um ihre Kinder kümmern und sozial-karitative Aufgaben übernehmen. Die Führung des Hauswesens und die Erziehung der Kinder oblagen ihr. Die Ausbildung der Kinder durch Privatlehrer überwachte Marie Therese genau, die religiöse Unterweisung übernahm sie als streng gläubige Katholikin selbst. Marie Therese war der ruhende Pol der Familie, Ludwig hingegen war oft tagelang unterwegs auf Jagdausflügen. Dennoch galt er als sehr familienbezogener Vater und treuer Ehemann.

 

Im sozialen Bereich engagierte sich Marie Therese vor allem für Frauen und Kinder. In Stockdorf bei Gauting im Würmtal entstand ein „Verein Prinzessin-Ludwig-Heim“ für pflegebedürftige Kinder. Auf ihre Initiative hin wurden eine Frauenklinik und eine Hebammenschule errichtet, die 1916 eingeweiht wurden. Ab 1889 war Prinzessin Marie Therese Leiterin des Bayerischen Roten Kreuzes.
Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs kümmerte sie sich gemeinsam mit ihren Töchtern um verwundete Soldaten und besuchte mit ihnen Lazarette und Hospitäler im ganzen Land. Sie initiierte in den Nibelungensälen der Münchner Residenz die Einrichtung einer „Kriegsnähstube“, die als größte Deutschlands galt und für die Frontsoldaten, Lazarette und abgehende Truppen Wäsche lieferte. Zusätzlich wurden „Stärkungsmittel“ wie Cognac, Schinken, Schokolade, Gemüsekonserven und Fruchtsäfte ins Feld verschickt. Neben den Soldaten profitierten auch rund 800 Heimarbeiterinnen, die für ihre Näh- und Strickarbeit entlohnt wurden, von der Einrichtung der Nähstube. 
Mit ihren drei Töchtern Hildegard, Helmtrud und Gundelinde, die als Schwestern beim Roten Kreuz tätig waren, hatte Marie Therese ein gutes Vorbild, um die Mädchen in Bayern zu motivieren, es den Prinzessinnen gleichzutun und die Soldaten tatkräftig zu unterstützen. Alle vier traten auch für den Münchner Verein für Fraueninteressen ein, der sich unter anderem in der städtischen Kriegsfürsorge engagierte.

Im letzten Kriegsjahr, am 20. Februar 1918, anlässlich seiner Goldenen Hochzeit, spendete das Königspaar 10 Millionen Mark für wohltätige Zwecke.

Für ihre Verdienste um die Pflege der verwundeten Soldaten wurden die Prinzessinnen Hildegard und Helmtrud Ende 1915 mit der „Rote-Kreuz-Medaille III. Klasse“ ausgezeichnet. Sie engagierten sich, wie ihre Mutter, vor allem für die Belange der Frauen, so für die Berufsberatung für die wachsende Zahl erwerbstätiger Frauen, für Hinterbliebenenfürsorge und Säuglingsschutz und die Rechtsberatung für Frauen – sozialpolitische Probleme, die infolge des Ersten Weltkriegs entstanden oder sich verschärften.

 

Marie Thereses Interesse galt besonders der Natur. Beispiel hierfür ist die Anlage eines „Alpinums“ in Leutstetten, das große Teile der alpinen Flora zeigte. Ein großer Rosengarten in Leutstetten ist ein weiterer Beleg ihrer botanischen Leidenschaft. Sie unternahm oft längere Wander- und Klettertouren in den Bergen und half auf dem landwirtschaftlichen Gut in Leutstetten tatkräftig aus. War Ludwig III. als „Millibauer“ bekannt, so wurde sie im Volk als „Milliresl“ oder „Topfnreserl“ bezeichnet. Die Prinzessin und spätere Königin war aber auch eine talentierte Künstlerin, die malte, sang und gut Klavier spielte.

 

Mit der Krönung ihres Mannes am 13. November 1913 wurde auch Marie Therese zur Königin von Bayern gekrönt. Ein Novum in der bayerischen Geschichte war ihr katholischer Glaube – sie war die einzige Königin Bayerns, die nicht protestantischen Glaubens war – Marie von Preußen, die Frau von König Maximilian II. trat erst  1874, also nach dem Tod ihres Mannes, zum Katholizismus über. In den Berichten über die Krönungsfeierlichkeiten wurde immer wieder hervorgehoben, dass Marie und Ludwig ein ideales, christliches, tugendhaftes Herrscherpaar seien.

Als Königin unternahm Marie Therese ausgedehnte Reisen durch alle Landesteile Bayerns und übernahm Vorsitze oder Protektorate zahlreicher Vereinen, Gesellschaften oder sozialer Einrichtungen, neben dem Bayerischen Roten Kreuz unter anderem bei der Katholischen Weiblichen Jugend und dem Münchner Künstlerinnen-Verein.

 

Im Zuge der Novemberrevolution 1918 musste die zu diesem Zeitpunkt bereits schwer erkrankt Marie Therese mit ihrem Mann aus München fliehen. 1919 kehrte das ehemalige Königspaar mit Erlaubnis der neuen Regierung des Freistaats Bayern auf ihr Schloss in Wildenwart im Chiemgau zurück. Marie Therese starb am 3. Februar 1919 im Alter von 69 Jahren. Zunächst wurde sie in der Schlosskapelle in Wildenwart beerdigt. Ihr Herz wurde von ihrem Mann persönlich, der wittelsbachischen Tradition entsprechend, in die Gnadenkapelle in Altötting gebracht.

Nachdem König Ludwig III. 1921 in Ungarn gestorben und sein Leichnam nach München überführt worden war, wurde Marie Therese exhumiert und ihr Leichnam ebenfalls in die Hauptstadt gebracht. Der letzte Wunsch des Königs war es gewesen, gemeinsam mit seiner Frau in der Fürstengruft der Wittelsbacher im Münchner Dom bestattet zu werden. Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung wurde das Königspaar mit allen königlichen Ehren am 5. November 1921 in der Familiengruft der Wittelsbacher im Liebfrauendom beigesetzt. Die Trauerrede hielt der Münchner Erzbischof Michael Kardinal von Faulhaber (1869-1952).

 

Heute erinnern zahlreiche Straßen, Plätze und Bauten an die Königin, unter anderem die Maria-Theresia-Gymnasien in München und Augsburg bzw. das Marie-Therese-Gymnasium in Erlangen oder die Maria-Theresia-Klinik in München.

 

 

Die Kinder von Ludwig und Marie Therese

Ludwig III. und seine Frau Marie Therese hatten 13 Kinder, von denen zehn das Erwachsenenalter erreichten: Rupprecht, der Kronprinz des Hauses Wittelsbach (1869-1955), Adelgunde (1870-1958), Maria (1872-1954), Karl (1874-1927), Franz (1875-1957), Mathilde (1877-1906), Wolfgang (1879-1895), Hildegard Luise (1881-1948), Notburga (1883), Wiltrud Marie Alix (1884-1975), Helmtrud (1886-1977), Dietlinde (1888-1889) und Gundelinde (1891-1983).

 

Rupprecht wurde von seinem Vater Ludwig als erster bayerischer Erbprinz überhaupt auf ein Gymnasium, das Maximiliansgymnasium in Schwabing, geschickt. Der Kronprinz war kunstinteressiert, legte eine private Kunstsammlung an und war ab 1911 Ehrenmitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Wie sein Vater machte er eine Militärkarriere: Als Oberbefehlshaber der 6. deutschen Armee war er im Ersten Weltkrieg im Fronteinsatz, 1916 wurde er königlich bayerischer und preußischer Generalfeldmarschall und Chef seiner eigenen Heeresgruppe. Der Revolution von 1918 stand er ablehnend gegenüber. Nach dem Tod seines Vaters 1921 übernahm er die führende Stellung in der Dynastie der Wittelsbacher. Auch er verzichtete nicht auf den bayerischen Thron, sondern unterstrich nach Ludwigs Tod, dass er in dessen Rechte getreten sei. Als Gegner des NS-Regimes ging Rupprecht 1939 ins Exil, seine Frau wurde 1944 in den Konzentrationslagern Dachau und Flossenbürg interniert. Rupprecht kehrte nach 1945 nach München zurück. Überlegungen von 1932/33 und 1945, die darauf abzielten, die Monarchie wieder zu etablieren, scheiterten, obwohl Rupprecht sich zu einer Übernahme der Herrschaft bereit erklärt hatte. 

Rupprecht hatte mit seiner ersten Frau, Maria Gabriele, Herzogin in Bayern (1878-1912), fünf Kinder, unter ihnen Albrecht (1905-1996), der bis 1955 den Titel „Erbprinz von Bayern“ führte, nach dem Tod seines Vaters aber auf den Thronanspruch verzichtete und seinen Titel in „Herzog von Bayern“ umwandelte. Albrechts ältester Sohn, Herzog Franz von Bayern (geb. 1933), ein Urenkel König Ludwigs III., ist der derzeitige Chef des Hauses Wittelsbach. In zweiter Ehe war Rupprecht mit Antonia, Prinzessin von Luxemburg und Nassau (1899-1954) verheiratet, wobei aus dieser Ehe sechs Kinder hervorgingen. Rupprecht lebte mit seiner Familie im Schloss Leutstetten. Dort starb er am 2. August 1955. Sein Begräbnis in München wurde mit königlichen Ehren vollzogen und – selbst im neuen Freistaat Bayern – zum Staatsakt, an dem auch der bayerische Ministerpräsident Wilhelm Hoegner (1887-1980) teilnahm.

 

Aus der Ehe von Maria mit Ferdinand, Herzog von Kalabrien, Prinz von Bourbon-Sizilien (1869-1960), gingen sechs, aus den Ehen von Mathilde mit Ludwig, Prinz von Sachsen-Coburg (1870-1942), und von Gundelinde mit Johann Georg, Graf von Preysing-Lichtenegg-Moos (1887-1924), jeweils zwei Kinder hervor. Mathilde starb kurz vor ihrem 29. Geburtstag.

 

Franz begann eine Militärlaufbahn, war als Richter tätig und nahm im Rang eines Generalmajors am Ersten Weltkrieg teil, wofür er höchste Auszeichnungen erhielt. Als begeisterter Land- und Forstwirt bewirtschaftete er zunächst Gut Sárvár, das ungarische Erbgut seiner Mutter, und nach 1945 Gut Leutstetten. Er war mit Isabella, Prinzessin von Croy (1890-1982), verheiratet. Aus der Ehe gingen sechs Kinder hervor.

 

Die Ehen von Adelgunde, verheiratet mit Fürst Wilhelm von Hohenzollern-Sigmaringen (1864-1927), und Wiltrud, verheiratet mit Wilhelm, Herzog von Urach, Graf von Württemberg (1864-1928), blieben kinderlos. Karl, Hildegard und Helmtrud blieben unverheiratet. Wolfgang starb bereits mit 15 Jahren. Nach nur fünf Lebenstagen verstarb Notburga und im Alter von einem Jahr Dietlinde.