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Maximilian I. Joseph

 

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Die königliche Familie in der Zeit Maximilians II.

Die regierenden Linien des Hauses Wittelsbach in Bayern 1726–1918 (1996) König Ludwig I. im Familienkreise bei Betrachtung eines Gemäldes, welches den Einzug König Ottos in Nauplia vorstellt (um 1836)
König Maximilian II. von Bayern (um 1850) König Maximilian II. von Bayern (um 1855)
Postkarte mit dem Bildnis König Ottos I. von Bayern Postkarte mit einer Fotografie der königlichen Familie um Maximilian II.
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Maximilian war der älteste Sohn Ludwigs I. und Thereses. Er kam am 28. November 1811 in München zur Welt, verbrachte in Salzburg und in Innsbruck seine ersten Jahre. Getauft wurde er auf den Namen Maximilian. Der Name erinnerte an den Großvater und ersten bayerischen König ebenso wie an den ersten Kurfürsten von Bayern.

Maximilians Kindheit, Jugend und Kronprinzenzeit

Maximilians Begeisterung für Geschichte entsprach durchaus dem Willen seines Vaters. Dieser war dem Rat seines Vertrauten und Ministers Eduard von Schenk (1788–1841) gefolgt, die Geschichte in den Mittelpunkt der Ausbildung zu stellen. Maximilians Privatlehrer wurde Freiherr Joseph von Hormayr (1782–1848). Er war im „Tiroler Aufstand“ von 1809 von Seiten Österreichs beauftragt gewesen, die Stimmung der Tiroler gegen Bayern zu befeuern und aufrecht zu erhalten. Seither gehörte er jedoch zu den Gegnern der Habsburgermonarchie. Sein Einfluss mag für Maximilians Distanz zum Kaisertum Österreich mitverantwortlich gewesen sein.

Zeitlebens befand sich Maximilian viel auf Reisen. Die Studienjahre führten ihn nach Göttingen und Berlin, er besuchte England, Frankreich, die Länder der Donaumonarchie, Italien und Griechenland.
Innerhalb Bayerns führte ihn der Weg oft nach Würzburg, Bamberg, Aschaffenburg, Ansbach, Nürnberg, Augsburg oder Regensburg. Eine besondere Vorliebe entwickelte er für das Berchtesgadener Land und das Allgäu, wo er das Schloss Hohenschwangau als Burgruine entdeckte, restaurieren ließ und als bevorzugte Sommerresidenz wählte.

Die vielen Reisen und Auslandsaufenthalte trugen Maximilian schon als Kronprinz Kritik in der Öffentlichkeit ein. Maximilian gehörte seit seiner Volljährigkeit der Kammer der Reichsräte an, wie für die bayerischen Prinzen üblich. Er blieb aber der Ständeversammlung absichtlich fern. Dort hätte er zur Politik seines Vaters Stellung beziehen müssen, was er so lange wie möglich vermied. Später haben seine Reisen auch das Familienleben belastet – der König war selten für seine Söhne da und verlor den Einfluss auf ihre Erziehung.

Viele Aufenthalte fern von Hof und Familie lassen sich mit seiner anhaltend labilen Gesundheit begründen. Maximilian litt bereits als Jugendlicher unter heftiger Migräne und depressiven Verstimmungen. Maximilians Biografen führen dies entweder auf eine verschleppte Hirnhautentzündung, Typhus oder die Folgen einer Syphilis zurück; auch von einem misslungenen Eingriff am Rückgrat ist die Rede. Daher unterzog sich Maximilian häufig Kuren, so 1844 in Bad Bocklet, 1845 in Bad Gastein, 1847 in Bad Schlangenbad im Taunus, oder er reiste für mehrere Monate in die Schweiz, nach Italien oder Griechenland.

Die Heirat Maximilians mit Marie Friederike von Preußen

In den Jahren 1829/30 befand sich Maximilian zum Studium in Göttingen und Berlin. In der preußischen Hauptstadt lernte er die Prinzessin Marie Friederike kennen. Sie war damals 5 Jahre alt. Marie Friederike war das jüngste von sieben Kindern aus der Ehe der Prinzessin Marie Anna Amalie von Hessen-Homburg (1785–1846) mit Prinz Friedrich Wilhelm Karl (1783–1851), dem Bruder König Friedrich Wilhelms III. von Preußen (1770–1840). 1836 befand sich Maximilian auf Brautschau in England, während sein Vater die Heirat mit einer russischen Zarentochter zuwege zu bringen versuchte. Indes hielt Maximilian 1841 um die Hand der mittlerweile 16-jährigen Marie Friederike an. Der Berliner Hof willigte ein. Wiederum nahm ein bayerischer Kronprinz eine Protestantin zur Frau.

Marie Friederike wurde am 5. Oktober 1842 in Berlin in Abwesenheit ihres Bräutigams (per procuram) nach den Vorschriften der evangelischen Kirche getraut. Maximilian vertrat Prinz Wilhelm, der spätere König Wilhelm I. von Preußen und Deutsche Kaiser. Kurz vor der Trauung erhielt Marie Friederike die Konfirmation. Am 7. und 8. Oktober wurde die Braut per Eisenbahn von Berlin ins bayerische Bayreuth eskortiert. Dort wurde sie in einem protestantischen Gottesdienst feierlich an Bayern und ihren Bräutigam, der erneut nicht selbst anwesend war, sondern von Finanzminister Graf von Seinsheim (1784-1864) vertreten wurde, „übergeben“.

Die Weiterreise der Kronprinzessin nach München erfolgte per Kutsche. Die Fahrt wurde als festliches Entrée durch Bayern inszeniert, die Menschen säumten die Straßen und jubelten Marie Friederike zu. Am 10. Oktober abends traf Marie in Landshut kurz auf ihren Bräutigam Kronprinz Maximilian, der aber noch am selben Tag wieder zurück Richtung München aufbrach.

Tags darauf erreichte Kronprinzessin Marie schließlich die Haupt- und Residenzstadt. Am 12. Oktober fand die Hochzeit nach katholischem Ritus in der Allerheiligen-Hofkirche in München statt. Die Trauung legte man auf den Hochzeitstag Ludwigs I. (später sollte auch Ludwig II. an einem 12. Oktober vermählt werden), zugleich war es Maximilians Namenstag. Am 16. Oktober eröffnete das Kronprinzenpaar das Oktoberfest auf der Theresienwiese, wo ein Hochzeitszug mit 35 Paaren in bayerischer Tracht erschien. Tags darauf fand die Einweihung der Walhalla bei Donaustauf statt, anschließend wurde der Grundstein für die Befreiungshalle bei Kelheim gelegt. Danach zog das Kronprinzenpaar in das neu eingerichtete Schloss Hohenschwangau.

Maximilian als Nachfolger Ludwigs I.

Maximilian durchlief wie vor ihm sein Vater Ludwig eine lange Vorbereitungsphase als Kronprinz. Mit seiner Volljährigkeit am 28. November 1831 trat er in die Staatsgeschäfte ein, wurde Mitglied in der Kammer der Reichsräte und legte den Eid auf die Verfassung ab. Zugleich trat er als Ehrenmitglied in die Bayerische Akademie der Wissenschaften ein. 1836 wurde er in den Staatsrat eingeführt. 1847 wurde er zum Generalinspekteur der königlichen Armee ernannt.

Dennoch erfolgte sein Regierungsantritt im Revolutionsjahr 1848 vollkommen unerwartet und überstürzt. Es heißt, die Kronprinzessin habe ihren zweiten Sohn Otto wegen der übereilten Abreise von Würzburg nach München zwei Monate zu früh zur Welt gebracht.

Ludwig I. dankte im März 1848 freiwillig und überraschend ab. Ohne diesen Schritt wäre Maximilian vermutlich niemals König geworden, denn sein Vater überlebte ihn noch um mehrere Jahre. Maximilian hegte selbst keine Ambitionen, seinen Vater vorzeitig als König zu beerben. Als Ludwig I. seinem damals 36-jährigen Sohn den Thron überließ, sprach dieser von einer „Dornenkrone“ und einer „schweren Last“.

Der neue König herrschte während seiner gesamten Regierungszeit unter den Augen seines Vorgängers. Wiewohl sich Ludwig I. nicht offen in die Staatsgeschäfte einmischte, ist dennoch anzunehmen, dass diese Konstellation Maximilians Regierungshandeln belastet hat. Maximilian war von Hause aus zögernd, grüblerisch und entscheidungsschwach. Viele seiner Entscheidungen traf der neue König erst nach langem Abwägen, wobei er typischerweise wie ein Wissenschaftler vorging: Maximilian ließ ausführliche Gutachten erstellen, die er mit Zweit- und Drittgutachten verglich, ehe er einen Beschluss fasste.

Was ihn dabei mit der Regierungsweise seines Vaters verband, war das Unvermögen, Verantwortung an seine Minister zu delegieren. Maximilian regierte wie Ludwig über das Kabinettssekretariat, das zwar 1848 aufgelöst worden war, als „Sekretariat seiner Majestät des Königs von Bayern“ allerdings rasch wiederhergestellt wurde. Mit dieser Schaltstelle versuchte der König weiterhin den Geschäftsgang der Ministerien umgehen. Er konnte freilich nicht verhindern, dass die Bedeutung der Minister unter seiner Regierung weiter zunahm. Zudem galt seit dem Gesetz über die Ministerverantwortlichkeit von 1850 das Ressortprinzip, das königliche Alleingänge de jure ausschloss.

Dissens zwischen Maximilian und Ludwig gab es nach 1848 fraglos in der Baupolitik. Der neue König weigerte sich, die Bauvorhaben seines Vorgängers in vollem Umfang fortzuführen. Die unter Ludwig begonnenen Bauten wurden allerdings abgeschlossen. Zudem überließ der König seinem Vater jährlich 500 000 Gulden, seiner Mutter, Königin Therese, jährlich 50 000 Gulden aus der Zivilliste. Während seiner Regierung verfügte Maximilian so nur über die Hälfte des Etats, wie er dem König zustand.

Maximilian bezog nach Übernahme der Krone gegen den Wunsch seines Vaters den Königsbau der Münchner Residenz. Ludwig und Therese hatten dort auch nach der Abdankung bleiben wollen. Sie zogen stattdessen in das Kronprinzen-Palais (Wittelsbacher Palais) an der Brienner Straße, das damals gerade erst fertiggestellt worden war.

König Maximilian hob nach langen Jahren des Sparens die Gehälter des Hofstaats an. Auch das Hoftitelwesen ordnete er neu.

Die königliche Familie außerhalb Münchens

Maximilian und seine Familie schufen sich weitere Wohnsitze außerhalb der Hauptstadt. Maximilian erwarb insgesamt 12 Jagdhäuser in den Alpen. Dazu zählt das „Schweizer Haus“ Bleckenau über dem Alpsee bei Schwangau, das er seiner Gemahlin Marie schenkte. Das „Königshäuschen“, ein ehemaliger Zehnthof des Klosters Ettal im Graswangtal, ließ Ludwig II. später zum Schloss Linderhof ausbauen.

Am Starnberger See wurde zwischen 1849 und 1851 das königliche Schloss Berg ausgebaut, auf der nahegelegenen Roseninsel (Insel Wörth) ließ Maximilian ein „Casino“ errichten. In Feldafing wurde der Bau eines Schlosses geplant und begonnen. Ludwig II. ließ das Vorhaben jedoch fallen. Die Fundamentsteine dienten später für den Bau des Königsbahnhofs in Possenhofen.

Daneben entstanden königliche Villen in Berchtesgaden und Regensburg. Auch an die Renovierung und den Bezug des Hambacher Schlosses in der Pfalz – ein Geschenk für Maximilian und Marie zu deren Hochzeit – war zeitweise gedacht, doch dann stellte der König den Umbau ein.

Hohenschwangau als Residenz

1829 hatte der junge Maximilian auf einer Fußwanderung mit dem Grafen Pocci die Burg Hohenschwangau, ehemals „Burg Schwanstein“, entdeckt. Maximilian erwarb die Burgruine, die sich im Besitz des Topografen Adolf Sommer befand. In den Jahren 1832 bis 1856 wurde die Anlage renoviert und erweitert. Maximilian bezog das Schloss erstmals 1838.

Hohenschwangau ist seiner Funktion nach durchaus typisch für die europäischen Monarchien im 19. Jahrhundert. Als fürstliches Schloss sollte es zwar Glanz ausstrahlen, jedoch ein Leben ohne das strenge Hofzeremoniell einer Stadtresidenz ermöglichen. Hohenschwangau kann etwa mit Schloss Balmoral in Schottland, dem Landsitz der britischen Königsfamilie seit 1848, verglichen werden.

Die Abgeschiedenheit vom Hofleben in der Stadt sollte unterstrichen werden, indem die mittelalterliche Bausubstanz im Geist des Historismus ausgestaltet wurde. Der Bau und seine neuen Wandbilder weckten Assoziationen an die altdeutsche Sagenwelt, ganz anders als der Klassizismus der Münchner Residenz. Das Ambiente Hohenschwangaus hat Ludwig II. ganz maßgeblich geprägt. Ludwig verbrachte hier einen Großteil seiner Kindheit. Der Freskenzyklus nach den Entwürfen Moritz von Schwinds (1804–1871) machte großen Eindruck auf ihn und hat seine Gedankenwelt beeinflusst.

Königin Marie Friederike

Marie Friederike von Preußen heiratete den damals 31-jährigen Maximilian im Alter von annähernd 17 Jahren. König Ludwig gefiel es zunächst nicht, dass sich sein Sohn für eine „Preußin“ entschied. Bald jedoch lernte der König sie schätzen und wurde ihr väterlicher Verehrer. 1843 ließ er sie von Joseph Stieler (1781–1858) für seine Schönheitengalerie porträtieren (Marie Kronprinzessin von Bayern).

Marie gewann auch die Zuneigung des Volkes. Insbesondere die neubayerische Bevölkerung konnte sich mit der jungen Protestantin identifizieren. Mit ihrer Offenheit für Land und Leute war sie bei der Bevölkerung teils beliebter als Maximilian.

Das Königspaar führte eine harmonische Ehe. Dennoch spricht einiges dafür, dass sich Marie gegen die Rolle, die Maximilian ihr zuwies, zur Wehr setzte. Das betraf insbesondere das Bildungsideal des Königs, der von seiner Frau wünschte, sie möge viel lesen, ein freundliches Wesen bewahren und keinen „Widerspruchsgeist“ entwickeln. Marie war keine Intellektuelle. Den Vorstellungen ihres Mannes von einer bildungsbeflissenen Frau widersprach sie indes aus freiem Willen, nicht etwa aus Mangel an Geist.

Marie zeigte sich nicht weniger naturverbunden als Maximilian. Sie bestieg mehrfach den Säuling, ihren Hausberg bei Hohenschwangau. 1844 stiftete sie nach einer gefahrvollen, jedoch glücklich überstandenen Tour auf den Achsel bei Füssen den Verein vom Alpenrosenorden. 1854 gelang ihr die Ersteigung des Watzmanns, angeblich als einer der ersten Frauen überhaupt. Die Königin kann als Alpinistin der ersten Stunde gelten. Auch für die Allgemeinheit wurde das Bergsteigen im Alpenraum um die Jahrhundertmitte immer beliebter. Ihre beiden Söhne Ludwig (1845–1886) und Otto (1848–1916) begleiteten die Königin oftmals auf ihren Touren.

Marie Friederike versah viele karitative Aufgaben, wie das von der Königin erwartet wurde, entweder an der Seite ihres Gemahls oder in Eigenregie. Ihr soziales Engagement zeigte sich etwa in der Gründung des evangelischen Handwerkervereins 1848, des Maria-Martha-Stifts 1850, der Protestantischen Rettungs- und Erziehungsanstalt in Feldkirchen 1851, des St. Johannis-Vereins für Freiwillige Armenpflege 1853, des Magdalenenvereins 1861 usf. Sie übernahm von ihrer Schwiegermutter, Königin Therese (1792–1854), die Schirmherrschaft über das Haunersche Kinderhospital in München, das mit Medikamenten aus der königlichen Hofapotheke versorgt wurde. 1859 rief sie den „Bayerischen Frauenverein“ ins Leben, auf den das Bayerische Rote Kreuz zurückgeht. Marie förderte auch den Ausbau der „Inneren Mission“ der evangelischen Kirche, einer Initiative des Berliner Pfarrers Johann Heinrich Wichern (1808–1881) zur materiellen und geistlichen Unterstützung der Arbeiterschaft.

Im deutsch-deutschen Krieg von 1866 wurde die bereits verwitwete Marie zu einem Vorbild an Fürsorge und Barmherzigkeit. Sie spendete viel Geld und half persönlich bei der Pflege der Verwundeten. Als gebürtige Preußin trat sie als Vermittlerin bei den Friedensverhandlungen auf. Ähnlichen Einsatz zeigte die Königinwitwe im deutsch-französischen Krieg von 1870/71. Damals ließ sie ein Lazarett in Fürstenried errichten.

Marie wurde nach dem frühen Tod ihres Mannes von Ludwig II. der Titel einer Königinmutter verliehen. Bis zu ihrem Tod 1889 verbrachte sie die längste Zeit in der Abgeschiedenheit von Hohenschwangau oder in Elbigenalp im Tiroler Lechtal. Im Oktober 1874 konvertierte sie zum katholischen Glauben. Ihre Vorgängerinnen, Karoline und Therese, waren beim protestantischen Bekenntnis geblieben. Welche Gründe gab er für diesen Schritt? Da war zunächst das anhaltende Einwirken der Geistlichen bei Hofe und in den Sommerresidenzen, namentlich Georg Lechleitners, Pfarrer in Elbigenalp. Marie verbrachte viel Zeit mit ihrer Lieblingsnichte Therese, der Tochter des späteren Prinzregenten Luitpold, dessen Frau Auguste Ferdinande bereits 1864 gestorben war. Für Therese war Marie eine zweite Mutter, die sie jedoch im katholischen Glauben zu erziehen hatte. Manche Hofgeistliche redeten ihr auch ein, die Geisteskrankheit ihres Sohnes Otto sei eine Strafe Gottes wegen ihres falschen Glaubens.

Die Entscheidung zur Konversion traf die Königinmutter ohne Rücksicht auf die Politik. Als der Berliner Hof davon erfuhr, machte er ihr heftige Vorwürfe. In den 1870er Jahren tobte der „Kulturkampf“ in Deutschland, in dem das neugegründete Deutsche Kaiserreich mit dem Papsttum um die Trennung von Kirche und Staat stritt.

Marie hat 1864 den Tod ihres Mannes erlebt, 1886 auch den ihres ältesten Sohnes Ludwig. Sie selbst starb drei Jahre später in Hohenschwangau. Ihrem letzten Willen gemäß wurde sie mit einem Rosenkranz bestattet und ihr Leichnam in das Ornat des Dritten Ordens vom Hl. Franziskus gekleidet. Marie Friederike wurde neben ihrem Gemahl in einer Seitenkapelle der Münchner Theatinerkirche beigesetzt.

Die Prinzen Ludwig und Otto

Nach einer Fehlgeburt 1843 brachte Marie zwei Söhne zur Welt: Im August 1845 wurde Ludwig geboren, im April 1848 Otto. Die königliche Familie, Eltern wie Söhne, zeigten sich sehr naturverbunden. Ihre Vorliebe galt namentlich dem Allgäuer Raum, dem Berchtesgadener Land, aber auch dem österreichischen Tirol.

Die Naturverbundenheit zählte zu den wenigen Gemeinsamkeiten, die König und Königin mit ihrem Sohn Ludwig teilten. Sowohl Maximilian als auch Marie Friederike verfuhren mit dem Thronfolger sehr streng, wie dies für die Prinzenerziehung im 19. Jahrhundert durchaus üblich war. Der jüngere Bruder Otto erfuhr zumal von der Mutter weitaus mehr Zuneigung. Vom Vater gab es für Ludwig nur wenig Wärme und Herzlichkeit. Maximilian klagte darüber, er finde keinen Zugang zu seinem Sohn. Indes waren es die Eltern, die Ludwigs Begeisterung für Oper und Theater und speziell für die Musik Richard Wagners (1813-1883) geweckt haben. 1861 sah Ludwig im Münchner Hoftheater erstmals Wagners „Lohengrin“.

Der König und die Bevölkerung

Maximilian soll gesagt haben, er liebe sein Volk, aber mit gehöriger Distanz. Dieser Ausspruch ist von dem Zeitgenossen Wilhelm Heinrich Riehl überliefert. Ganz in diesem Sinn konnte Maximilian als ein Charakter gelten, dessen Leutseligkeit von Rationalität und Selbstdisziplin verdrängt wurde. Seine Landsleute haben diese „gehörige Distanz“ erwidert – König Maximilian II. war in der Bevölkerung nicht sehr beliebt.

Seit 1832 ging Maximilian dazu über, in wöchentlichen Aufzeichnungen sein Gewissen zu erforschen – eine beinahe pietistisch anmutende Frömmigkeitsübung. Seine Fürsorge für die Arbeiterschaft verdient nur bedingte Anerkennung, denn er suchte in erster Linie Radikalisierung und Umsturz vorzubeugen. Die eigentlichen Bedürfnisse der Arbeiter, ihre Suche nach Mitbestimmung und politischer Integration, nahm der König nicht zur Kenntnis.

Ein merkwürdiger Gegensatz ergab sich aus der persönlichen Verschlossenheit Maximilians und seinem Anspruch, ein „Bürgerkönig“ zu sein. Brauchtum und Volkstümlichkeit, für die er mehr Interesse aufbrachte als die meisten Wittelsbacher im 19. Jahrhundert, verstand er vor allem als Gegenstand der Wissenschaft. Maximilian repräsentierte das Bildungsbürgertum seiner Zeit, ohne sich mit breiteren Volksschichten zu identifizieren.

Der König misstraute seinem Volk. Zeitlebens fürchtete er einen Umsturz, wie er Anfang 1848 gedroht hatte. Seit 1849 ließ er sich vom Staatsminister des Innern monatliche Berichte „Über die Stimmung des Landes“ vorlegen. Das Ministerium sammelte dazu Berichte aus allen Landgerichten. Der König wollte zumal die Meinungen über seine Person erkunden.

Um vor einer Revolution gewappnet zu sein, ließ Maximilian II. zwischen 1851 und 1859 für zahlreiche bayerische Städte geheime Alarmpläne anfertigen. Die seit 1860 errichtete, nach ihm benannte „Max-II-Kaserne“ in München zwischen Stadtzentrum und Schloss Nymphenburg war als Zitadelle gedacht, nach den Vorbildern von Spandau und Wien. Im Falle einer Revolution sollten hier die königliche Familie und der gesamte Hofstaat Zuflucht finden.

Zu Lebzeiten Maximilians gab es nur sehr wenige Anekdoten, die in der Öffentlichkeit über ihn kolportiert wurden – ein Indiz für seine mäßige Popularität. Als Maximilian im März 1864 ganz unerwartet an den Folgen einer Hautinfektion starb, herrschte gleichwohl tiefe Trauer in Bayern. Seitdem verklärte sich das Bild Maximilians mehr und mehr. In der Rückschau entstand die Vorstellung eines sozial fürsorglichen Monarchen, der die Natur liebte und gerecht und großzügig auftrat. Trotz der allmählichen Aufwertung blieb Maximilian II. – wohl neben Ludwig III. (1912/13–1918) – der am wenigsten geliebte König Bayerns.