Personen > Ludwig II. > Lichtenthaler, Philipp von

Ludwig II.

 

Trennlinie 01

Lichtenthaler, Philipp von

Titel: Professor
Geburt: 8. Mai 1778, Sulzbach
Tod: 12. November 1857
Beruf: Lehrer, Erzieher, Hofbibliothekar
Konfession: evangelisch-lutherisch

Nach dem Studium der Philosophie und Theologie war Lichtenthaler seit 1811 als Gymnasiallehrer tätig, zunächst in Bamberg, dann in München. Dort begegnete er erstmals Kronprinz Ludwig. Dieser berief ihn 1815 als Erzieher seiner Kinder und Hofbibliothekar an den Hof zu Würzburg.

1825 folgte er Ludwig zu dessen Regierungsantritt in die Landeshauptstadt. Ein Jahr später berief ihn der König zum Direktor der Hof- und Staatsbibliothek in München, als Nachfolger des Pfälzers Joseph Scherer (1776–1829). Die Leitung der Bibliothek gestaltete sich äußerst schwierig, wegen der damals akuten Raumnot wie angesichts der immensen ungeordneten Zuwächse an Handschriften und Büchern, die seit der Säkularisation von 1802/03 angefallen waren.

Die Bibliothek zog 1843 in das neue Gebäude an der Ludwigstraße, das architektonische Werk Friedrich von Gärtners. Ihre Neuorganisation und umsichtige Erweiterung war die Leistung Lichtenthalers, der dafür vom König großzügig unterstützt wurde. In seiner Amtszeit wurde die Bibliothek aus der Aufsicht durch die königliche Akademie der Wissenschaften herausgelöst. Sie war seitdem in erster Linie Staatsbibliothek, insofern sie für den allgemeinen Publikumsverkehr zugänglich wurde. Die neue Transparenz entsprach denselben Prinzipien der Öffentlichkeit und Volksbildung, die auch den damals entstehenden Denkmälern, Museen und Kunstsammlungen in Bayern zugrunde lagen. Die Bibliothek entwickelte sich zu einem Anziehungspunkt für Gelehrte aus ganz Deutschland und Europa und half dabei, München als führenden Wissenschaftsstandort auszubauen.

Lichtenthaler blieb bis 1855 Leiter der Hof- und Staatsbibliothek. DIe Sorgfalt und Hingabe, mit der er sein Amt versah, war sprichwörtlich. König Ludwig soll gesagt haben, die Bibliothek sei Lichtenthalers „fünftes Kind" – neben seinen vier leiblichen.


Literatur:

Walter Schärl, Die Zusammensetzung der bayerischen Beamtenschaft von 1806 bis 1918, Kallmünz i.d. Opf. 1955, S. 233