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Ludwig II.

 

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Darstellung der sogenannten Gemmingen-Monstranz aus dem Eichstätter Dom (um 1613)

um 1613

Gouache auf Papier, Firnisüberzug, Holzrahmen, vergoldet

Zur Deckung der französischen Kriegskontributionen wurde die Eichstätter Dommonstranz im November 1805 zusammen mit einem Goldkelch und einem wertvollen Pectorale des Fürstbischofs Joseph von Stubenberg um 40 000 Gulden an Davidson und Elkan, die Vertreter des toskanischen Hofbankiers Bethmann in München verpfändet und gelangte mit dem Übergang Eichstätts an Bayern (11. März 1806) an den Münchner Hofbankier Seligmann. Dieser kaufte das Pfand kurz darauf um sehr günstige 34 000 Gulden.

Der Königsproklamation vom 1. Januar 1806 ist zu entnehmen, dass eine Krönung ursprünglich beabsichtigt war. So wurden 1806 nach Entwürfen des napoleonischen Hofarchitekten Charles Percier die sich stark am Vorbild der Requisiten für Napoleons Selbstkrönung 1804 in Paris orientierten, bei den damals beauftragten Werkstätten Biennais (Goldschmiede) und Blanchon Cortet (Textil) Kroninsignien und Krönungsornat für das neue Königreich Baiern bestellt und 1807 nach München geliefert. Da aber weder Max Joseph noch seine Nachfolger gekrönt wurden, kamen die Kroninsignien ausschließlich bei herausragenden Staatsakten, wie der Eröffnung der Landtage, auf ihren ebenfalls aus Paris gelieferten Präsentationskissen zum Einsatz.

Bereits im Mai 1806 ging Befehl an den aus Mannheim stammenden königlichen Hofjuwelier Borgnise, sich in der Schatzkammer nach geeigneten Steinen umzusehen, die sich „für zwey königl. Kronen einen Scepter nebst einen ReichsApfel und dem Reichs Schwerdte für unsere feierliche Krönung in Paris“ eigneten. Es wurden Steine aus den Verlassenschaften der Kaiserin Josepha und des Kurfürsten Max III. Joseph ausgewählt. Da diese aber nicht ausreichten, zahlte man dem Hofbankier Seligmann 61 293 Gulden für weitere Steine und Perlen aus der von diesem erstandenen Eichstädter Dommonstranz. Seligmanns finanzielles Engagement hatte sich also im Lauf von drei Monaten nicht nur amortisiert, sondern auch noch einen Gewinn in fast der gleichen Höhe erbracht.

Der Eichstätter Fürstbischof Johann Konrad von Gemmingen hatte am 21. Juli 1610 dem Augsburger Goldschmied Hans Jakob Bayr den Auftrag für eine Monstranz erteilt, die dieser am 23. Juli 1611 nach Eichstätt lieferte. Eine zeitgenössische Schilderung schätzt den Wert dieses goldenen, mit Diamanten, Rubinen und Perlen reich verzierten Kleinods auf mindestens 150 000 Gulden. Bayrs Lohn betrug 3 000 Gulden.

Die Monstranz zeigte Gottvater, den Heiligen Geist, Maria mit dem Jesuskind und zwölf Vorfahren aus dem Stammbaum Jesu in auf Akanthusranken sitzenden Blütenkelchen, umgeben von juwelen- und perlengeschmückten Traubengehängen. Schon zur Entstehungszeit wurde die Monstranz als „eine der kostbarsten der Christenheit“ bezeichnet und war weithin berühmt.

Zerbrochen und in ihre Einzelteile zerlegt, lieferte sie wichtiges Material für die Kroninsignien des jungen Königreichs Bayern.