um 1806
Joseph Spitzenberger, „ehemaliger Lehrer der Dicht- und Redekunst“
um 1806
Die Erhebung Bayerns zum Königreich wurde auch in zahlreichen, mehr oder weniger gelungenen Gedichten gefeiert. Joseph Spitzenberger verfasste Ode und Lied zur Rangerhöhung des bayerischen Kurfürsten. Wie die anderen Autoren auch betont er die Rolle Napoleons, „... der Verdienste wahrer Kenner, Schätzer, und Lohner der guten Thaten, Der setzet Maxen (seliger Wonnetag!) Mit hoher Hand der Könige Schmuck aufs Haupt, ...“. Aber auch Spitzenberger geht davon aus, dass die Königswürde den Wittelsbachern eigentlich bereits seit den Zeiten der Karolinger zusteht. Er nimmt also die offizielle Argumentation über das Recht zur Königswürde auf.
Unsicher bleibt, welchen Verbreitungsgrad Gedichte und Lieder dieser Art fanden. Sie sind meist sehr umfangreich und für Ungeübte schwer zu lesen. Im Gegensatz dazu sind die patriotischen Lieder in der Regel eingängig und kurz.
Joseph Spitzenberger war als Übersetzer griechischer Autoren tätig. So erschien 1809 in Straubing eine dreibändige Ausgabe von Vergils „Aeneis“, die Spitzenberger übersetzt und bearbeitet hatte. Er selbst betitelt sich als „ehemaliger Lehrer der Dicht- und Redekunst“.
„Ode und Lied auf die hohe Krönungsfeyer Max Josephs des Vierten, unsers Theuersten Landesvaters
Auf Baiern! Kränze heut Dich mit Herrlichkeit!
Der Morgen schönster steiget von Ost herauf.
Den Ahnen glänzte kein so schöner
Tag: was kann schöners der Enkel sehen!
Max Joseph, Er, dein Vater, und bester Fürst,
Der groß an Weisheit, größer durch Tugend ist,
Der neiget dort die Heldenstirne
Hin zur erhabenen Fürstenkrone.
Der grosse Kaiser Frankreichs, Napoleon,
Des Himmels erster Günstling, der Erde Glück,
Der Völker Liebe, Stolz, Bewund'rung,
Furchtbar den Feinden, den Freunden huldvoll,
Der Sich durch Einsicht, Tugend, und Kriegesmuth
Zur höchsten Stuffe menschlicher Größe schwang,
Er, der Verdienste wahrer Kenner,
Schätzer, und Lohner der guten Thaten,
Der setzet Maxen (seliger Wonnetag!)
Mit hoher Hand der Könige Schmuck aufs Haupt,
Macht Seinen Freund und Bundsgenossen,
Groß in des staunenden Deutschlands Augen.
Giebt mit der Königswürde dir, Baierland,
Den Ahnenglanz, dein voriges Wohl zurück.
Tyrol, und Schwaben, Eichstätt, Franken
Werden, vereint mit Dir, Maxen dienen.
Du bist nun wieder, was Du zu Pipins, und
Arnulphens Zeit warst, Länderbeherrscherinn,
Vor der ihr Haupt die Alpen neigen,
Mutter, und Königinn vieler Völker.
Im Osten wird die Salza, der Mayn im Nord,
Der Bodensee im Westen, und über den
Gethürmten Gletschern wirst du, Etsche,
Künftig die Gränze des neuen Reichs seyn.
...
Frohlocke, München, glänzende Königsstadt!
Dein Auge sieht jetzt, was es Jahrhunderte
Hindurch nicht sah, der Fürsten Besten
Auf dem erhabenen Königsthrone.
...
Der tapfre Herrscher Frankreichs, Napoleon,
Und Max, der Baiern König, umarmen sich
Mit heißer Inbrunst, und geloben
Ewige Freundschaft sich, Treu', und Liebe.
Beglückter Bund, den selber des Himmels Hand
Zum Wohl der Erde gütig gestiftet hat!
Er sey des goldnen Friedens sichers
Pfand, und ein Seligkeitsquell für Baiern.
...
Auch schließt Sein liebend Herz Er den Kindern auf,
Die jüngst die weise Vorsicht Ihm anvertraut.
Sein hoher Geist wacht für ihr Wohlseyn,
So wacht der Adler für seine Jungen.
...
Drum huldigt diesem Fürsten zugleich mit uns,
Ihr neuen Brüder! Widmet Ihm euer Herz!
Von Lust, und Treu', und Dank' erfüllet,
Rufet, wie wir, aus erfreuter Kehle:
Hoch lebe, Baierns König, Maximilian,
Der Weise, Held, und Stifter der göldnen Zeit!
Es komm' in vollen Strömen über
Ihn, und Sein Fürstenhaus Heil und Segen!
Auch Karoline lebe, der Frauen Schmuck!
Des Landes beste Mutter, und Königinn!
An Ihres grossen Gatten Seite
Sey Sie nun lange des Thrones Zierde!
...
So wünschen heut wir Baiern, von Lust entzückt,
Mit uns die Brüder. Himmelan schallet heut
Nur Eine Stimme: "Lang, und glücklich
Lebe Max Joseph, und Karoline!"
„Lied
Auf! Lasset den König uns singen,
Erhöht auf dem Throne der Pracht!
Soll Dem nicht ein Jubellied klingen,
Der jauchzen ganz Baiern heut macht!
Max Joseph, der Grosse, Der Weise,
Ein Herrscher zugleich, und ein Held,
Verdienet, dass alles ihn preise.
Laut töne Sein Lob durch die Welt!
Ihm huldigt heut Eichstätt, und Franken,
Die Iler, die Salza, der Mayn,
Tyrol wird sein Glück ihm verdanken;
Der König will Vater ihm seyn.
Wie glänzet im Schimmer der Ahnen
Das glückliche Baierland heut!
Wir donnern beym Wehen der Fahnen
Die Stücke durchs Land hin so weit!
Das Heldenreich prangt mit der Würde,
Die prächtig sein Haupt einst geschmückt;
Napoleon giebt ihm die Zierde,
Worinn es die Vorzeit erblickt.
[...]
Man drängt sich in Schaaren zum Throne;
Den König will jedermann sehn.
Gezieret mit Zepter und Krone,
Wie glänzet der Edle so schön!
[...]
Max liebet, und lohnt euch, ihr Helden!
Sein Geist war in Schlachten bey euch.
Von euch wird die Nachwelt noch melden,
An Kriegsmuth war niemand euch gleich.
Ihr strittet für Maxen, wie Löwen,
Kühn drangt ihr ins Feuer hinein,
Wer sah vor Gefahren euch beben?
Wer Schwerter, und Wunden euch scheun?
Napoleon selber, der Grosse,
Der hat euch als Helden gerühmt.
Max hört' es, Sein Waffengenosse,
Wie kühn ihr die Scharnitz gestürmt.
[...]
Genießet jetzt ruhig den Frieden,
Den euere Faust uns erkämpft!
Euch allen ist Ehre beschieden:
Schnell habt Ihr die Kriegswuth gedämpft.
Auf! Jauchzet mit uns jetzt zum Himmel:
Es lebe der König, und Held!
Laut schalle vom Freudengetümmel
Die Erd', und das Sternengezelt!
Lang sey Er die Wonne der Erde!
Zufriedenheit, Ueberfluß, Heil
Verbreite Sein Zepter! Es werde
Einst späte der Himmel Sein Theil!“
Künstler, Ersteller / Fotograf: | Joseph Spitzenberger (Dichter) |
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Lageort: | München, Bayerische Staatsbibliothek, Res 4° Bavar. 2120, XV, 33 |
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