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Maximilian II.

 

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Schönheitengalerie im Festsaalbau der Münchner Residenz (um 1937)

Alexandra Amalia Prinzessin von Bayern (1845) Amalia von Schintling (1831)
Amalie Freiin von Kruedener (1828) Anna Hillmayer (1829)
Anna von Greiner (1861) Antonia Wallinger (1840)
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um 1937

unbekannter Künstler, um 1937

aus: Heinrich Kreisel, Residenz München. Amtlicher Führer, München 1937

Fotografie

„Nicht königliche Augenweide in einem chambre s[é]parée, sondern allen Bürgern des Landes zugängliches Intermezzo der Schönheit und daher auch stets in der zeitgenössischen Guidenliteratur als Sehenswürdigkeit Münchens aufgeführt – das war die Schönheitsgalerie.“ (Gerhard Hojer)

Die Schönheitengalerie zeigt eine Reihe von Ludwig I. verehrter Damen, die der Hofmaler Joseph Stieler in Porträts festhielt. Die Gemälde entstanden zwischen 1826 und 1861. Die Galerie war seinerzeit öffentlich zugänglich. Als Vorbild diente dem König die Galerie des Pierre Gobert für Kurfürst Max II. Emanuel, entstanden um 1712, mit Porträts von Damen des Pariser Hofes, von den Zeitgenossen als „gemaltes Serail“ bezeichnet. Daneben gab es weitere typologische Vorläufer, zumal der Gemäldezyklus im Alten Schloss Schleißheim, wahrscheinlich von Giovanni Battista Curlando. König Ludwig hat sich womöglich auch von der Reihe von Hofdamenporträts auf Schloss Dachau anregen lassen. Diese Gemälde stammten von Hans Schöpfer Vater und Sohn. Ganz allgemein orientierte sich eine solche Galerie am „Cabinet des dames“ Ludwigs XIV. von Frankreich, das nach 1660 in Schloss Versailles entstand.

Die Schönheitengalerie Ludwigs I. von Bayern befand sich ursprünglich in der königlichen Residenz in München, dort in zwei Räumen des Festsaalbaus, den sogenannten Konversations- und Spielzimmern zwischen Ballsaal und Schlachtensaal. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Gemälde nach Schloss Nymphenburg gebracht, wo sie noch heute zu sehen sind.

Die Idee zu einer Schönheitengalerie stammte von Ludwig selbst. Vom August 1822 datiert ein Brief Ludwigs an den königlichen Leibarzt Johann Nepomuk von Ringseis, in dem der Kronprinz zugab, er wolle gerne „die Schönsten des schönen Geschlechtes in München“ malen lassen. Damals war Peter von Cornelius als Porträtist im Gespräch. Schließlich erhielt jedoch Joseph Stieler den Vorzug. Er war seit 1820 bayerischer Hofmaler und hatte bereits 1812 die königliche Familie in München porträtiert. Stieler war durch sein Porträt Ludwig van Beethovens von 1820 berühmt geworden, das ihm die Aufnahme in die Wiener Akademie der Künste eingetragen hatten.

Das erste Porträt, das für die Schönheitengalerie vorgesehen war, zeigte Auguste Strobl aus München. Stieler fertigte es 1826/27 an, der König gab dann aber einer zweiten Fassung von 1828 den Vorzug. Von dem einmal gewählten Format (jeweils H ca. 72 cm, B ca. 58,5 cm) und von der Darstellungsart (Halbfigurenbildnis) wich Stieler nicht mehr ab. Bereits 1829 waren 10 Porträts vollendet. Die Schönheitengalerie wurde noch im selben Jahr erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Bis 1842 umfasste die Sammlung 26 Bilder, bis 1850, nachdem Ludwig bereits abgedankt hatte, kamen weitere 10 Porträts hinzu. Nach dem Tode Stielers ließ Ludwig noch zwei Bildnisse anfertigen, gemalt von Friedrich Dürck (1809–1884), Stielers Neffe und Schüler. Die 38 Porträts verteilten sich gleichmäßig auf die beiden Räume in der Residenz.

Für König Ludwig war die Sammlung keineswegs nur Schwärmerei oder Ausdruck fürstlicher Galanterie. Ihr lag von Beginn an ein strenges Konzept zugrunde, was die Auswahl der Porträtierten betraf. Neben den eigenen Präferenzen folgte der König auch Empfehlungen von Vertrauten und Verwandten. Auch Stieler reichte seine Vorschläge ein. Selbst Königin Therese beteiligte sich an der allgemeinen Umschau und macht Ludwig auf Schönheiten aufmerksam – so namentlich auf Lady Jane Erkine, die Tochter des englischen Gesandten in München. Manche Porträts wurden vom König beauftragt und hergestellt, wanderten jedoch nicht in die Galerie. Ludwig entschied v.a. nach dem Kriterium der Ähnlichkeit, wodurch die Galerie eine eindrucksvolle Stringenz erhielt. Entscheidend war auch der tadellose Ruf der Porträtierten.

Ludwig schuf mit seinem Konzept der Schönheitengalerie etwas Neues. Statt einer weiteren Serie mythischer Frauengestalten oder von Hofdamen mit festgelegtem Rang und Funktion stiftete der König einen ganz eigenen Kanon. Maßgeblich war das Leitmotiv der „Kalokagathia“ (körperliche, geistige und moralische Vollkommenheit), das die Tugenden des „Schönen“, „Guten“ und „Wahren“ im Menschen vereint und an die Ideale der klassischen Antike erinnert. Zudem sollten Angehörige unterschiedlichen Standes vertreten sein. Von Anfang an ist dieser Kanon auch für die Öffentlichkeit bestimmt gewesen.

Anfänglich achtete Ludwig darauf, dass es sich bei den Porträtierten um Landeskinder handelte. Die Vielfalt der vertretenen Stände und Berufe deutete auf das Genre des Frauenlobs. Dieses Thema stand in der Tradition des mittelalterlichen Minnesangs und der Renaissance, die bereits eine Art „Nationalstolz“ befördert hatte, indem einheimische Schönheiten und Tugenden für patriotische Erbauung sorgen sollten. Die Schönheitengalerie Ludwigs I. besaß in dieser Hinsicht auch ihren politischen Aspekt.

Mit Ausnahme der Lola Montez pflegte Ludwig mit keiner der Schönheiten intime Beziehungen. Seine Hinwendung zu den Frauengestalten war zwar oft von Gedichten und Briefen begleitet, jedoch war dies kein Werben im Sinne einer Romanze, eher platonische Verehrung. Der König hielt in dieser Hinsicht die gleichen Maßstäbe von Ästethik und Moral ein wie die in den Bildern Festgehaltenen.


Die Porträts:

1827:
Maximiliane Borzaga (geb. 1806 in München, gest. 1837)
1828:
Auguste Strobl (geb. 1807 in München, gest. 1871 in Passau), zwei Fassungen
Amalie Freiin von Kruedener (geb. 1808 in Regensburg, gest. 1888 in München)
Charlotte von Hagn (geb. 1809 in München, gest. 1891 ebendort)
Isabella Gräfin Tauffkirchen (geb. 1808 in München, gest. 1855)
Cornelia Vetterlein (geb. 1812 in Münchberg, gest. 1862 in Schmeilsdorf i.Ofr.)
1829:
Regina Daxenberger (geb. 1811 in München, gest. 1872)
Nanette Kaula (geb. 1812 in München, gest. 1876 ebendort)
Anna Hillmayer (geb. 1812 in München, gest. 1847)
1831:
Helene Sedelmayer (geb. 1813 in Trostberg, gest. 1898 in München)
Amalia von Schintling (geb. 1812 in München, gest. 1831)
Marianna Marchesa Florenzi (geb. 1802 in Ravenna, gest. 1870 in Florenz), zweite Fassung, erstes Porträt von 1827, bereits 1829 in der Galerie
Lady Jane Ellenborough (geb. 1809 in London, gest. 1881 in Damaskus)
1833:
Crescentia Fürstin von Oettingen-Oettingen und Wallerstein (geb. 1806 in Füssen, gest. 1853)
1834:
Irene Marquise von Pallavicini (geb. 1811 in All-gyo/Ungarn, gest. 1877)
Caroline Gräfin Holnstein (geb. 1815 auf Gut Fronberg bei Schwandorf, gest. 1859 ebendort)
1837:
Lady Jane Erskine (geb. 1818 in London, gest. 1846)
Mathilde Freiin von Jordan (geb. 1817 in Regensburg, gest. 1886)
Lady Theresa Spence, geb. Renard (geb. 1815 in Florenz, gest. ?)
1838:
Friederica Catharina gen. Wilhelmine Sulzer (geb. 1820 in München, gest. ?)
1839:
Luise Freiin von Neubeck (geb. 1816 in Neuburg a.d. Donau, gest. 1872 in München)
1840:
Rosalie Julie Freiin von Bonar (geb. 1814 in Wien, gest. ?)
Antonia Wallinger (geb. 1823, gest. 1893)
1841:
Sophie Erzherzogin von Österreich (geb. 1805 in München, gest. 1872)
Katharina Botzaris (geb. 1820 in Janina, gest. 1875)
1842:
Elise List (geb. 1822 in Stuttgart, gest. 1893 in München)
Caroline Lizius (geb. 1825 in Aschaffenburg, gest. nach 1904)
1843:
Marie Kronprinzessin von Bayern (geb. 1825 in Berlin, gest. 1889 auf Schloss Hohenschwangau bei Füssen)
Friederike Freiin von Gumppenberg (geb. 1823 in München, gest. 1916)
Caroline Prinzessin von Oettingen-Oettingen und Wallerstein (geb. 1824 auf Schloss Heiligkreuz bei Donauwörth, gest. 1889)
1844:
Josepha Conti (geb. 1825 in München, gest. 1881)
Lady Emily Milbanke (geb. 1822 in Paris, gest. 1910 in London)
1845:
Auguste Ferdinande Prinzessin von Bayern (geb. 1825 in Florenz, gest. 1864 in München)
Alexandra Amalia Prinzessin von Bayern (geb. 1826 in Aschaffenburg, gest. 1875 in München)
1847:
Maria Dolores Elisa Gilbert gen. Lola Montez (geb. 1818 in Limerick/Irland, gest. 1861 in New York)
1850:
Maria Dietsch (geb. 1835 in München, gest. 1869)
1861:
Carlotta Freiin von Breidbach-Bürresheim gen. von Riedt (geb. 1838 in Biebrich am Rhein, gest. 1920 in Abbazia/Istrien), gemalt von Friedrich Dürck
Anna von Greiner (geb. 1836 in Hausen bei Frankfurt am Main, gest. ?), gemalt von Friedrich Dürck

Beleg:

Gerhard Hojer, Die Schönheitsgalerie König Ludwigs I., 6. Aufl. Regensburg 2006

Künstler, Ersteller / Fotograf: unbekannt
Lageort: München, Bayerische Verwaltung der Staatlichen Schlösser, Gärten und Seen
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