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30. Januar 1806
gesprochen von Alexander Duda, Bayerischer Rundfunk, Bayern2Radio
Eine große gemeinsame Feier für den gesamten Landgerichtsbezirk einschließlich der Hofmarken Hohenburg und Greiling fand am 6. Januar 1806 in Tölz statt.
Sämtliche Pfarrer des Landgerichtsbezirks sowie die Hofmarken Hohenburg und Greiling waren vom Landrichter angewiesen worden, die Proklamation feierlich zu verkünden. Da man in Tölz am 6. Januar eine große gemeinsame Feier abhalten wollte, war es gut, dass die übrigen Orte bereits am Tag vorher gefeiert hatten „und zwar, wie man mit der innigsten Freude bemerkt, überall mit einem so herzlichen Jubel und feuriger Theilnahme, wie sie nur die alte rühmlichste Anhänglichkeit der Baier an Ihren Herrscher hervorbringen konnte“.
„Am 6. Jänner morgens 5 Uhr verkündeten die rings auf den Tölz umkränzenden Hügeln umher gelösten Pöller das auf diesen Tag dem Orte zubereitete Fest. - Um 9 Uhr wurde das Zeichen zur wirklichen Ausrufung durch wiederholtes Abfeuern der Pöller und das Geläute aller Glocken gegeben. – Auf dem Marktsplatze hatte sich indeß die bürgerlich schön uniformirte Miliz aufgestellt, und unter beständiger Musik die feyerliche Verkündung erwartet.
Im Rathshause war der ganze Reth und die Geistlichkeit versammelt, zunächst unter demselben Stand die vorläufig auf das wichtige Fest aufmerksam gemachte, artig geschmückte Schuljugend in frohen Reihen. Unter diesen Zubereitungen begab man sich dann Landgerichtsseits auf das Rathaus, wo man mit Trompeten – und Paukenschall empfangen ward. Nun wurde die Proklamation während einer feyerlichen Stille von dem königlichen Landgerichtsaktuar eröfnet. Dieselbe ward aber kaum abgelesen, als ein unaufhörliches Vivatrufen einer unübersehbaren Menge Volkes aus dem markte und vom Lande weithin die Lüfte erfüllte. Hierauf eröfnete sich der feyerliche Zug nach der Kirche, der aus dem Königlichen Beamtenspersonal, der gesammten hiesigen Geistlichkeit, den Rathsgliedern und der Schuljugend bestand, unter dem wiederholten Zujauchzen der Zuschauer und dem fortgesetzten Geläute aller Glocken.
In der Kirche empfieng die durch die festlichen Zubereitungen erweichten Herzen eine ganz dem Zwecke angemessene Predigt des Ortsprovisors, durch welche die Zuhörer bis zu Thränen der edelsten Freude gerührt wurden. Nah der predigt wurde dem Publikum verkündet, dass nun am Altar auch ein Opferteller für die Ortsarmen ausgestellt werde, damit denselben während des Hochamtes Beyträge mitgetheilt, und sie des schönen Tages auch froh werden könnten.
Nach dem mit der ausgesuchtesten, würdevollsten Kirchen-Musik abgehaltenen Hochamte, worunter für die Armen wirklich sehr ansehnliche Opfer fielen, wurde das Te Deum laudamus abgesungen. Dann schloß sich die Morgenfeyerlichkeit.
Abends lud die im ganzen Markte aufgezogene türkische Musik-Gesellschaft von der Bürgermiliz die Einwohner zu weitern Feyerlichkeiten ein. Die vielen Musikverständige dahier hatten sich vereinigt, um durch eine zweckmässig veranstaltete Musik ihre Theilnahme zu beweisen, und alle Liebhaber hiezu eingeladen. Der Saal, worinn diese Musik produziret wurde, war schön ausgeschmückt und geschmackvoll beleuchtet, das Bild des alllergnädigsten Königs unter einen Baldachin und über einer passenden Aufschrift ausgestellt, die Musik selbst aber zur Freude und hohen Empfindungen hinreißend. Alles war von den frohen Umgebungen so entzückt, dass man überall nur den Ausdruck des lebhaftesten Vergnügens und derjenigen gewünschten Stimmung bemerkte, die - über kleinlichte Dissonanzen hinwegsetzt, und alle Herzen in dem Hochgefühle erhabener Gegenstände brüderlich vereinigt. – Durchgehend ward freye Tanzmusik gestattet. Alles überließ sich dem Zuge der Fröhlichkeit, ohne dass auch nur der geringste Exzeß vorgefallen wäre. Endlich sah man auch die ganze sehr lange Marktsgasse auf die zierlichste Weise beleuchtet, an den Häusern der königlichen Beamten, auf dem Rathause, dann einigen Bürgerwohnungen glänzten zweckgemessene Aufschriften, und verkündeten die erhabenen Gefühle, welche ihre Bewohner beseelten.
Ein Vorfall, welcher die allgemeine Stimmung mitbezeichnet, wird ebenfalls hier ausgeführt. – Da am nämlichen 6. dieß einem hiesigen Bürger ein Knabe gebohren ward, so ließ ihn der Vater die Taufnamen Maximilian Joseph Napoleon beylegen.
Hiemit beschliesset man nun die Skizze der veranstalteten Proklamationsfeyerlichkeiten, wünschet, damit dem hohen Auftrage der allergnädigst angeordneten königl. Districts Kommission genüget zu haben, und empfiehlt sich gehorsamst.
Tölz den 7. Jänner 1806, Landrichter Ott.“
Den „Bericht des Landrichters von Tölz, Maximilian Ott, über die Königsfeiern am 6. Januar 1806“ als Dokument finden Sie HIER.
Künstler, Ersteller / Fotograf: | Maximilian Ott (Verfasser) |
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