um 1830
Die Erschießung von Andreas Hofer in Mantua am 20. Februar 1810, dargestellt auf dem Ziffernblatt einer Uhr
unbekannter Künstler, um 1830
Gemälde, Öl auf Blech
Andreas Hofer (1767–1810) wurde zur Symbolfigur des Tiroler Aufstands, den die Tiroler im Jahr 1809 gegen die bayerische Herrschaft in ihrem Land führten.
Andreas Hofer entstammte einem Bauernhof mit Gastwirtschaft in St. Leonhard in Passeier. Er gehörte als Wirt und Bauer in seinem Umfeld zur gehobeneren Klasse. Bereits in den Kämpfen der Jahre 1796 bis 1799, die die Tiroler als Teil der österreichischen Kriegsstrategie gegen das napoleonische Frankreich führten, war er als Hauptmann einer Passeirer Schützenkompanie hervorgetreten. Die Schützen waren eine Besonderheit des tirolischen Wehrwesens. Sie waren Bestandteil der allgemeinen Landwehr, zu der alle männlichen Tiroler in bestimmten Altersgrenzen verpflichtet waren. Als Volksaufgebot dienten sie ausschließlich zur Grenzverteidigung und für Einsätze im Inneren Tirols.
Seit 26. Dezember 1805, dem Datum des Friedens von Pressburg, gehörte Tirol bis zur Südspitze des Gardasees zum Königreich Bayern. Die Tiroler, die seit 1363 unter österreichischer Herrschaft gestanden und aus strategischen Rücksichten relativ zuvorkommend behandelt worden waren, sahen sich nun einem neuen Herrscherhaus und – was weit schwerer wog – einem neuen Staats- und Herrschaftsverständnis gegenüber. Alle bisher eigenständigen Einrichtungen, wie die Landstände, wurden im Königreich Bayern abgeschafft und durch staatliche Behörden ersetzt. Die besondere Form der Wehrverfassung mit der Priorität der eigenen Landesverteidigung und einer allgemeinen Wehrpflicht wurde beseitigt. Die Reformen im Religionswesen und das Verbot bestimmter Formen der Volksfrömmigkeit erweckte in weiten Kreisen der traditionell katholischen Tiroler den Eindruck, der Antichrist habe nun die Herrschaft übernommen. Dazu kam eine massive und ganz bewusste Steuerung durch österreichische Emissäre, die Tirol und die Tiroler als Teil des österreichischen Kampfes gegen Frankreich betrachteten. In der österreichischen Frühjahrsoffensive des Jahres 1809 sollte Tirol eine entscheidende Rolle spielen. Eine Hauptfigur in diesem Geschehen wurde Andreas Hofer (1767–1810). Der Schützenhauptmann war auf Einladung des österreichischen Erzherzogs Johann mit einigen Gleichgesinnten nach Wien gereist, um dort den Aufstand vorzubereiten. Am 9. April 1809, mit dem offiziellen Kriegsbeginn, brach auch der Tiroler Aufstand aus.
In den erfolgreichen Kämpfen des April und Mai 1809 gelang es den Tirolern, die bayerischen Truppen zu vertreiben. Andreas Hofer zeichnete sich als Hauptmann und Organisator aus. Er wurde zur populären Vaterfigur, der die meisten Tiroler vertrauten.
Allerdings nutzten diese Erfolge den Tirolern auf lange Sicht nichts. Da sie lediglich ein Teil des gesamten Kriegsgeschehens waren, mussten sie nach dem Waffenstillstand von Znaim im Juli 1809 mit ansehen, wie die bayerischen Truppen wieder nach Tirol einrückten. Nun begann die eigentliche Karriere Andreas Hofers, der sich jetzt allerdings ohne sein Wissen gegen die österreichische Politik stellte. Aufgrund anders lautender Meldungen von Erzherzog Johann und weil eine offizielle österreichische Bestätigung der Sachlage die Tiroler nicht erreichte, rief Hofer die Wehraufgebote auf und übernahm aus eigener Machtvollkommenheit das Oberkommando über die Tiroler Landesverteidigung. Wieder siegten die Tiroler gegen die regulären bayerischen Truppen, die am 14. August Tirol (mit Ausnahme der Festung Kufstein) neuerlich räumten.
In Tirol herrschte nun der Ausnahmezustand. Es gab keine offizielle Regierung mehr. Die einzige anerkannte Autorität im Lande war Andreas Hofer, der nun auch die zivile Verwaltung übernahm und bis Oktober 1809 behielt. Er residierte in der Innsbrucker Hofburg und vertrat ein sehr einfaches politisches Programm: es sollte wieder werden wie es war. Damit aber kam er den Wünschen vieler Tiroler entgegen und konnte zur Integrationsfigur werden. Ein Vorteil seiner Person war, dass er die eigenen Grenzen erkannte und sich in den Regierungsgeschäften von kompetenten Männern beraten ließ. Seine Domäne blieb das Verteidigungswesen.
Nach dem Frieden von Schönbrunn (14. Oktober 1809), den der österreichische Kaiser Franz I. nach seiner Niederlage bei Wagram mit dem französischen Kaiser Napoleon I. schließen musste, änderte sich die Situation wieder. Tirol war erneut Teil des Königreichs Bayern geworden. Am 25. Oktober rückte bayerisches Militär zum dritten Mal in diesem Jahr in Innsbruck ein. Andreas Hofer hatte mit seinen Beratern einige Tage vorher die Hofburg verlassen. Eine letzte Bergisel-Schlacht am 1. November endete mit einer völligen Niederlage der Tiroler. Andreas Hofer schwankte in der Folge zwischen Unterwerfung und Fortsetzung des Kampfs. Kurz hintereinander gab er sich widersprechende Parolen aus. Er war nicht mehr Herr der Lage und die Kampfhandlungen zerfielen in Einzelgefechte. Das letzte Gefecht ereignete sich am 8. Dezember bei Ainet im Iseltal.
Zu diesem Zeitpunkt befand sich Andreas Hofer bereits in einem Versteck in seiner Heimat, dem Passeiertal. Nachdem ihn Franz Raffl, ein Einheimischer, verraten hatte, wurde Hofer in der Nacht vom 27. auf 28. Januar 1810 verhaftet und nach Mantua gebracht. Dort verurteilte ihn ein Militärgericht auf Geheiß Napoleons zum Tode. Am folgenden Tag, am 20. Februar 1810, wurde Andreas Hofer durch ein Erschießungskommando hingerichtet.
In dem Lied „Zu Mantua in Banden“, dessen Text Julius Mosen 1831 verfasste und das Leopold Knebelsberger 1844 vertonte, wird dem Tiroler Volkshelden bis heute gedacht. Auch die Tiroler Nationalhymne erinnert noch an den Freiheitskämpfer.
Für Bayern bedeutete der Tiroler Aufstand den Verlust weiter Teile Südtirols und ein allmähliches Umdenken bei der Durchführung der Regierungspolitik.
Beleg: | Die tirolische Nation 1790–1820, Innsbruck 1984 |
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Künstler, Ersteller / Fotograf: | unbekannt |
Lageort: | Innsbruck, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum |
Copyright: | Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck |