Objekte
um 1806
Musik von Georg Joseph Vogler (1779–1814), Lithografie von Alois Senefelder (1771–1834), um 1806.
Einblattdruck mit Text und Noten.
Mit dem Lied „Ich bin ein Baier, ein Baier bin ich“ schwört Vogler die „Tyroler, Pfälzer, Schwabe, Frank, wer gut und bieder ist ... Hebräer oder Christ ...“ auf das gemeinsame Vaterland, das Königreich Bayern, ein.
Letztlich zielten alle Reformen im neuen Königreich Bayern darauf ab, die neu hinzugekommen und die bereits seit langem zu Bayern gehörigen Territorien zu einem Gesamtstaat zu verknüpfen. Konnte man die Behördenstruktur, die Veränderungen in den verschiedenen Bereichen der Politik per Gesetz oder Verordnung befehlen, so musste die Bevölkerung erst langsam für den neuen Staat gewonnen werden. Man nutzte dazu eine gezielt eingesetzte staatliche Propaganda, von deren Bedeutung man sich erst in jüngster Zeit anhand der Reden und Verlautbarungen Napoleons überzeugt hatte. Patriotische Lieder und Gedichte, die Kokarde als Nationalzeichen, dies alles sollte zur Schaffung eines bayerischen Nationalgefühls beitragen.
Besonders eifrig nahm diese Idee Abbé Joseph Vogler auf, der 1806 einen Sammelband mit acht patriotischen Liedern herausgab. Für die Verbreitung von Text und Noten konnte man das neue Verfahren der Lithografie nutzen. Es ermöglichte hohe Auflagenzahlen in kurzer Zeit und zu günstigen Preisen. Damit waren die Voraussetzungen für Massendrucksachen erfüllt.
Mit dem Lied „Ich bin ein Baier, ein Baier bin ich“ schwört Vogler die „Tyroler, Pfälzer, Schwabe, Frank, wer gut und bieder ist ... Hebräer oder Christ ...“ auf das gemeinsame Vaterland, das Königreich Bayern, ein.
Transkription:
„Ich bin ein Baier ein Baier bin ich.
Bey deinem Namen Vaterland schwillt stolzer mir die Brust, ich weihe Kopf und Herz und Hand und Leben dir mit Lust.
Wie Himmelsbläue offen liegt mein Herz und mein Gesicht, wo sich ein Andrer kriechend schmiegt fleh ich und heuchle nicht.
Weg Schlangentücke Schelmerei! Das Krumme hasse ich. Gerad und wie die Väter treu dem Worte rühm ich mich.
Ist auch mein Aeussres, mein Verstand nicht gleissend über Bein, nimmt doch gelehrter Wind und Tand mich auch so leicht nicht ein.
Liebst du so treu und inniglich, wie ich du glatter Mann? Und stürmst du rasch und kühn wie ich, den Siegespfad hinan.
Drum stört dein Hohn, du glatter Mann nicht meines Herzens Ruh; wer lieben, kämpfen, sterben kann, kann wahrlich mehr als du.
So stolz erkenn ich doch den Werth des Auslands gerne an, wer sich durch Edelthaten ehrt, ist mir ein Edelmann.
Tyroler, Pfälzer, Schwabe, Frank, wer gut und bieder ist, heißt Bruder mir, macht mirs zu Dank. Hebräer oder Christ.
Ich sag es voraus, wer mich kränkt, dem kann ich zwar verzeihn, doch wenn er mich zu schrecken denkt, soll es ihn bald gereun.
Ein Kleines Volk ununterdrückt Jahrtausende zu stehn! Wie der Gedanke hoch entzückt es muß muß ewig stehn.
Was auch die Zukunft andern dräut, der Baier lebt nur frey. Wo Geist und Heldnemuth gedeiht, zerschellt die Tiranney.
Mit Biedersinn und Löwenmuth, wer bindet damit an, dir Vaterland mein Gut und Blut und Dir Maximilian!“
Das Volkslied „Der Baier“ zum anhören finden Sie HIER.
Künstler, Ersteller / Fotograf: | Georg Joseph Vogler (Komponist), Alois Senefelder (Lithograf) |
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Lageort: | München, Bayerische Staatsbibliothek, 2° Mus. pr. 1722-16 oder 2° Mus. pr. 4273 |
Copyright: | München, Bayerische Staatsbibliothek |