1807
Friedrich Fleischmann (1791–1834) nach einer Zeichnung von Johann Michael Volz (1784–1858), gedruckt bei Friedrich Campe, Nürnberg, 1807
Karikatur
Lithografie, koloriert, 23 x 27 cm
Die Karikatur stellt die bayerische Armee des ausgehenden 18. Jahrhunderts dem reorganisierten bayerischen Heer zu Beginn des 19. Jahrhunderts gegenüber. Missstände waren die schlechte Ausbildung, Ausrüstung und Bewaffnung der Soldaten, Zwangsrekrutierungen, die Aufnahme von Straftätern und Vaganten in die Truppe, der Verkauf von Offiziersstellen und die fehlende Motivation. Abhilfe schaffte die unter dem Vorzeichen der allgemeinen Wehrpflicht seit 1805 gebildete Truppe. In der Karikatur verkörpern drei stramme Grenadiere des Bürgermilitärs die neue Zeit.
Der Zopf, den die drei Soldaten links tragen, wurde 1805 in der bayerischen Armee abgeschafft.
Die Entwicklung des bayerischen Heeres zu Beginn des 19. Jahrhunderts war geprägt vom neuen Gedanken einer allgemeinen Wehrpflicht. Die Durchschlagkraft einer Wehrpflichtarmee hatte man an den Erfolgen der französischen Truppen erkennen können. Im bayerischen Kantonsreglement vom 7. Januar 1805 war erstmals die Pflicht jedes Staatsbürgers zum Militärdienst festgeschrieben. Allerdings gab es zahllose Ausnahmen und Befreiungen, sodass die Inskribierten sich doch wieder vor allem aus Bauern, Handwerkern und Bürgern mit kleineren Einkommen zusammensetzten. Dennoch war der Schritt vom Söldner- und Werbeheer zum Volksheer getan.
In der Verfassung von 1808 wurde ausdrücklich der Unterhalt eines stehenden Heeres festgeschrieben, das durch die allgemeine Militärkonskription gebildet und ergänzt werden sollte. Dienstpflichtig waren alle tauglichen Männer zwischen dem 16. und 40. Lebensjahr, die aktive Dienstzeit betrug acht Jahre. Das Konskriptionsgesetz von 1812 nahm zahlreiche Befreiungsgründe zurück und reduzierte die Dienstzeit auf sechs Jahre. Danach galt eine Dienstpflicht in der Nationalgarde, die zur Landesverteidigung geschaffen worden war. Man unterschied also zwischen der aktiven Armee und der Nationalgarde. Die Stärke des Heeres betrug beim Regierungsantritt Max Josephs 16 000 Köpfe und verdoppelte sich bis 1805 beinahe, sodass das von Napoleon in der Rheinbundakte geforderte stehende Heer von 30 000 Mann bereits vorhanden war. Im Feldzug gegen Russland 1812 wurde das bayerische Heer fast vollständig vernichtet. In den folgenden Jahren wurden wiederum 46 400 Soldaten eingezogen, 1815 erreichte das Heer eine Höchststärke von 65 000 Mann. Diese Größenordnung behielt das bayerische Heer während der weiteren Regierungszeit von König Max I. Joseph bei.
Beleg: | Bayern entsteht. Montgelas und sein Ansbacher Mémoire von 1796, hrsg. von Michael Henker, Margot Hamm und Evamaria Brockhoff (Veröffentlichungen zur Bayerischen Geschichte und Kultur, Nr. 32), Augsburg 1996, S. 201 f.; 200 Jahre Franken in Bayern. 1806–2006, hrsg. von Josef Kirmeier, Jutta Schumann und Peter Lengle (Veröffentlichungen zur Bayerischen Geschichte und Kultur, Nr. 51), Augsburg 2006, S. 58 |
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Künstler, Ersteller / Fotograf: | Johann Michael Volz (Zeichner), Friedrich Fleischmann (Lithograf), Friedrich Campe (Drucker) |
Lageort: | München, Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Kriegsarchiv, BS I / 186 – Teil VI/178 |
Copyright: | Bayerisches Hauptstaatsarchiv München |