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Maximilian I. Joseph

 

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„Die Cocarde. Patriotische Empfindungen nach frey-gemischten Metrum den edeldenkenden Patrioten gewidmet von B[eno] O[rtmann]“ (1806)

1806

Benno Ortmann OSB (1752–1811), 1806

Druck auf Papier

Die blau-weiße Kokarde war ein Abzeichen, das alle bayerischen Beamten seit dem 16. Januar 1806 verpflichtend tragen mussten, aber auch alle anderen Untertanen sich anstecken durften. Nach dem Willen der Reformer des bayerischen Staates zu Beginn des 19. Jahrhunderts sollte es zum nationalen Abzeichen der Bayern werden. Pater Benno Ortmann aus dem Kloster Prüfening nahm die offizielle Argumentation auf und beschwor die Kokarde als Zeichen der Einheit und Stärke der Bayern.

Der Autor besingt zunächst den Heldenmut der Bayern seit den Zeiten der Agilolfinger. Dieser Heldenmut, so argumentiert er, war es auch, der Napoleon, „der Helden Erster“, veranlasste, dem bayerischen Kurfürsten die Königskrone zu geben. Wie die offizielle Geschichtsschreibung ging auch Ortmann davon aus, dass die Königskrone den Bayern bereits seit den Zeiten der Agilolfinger zustehe:

„[...] Wie sie die alten Bojer einst horchten: – Auf Brüder!
Es gilt das Fürstenhaus- das Vaterland! – Schon glänzet die Krone,
Die ihm der Helden Erster – der Liebling des Sieges wieder gab,
Auf König MAXENS Haupt – längst eigen den Agilolfingern. –

Es steht nun fester der Thron - gegründet auf Feuermuth –
Von neuem erstanden – hochherziger Bojer –
Brillanter noch, seit die graue Eifersucht
Die Stirne erheitert – Adda und Seine die Isar schwesterlich herzen. –

Daß ewig aufbrenne die Flamme der Treue –
Hochherzigen Sinnes - und kindliche Liebe gen Wittelspachs Erbe –
Daß Bojer sich Brüdernennen – im Geiste der Ahnen –
Den Feinden Wettersturz – sey du Cocarde! Mir Symbol!

Im Geiste der Ahnen, da Gott und Fürst, und Vaterland
Mit Flammenschrift im Herzen der Bojer lebte – in Thaten
Noch lesbar sich ausspricht! – O! er wehte in Fahnen noch,
Und schwebte im Feyerkleid’ um die triumphirlich begrüssten Kanonen.

(4v) In dieser harmonischen Trias lebet und schwebt der ächte Gemeinsinn –
Gleichen die Enkel den frommen, biedern und tapfern Ahnen –
Verfechten die Sache Gottes - die Rechte des Königs, und Vaters, –
Und bluten, wenn bedrängt das Vaterland ruft. –

Cocarde – des Huthes Zier – sey mehr das Organ der Herzen,
Entflammend zu Thaten der Väter! – dann zurück Kabale und Neid!!!
Du warst, und bist, und wirst den späten Enkeln noch seyn,
Bojaria! Der Agilolfinger Mutter und Erbe!

Nun schweige Muse! –
Unausgesprochen bleibe die glückliche Zukunft! – 
“ 

Künstler, Ersteller / Fotograf: Benno Ortmann (Verfasser)
Lageort: München, Bayerische Staatsbibliothek, Rar. 1320
Copyright: München, Bayerische Staatsbibliothek