um 1. Mai 1807
Neugründung
Die Bayerische Akademie der Wissenschaften geht auf die Kurfürstenzeit zurück. Mit dem Gründungsjahr 1759 markiert sie den Beginn der wissenschaftlichen Aufklärung in Bayern. Ihre Ursprungsaufgaben bestanden darin, wissenschaftliche Nachrichten zu sammeln, zu ordnen und für ihre Veröffentlichung zu sorgen. Ferner sollte sie zur Gewinnung neuer Erkenntnisse anregen und den Informationsaustausch zwischen Gelehrten fördern. Durch die Reformen der Jahre 1807, 1812 und 1823 wurde ihr Aufgabenbereich deutlich erweitert. Die Naturwissenschaften, Medizin und die Volkswirtschaft kamen hinzu.
Die führenden Persönlichkeiten der ersten Jahre dieser reformierten Akademie waren fast ohne Ausnahme Vertreter der Naturwissenschaften. Zu nennen sind vor allem Joseph von Fraunhofer (1787-1826) und Georg von Reichenbach (1771–1826), die Grundlagenforschung mit praktischer Anwendung verbanden.
Die wissenschaftliche Leistung Fraunhofers liegt in der Entdeckung der „Fraunhoferschen Linien“. Es handelt sich hierbei um physikalische Gesetzmäßigkeiten, die ein linienhaftes Regelverhalten von Lichtstrahlen feststellen. Sie bilden eine der Grundlagen für die spätere Spektralanalyse der Sonne. Hinzu kommt seine physikalische Theorie der Lichtbeugung in Gitterform. Fraunhofer, der zu seinen wissenschaftlichen Ergebnissen vor allem durch Experimente gelangte, verband die Grundlagenforschung mit industrieller Geräteproduktion. Im aufgehobenen Kloster Benediktbeuern richtete er gemeinsam mit dem Unternehmer Joseph Utzschneider eine Glashütte zur Herstellung optischer Präzisionsinstrumente ein. Seine Geräte ermöglichten große Fortschritte in der Landesvermessung. Durch ihren Einsatz konnte bis 1817 durch das topographische Büro in München eine allgemeine Katastervermessung des ganzen Landes eingerichtet werden.
Der Physiker und Konstrukteur Georg von Reichenbach ist vor allem durch seine Konstruktion der berühmten „Wassersäulenmaschine“ für die Soleleitung aus den Berchtesgadener Salinen unvergessen geblieben. Diese Anlage, die bis 1962 in Betrieb blieb, konnte durch Ausnützung der Steigkraft der Wassersäule in einem Zylinder die Sole in nur einer Druckstufe über 359 Meter heben.
Das Ausland, vor allem Brasilien, hat die Erinnerung an den Münchner Botaniker Karl Friedrich von Martius (1794–1868) und den Zoologen Johann Baptist Spix (1781–1826) besser bewahrt als Bayern selbst. Beide unternahmen von 1817 bis 1820 im Auftrag des bayerischen Staates eine Expedition nach Brasilien. Ihre Ergebnisse ermöglichte eine umfassende wissenschaftliche Beschreibung der Geographie, der Tier- und Pflanzenwelt sowie der Völker Brasiliens. Sie gehört zu den am meisten beachteten Leistungen der Bayerischen Akademie der Wissenschaft in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Eine systematische wissenschaftliche Mundartforschung, die Schaffung des bayerischen Wörterbuchs und die Erschließung vieler Handschriften in der Bayerischen Staatsbibliothek sind die Lebensleistung von Johann Andreas Schmeller (1785–1852). Dieser bedeutendste Germanist im Bayern des 19. Jahrhunderts entdeckte u.a. die „Carmina Burana“ im großen Dokumentenbestand, der von den säkularisierten Klöstern übernommen worden war.
Beleg: | Ludwig Hammermayer, Geschichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften 1759–1807, 2 Bde., München 1983; Krone und Verfassung. König Max I. Joseph und der neue Staat, hrsg. von Hubert Glaser, Bd. 2 (Wittelsbach und Bayern, Bd. III,2), München / Zürich 1980 |
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Lageort: | München, Bayerisches Hauptstaatsarchiv |
Copyright: | Bayerisches Hauptstaatsarchiv München |