Themen > Ludwig III. > Die königliche Familie in der Zeit Prinzregent Luitpolds

Ludwig III.

 

Trennlinie 01

Die königliche Familie in der Zeit Prinzregent Luitpolds

Auguste Ferdinande Prinzessin von Bayern (1845) Beisetzung von Prinzregent Luitpold, 1
Beisetzung von Prinzregent Luitpold, 2 Beisetzung von Prinzregent Luitpold, 3
Beisetzung von Prinzregent Luitpold, 4 Brustbildnis von Prinzregent Luitpold anlässlich seines Todes 1912
weitere zeigen >
 
Luitpolds Kindheit und Jugend
Luitpold Karl Joseph Wilhelm von Bayern wurde am 12. März 1821 in Würzburg als fünftes Kind und als dritter Sohn von Kronprinz Ludwig und dessen Frau Therese von Sachsen-Hildburghausen geboren. Luitpold verbrachte die meiste Zeit seiner Kindheit mit den Eltern in Unterfranken, zeitweise auch in Italien. Am königlichen Hof bei Max I. Joseph und dessen Minister Montgelas weilte die Kronprinzenfamilie hingegen eher selten. Auch nach der Thronbesteigung Ludwigs I. im Jahr 1825 verbrachte die Familie jährlich mehrere Wochen in den Residenzen zu Würzburg, Aschaffenburg und Bad Brückenau. Luitpold darf als Lieblingssohn Ludwigs I. gelten, der laut Aussagen seines Vaters den Eltern nur Freude und nie Kummer bereitet hatte.
 
Bereits früh hatte sich Prinz Luitpolds Begabung für Mathematik, Zeichnen und Sport gezeigt. Zu seinen Lehrern zählten Georg Oettl, der spätere Eichstätter Bischof, der Turner und Germanist Hans Ferdinand Maßmann, der Naturphilosoph Gotthilf Heinrich Schubert und der Maler Domenico (Johann Dominicus) Quaglio. Ab 1828 übernahmen vor allem Offiziere die Ausbildung des jungen Prinzen.
 
 
Luitpold als Offizier
Als drittgeborener Sohn, der eigentlich keine Aussicht auf den bayerischen Thron hatte, schlug Prinz Luitpold die Militärlaufbahn ein. Dennoch bestand sein Vater, König Ludwig I., darauf, dass sein Sohn auch auf das Herrscheramt vorbereitet wurde, denn: „Zum Soldaten soll sich mein Sohn Luitpold bilden, aber auch dass er Herrscher sein kann ... Gottes Fügung kennt niemand; auch mein Vater wurde, ein Nachgeborener, König!“

Ungewöhnlich war, dass Luitpold nicht wie in Adelskreisen üblich bei der Kavallerie, sondern bei der Artillerie seine Militärlaufbahn begann. Im Jahr 1828 wurde der 
siebenjährige Prinz Hauptmann der Münchner Landwehrartillerie, mit 14 Jahren erhielt er das Hauptmannspatent und 1839, mit erst 18 Jahren, das Kommando über das Erste Bayerische Artillerieregiment. In der Folge wurde er Generalmajor in der bayerischen Armee, 1848 Generalleutnant, 1856 Kommandeur der 1. Division, 1861 Feldzeugmeister bei der Armee-Inspektion. Am deutsch-deutschen Krieg 1866, nahm Prinz Luitpold als Kommandeur der 3. Division teil. Ab 1866 reorganisierte er die bayerische Armee nach preußischem Vorbild und wurde 1869 zum Generalinspektor des bayerischen Heeres ernannt. Im deutsch-französischen Krieg von 1870/71 war Luitpold der Vertreter Bayerns im Großen Hauptquartier, dem Sitz der Obersten Heeresleitung. Am 3. Dezember 1870 überreichte Prinz Luitpold im Namen seines Neffen, König Ludwig II., König Wilhelm von Preußen den „Kaiserbrief“, mit dem den Hohenzollern die deutsche Kaiserkrone angetragen wurde. Schließlich ernannte König Ludwig II. seinen Onkel 1876 zum Generalfeldzeugmeister der Infanterie im Rang eines Generalfeldmarschalls.
 
Wie sehr sich Luitpold mit seiner militärischen Aufgabe identifizierte, zeigt eine Aussage seines Sohnes Leopold, sein Vater habe auch privat meistens Uniform getragen. Dass Luitpold bis zuletzt die bayerische Uniform mit federgeschmücktem Generalshut bei feierlichen Anlässen, wie zum Beispiel bei der Grundsteinlegung des Deutschen Museums 1906 oder bei der jährlich stattfindenden Auffahrt des Hofes am Hauptsonntag des Oktoberfestes, trug, war selbstverständlich.
 
 
Luitpold und seine Ehefrau Auguste Ferdinande
In der Jugend unternahm Luitpold, wie auch andere Prinzen, ausgedehnte Auslandsreisen, unter anderem nach Italien, Spanien, Griechenland und in den Nahen Osten. Auf einer dieser Reisen lernte er seine spätere Frau, Erzherzogin Auguste Ferdinande (1825-1864), Tochter des österreichischen Großherzogs Leopold II. von Toskana, kennen. Am 15. April 1844 fand in Florenz die Vermählung des Paares statt.
 
Wegen des im Vergleich zu Italien raueren bayerischen Klimas ließ Luitpold seiner Gemahlin 1848 am Bodensee bei Lindau eine Sommerresidenz errichten. Diese „Villa Amsee“ wurde zum Treffpunkt für den europäischen Hochadel und zum Erholungsort für Auguste Ferdinande und ihren Mann. Das Paar lebte zurückgezogen und von der Öffentlichkeit kaum beachtet, pflegte aber rege Kontakte zu Künstlern und Wissenschaftlern. Ferdinand von Miller, Franz Lenbach, Max Slevogt und Adolf von Hildebrand zählten zu dem engeren Kreis um Luitpold.
 
Wenige Wochen nach ihrem 39. Geburtstag starb Auguste Ferdinande im April 1864 an Lungentuberkulose. Sie wurde in der Fürstengruft der Wittelsbacher in der Theatinerkirche beigesetzt. Ein zweites Mal heiratete Luitpold nicht. Eine enge Beziehung hatte er zu seiner Tochter Therese, die zeitlebens im Haushalt ihres Vaters lebte.
 
 
Die Kinder von Luitpold und Auguste
Aus der Ehe Luitpolds mit Auguste Ferdinande gingen vier Kinder hervor: Ludwig, der spätere König Ludwig III. (1845-1921), Leopold (1846-1930), Therese (1850-1925) und Arnulf (1852-1907). Erzogen wurden die Kinder auf Wunsch der Mutter streng katholisch. Sie legte auch Wert auf eine umfassende Bildung und unterrichtete ihre Kinder selbst beispielsweise in Italienisch.

Prinz Leopold schlug wie sein Vater die Militärlaufbahn ein. Er kämpfte im deutsch-deutschen Krieg von 1866 und im deutsch-französischen von 1870/71. 1913 ging Leopold nach über 50 Jahren Dienstzeit in Ruhestand, wurde aber 1915 reaktiviert. Im Ersten Weltkrieg diente er unter Oberbefehl von Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg (1847-1934) und wurde nach dessen Versetzung 1916 Oberbefehlshaber Ost der deutschen Armee. Leopold stieg bis zum Generalfeldmarschall auf und erhielt zahlreiche militärische Auszeichnungen. Nach Kriegsende und revolutionsbedingtem Exil kehrte er 1919 nach München zurück. Leopold war seit 1873 mit Erzherzogin Gisela von Österreich, einer Tochter Kaiser Franz Josephs I. und Kaiserin Elisabeths von Österreich-Ungarn, verheiratet. Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor. Prinz Leopold starb 1930 in München. Er wurde, wie alle seine Geschwister, in der Fürstengruft der Wittelsbacher in der Theatinerkirche beigesetzt.

Prinzessin Therese unternahm Studienreisen nach Russland und Südamerika und erwarb sich im Selbststudium umfassende Kenntnisse in Natur- und Sozialwissenschaften, da Frauen zur damaligen Zeit nur als Gasthörer an der Universität zugelassen waren. Das reguläre Studium für Frauen führte der Prinzregent in Bayern erst 1903 ein, nicht zuletzt auf Drängen seiner Tochter Therese. Ihre Interessen reichten von Germanistik und Ethnologie, über Zoologie und Botanik bis zur Geologie. Sie erlernte zwölf Sprachen und betätigte sich als (Reise-)Schriftstellerin unter dem Pseudonym „Th. von Bayer“. Die Bayerische Akademie der Wissenschaften ernannte Therese 1892 zum Ehrenmitglied der Geographischen Gesellschaft, die philosophische Fakultät der Universität München verlieh ihr 1897 die Ehrendoktorwürde. Therese war unverheiratet und wohnte in der Residenz bei ihrem Vater, ab 1914 in ihrer Villa am Bodensee. Sie starb 1925 in Lindau im Alter von 74 Jahren. 2009 fand ihre Büste Aufnahme in die Ruhmeshalle auf der Theresienhöhe.
 
Prinz Arnulf schlug wie sein Bruder Leopold die Militärlaufbahn bei der königlich-bayerischen Armee ein. Er war Regimentskommandeur des Infanterie-Leib-Regiments und stieg bis zum Generaloberst im Rang eines Generalfeldmarschalls auf. Nach ihm wurde auch die Leibkaserne benannt, wobei die „Prinz Arnulf-Kaserne“ an der Türkenstraße in München bis heute unter dem Namen „Türkenkaserne“ bekannt ist. Ihm zu Ehren wurde 1890 die Salzstraße in Arnulfstraße umbenannt. 1882 heiratete er Prinzessin Therese von und zu Liechtenstein. Aus der Ehe ging ein Sohn hervor, der im Ersten Weltkrieg fiel. Arnulf starb bereits 1907 in Venedig.
 
 
Luitpolds jüngere Schwester Adelgunde
Luitpolds jüngere Schwester Adelgunde (1823-1914) kehrte nach dem Tod ihres Mannes, Erzherzog Franz V. von Österreich-Este (1779-1846), 1875 an den Münchner Hof zurück. „Tante Modena“, wie sie genannt wurde, übernahm nach Luitpolds Regierungsantritt 1886 die Aufgaben der ersten Dame im Staate. Sie erlangte großen Einfluss in den konservativ-klerikalen Kreisen des Münchner Hofs, galt bald als graue Eminenz und fungierte als Mittlerin zwischen dem bayerischen und dem kaiserlich-wienerischen Hof.
 
 
Der Tod Prinzregent Luitpolds
Zu Ehren von Luitpolds 90. Geburtstag im März 1911 veranstaltete die festlich geschmückte Stadt München Feierlichkeiten, an denen der Prinzregent allerdings wegen seines gesundheitlichen Zustands selbst nicht mehr teilnehmen konnte. Humorvoll hatte er angemerkt, dass angesichts dieses großen Aufwands ja nichts mehr für seinen 100. Geburtstag übrig bliebe. Auch einige Monate später konnte Luitpold nicht mehr an der Fronleichnamsprozession und am Oktoberfest teilnehmen.
 
Gut eineinhalb Jahre nach seinem 90. Geburtstag starb der Prinzregent an den Folgen einer Lungenentzündung am 12. Dezember 1912. Am Tag der Beisetzung Luitpolds in der Fürstengruft der Theatinerkirche am 19. Dezember waren Münchens Straßen von tausenden Menschen gesäumt. Der Trauerzug führte nicht direkt zu St. Kajetan, sondern über Ludwigs-, Theresien-, Arcis- und Brienner Straße – für die direkte Strecke war er einfach zu lang. Kaiser Wilhelm II. schritt in bayerischer Uniform hinter dem Sarg, neben ihm Luitpolds Sohn, Prinz Ludwig, sowie König Friedrich August von Sachsen. Außerdem waren Fürsten der deutschen Staaten und aller europäischer Großmächte anwesend.