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Ludwig III.

 

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Kunst und Kultur in der Zeit Ludwigs II.

Bildnis Richard Wagners mit Samtbarett im Viertelprofil Briefmarke „Zu Richard Wagner’s 100. Geburtstag“
Jubiläumspostkarte zum 100. Geburtstag von Richard Wagner 1913 Postkarte mit einem Luftbild von Schloss Neuschwanstein (um 1915)
Postkarte „Festgruß von der Münchner Tannhäuser-Aufführung“ Richard Wagner spielt König Ludwig II. auf dem Flügel vor (um 1880)
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Bayern war in der Zeit Ludwigs II. ein wichtiges Zentrum von Kunst und Kultur. Insbesondere die Residenzstadt München hatte sich im Lauf des 19. Jahrhunderts zu einer bedeutenden Kulturmetropole von europäischem Rang entwickelt. München wartete hier mit den besten Voraussetzungen auf. Bildungsinstitutionen, die Kunstakademie, Theater, Kunstsammlungen und gute Ausbildungsmöglichkeiten zogen Intellektuelle aus aller Welt an. In verschiedensten Vereinigungen tauschte man sich aus und pflegte ein geselliges Leben. Ein Aufenthalt in München gehörte zum Lebenslauf der meisten europäischen Künstler und Intellektuellen.

 

Während man sich an die Verdienste von König Ludwig I. für diese Entwicklung, insbesondere seine Museumsgründungen, erinnert, bleibt die Kunst- und Kulturförderung seines Enkels Ludwig II. bislang weniger beachtet. Auch Ludwig II. hatte große Ambitionen, als er 1864 den Thron bestieg. Vor allem über das Theater wollte er sich an die breite Öffentlichkeit wenden. Kurz nach seinem Regierungsantritt erteilte er die Genehmigung für den Bau eines Volkstheaters und bereits im November 1865 wurde das Gärtnerplatztheater eröffnet.

 

Um das Münchner Theaterleben grundlegend zu reformieren, holte der junge König den Komponisten Richard Wagner nach München. In einer neu organisierten Musikschule sollten junge Musiker eine bessere Ausbildung erfahren. Uraufführungen der Wagner’schen Werke waren fester Bestandteil des Spielplans des Hof- und Nationaltheaters. Am Hochufer der Isar wollte Ludwig II. von dem Architekten Gottfried Semper ein eigenes Festspielhaus für die Aufführung der Werke Richard Wagners errichten lassen. Doch die hohen Ausgaben des Königs und das enge Verhältnis, das der Ludwig II. zu Richard Wagner pflegte, erregten zunehmend Kritik. Vor allem auf Druck der Politik hin musste der Komponist München verlassen.

(Siehe hierzu: „Ludwig II. und Richard Wagner“).

 

Die Ambitionen König Ludwigs II. hatten damit einen deutlichen Dämpfer erhalten. Doch er gab nicht auf. Mit hochrangigen Sängern und innovativen Bühnenbildern machte die Münchner Oper auch nach Wagners Weggang einen Qualitätssprung. Wagners Werke wurden weiterhin in München uraufgeführt und auch der Erfolg beim Publikum blieb nicht aus.

 

Der Fall Wagner zeigt, dass die bestimmende Rolle der Monarchie für München zur Zeit König Ludwigs II. bereits zu Ende ging. Wie im übrigen Europa entwickelten sich zunehmend eigenständige staatliche Institutionen, während der Einfluss des Hofes zurückging.

 

Trotzdem ist die Rolle des Königs nicht zu unterschätzen, in dessen Verantwortung es nach wie vor lag, auch im Bereich der Kultur alle großen Entscheidungen zu billigen. So genehmigte er Gründung und Neubau des 1868 eröffneten Polytechnikums sowie den Neubau der Akademie der Bildenden Künste. Dass Ludwig II. diese Institutionen ein Anliegen waren, zeigen etwa seine Intervention bei der baulichen Gestaltung des Polytechnikums 1866 sowie die Widmung eines Bestands zeitgenössischer Fotografien historischer Bauten an die neu gegründete Institution.

 

Als Ludwig II. sich zunehmend aus der Öffentlichkeit zurückzog, wurden seine Schlossbauten sowie das Theater zu seinem Hauptlebensinhalt. In 209 Separatvorstellungen, denen er meist ganz allein beiwohnte, ließ er Werke der Weltliteratur aufführen. Auch seine Schlossbauten waren nur für den König als einzigen Bewohner ausgerichtet (siehe hierzu: „Die Königsschlösser Ludwigs II.“). In diesen „Gegenwelten“ wollte er ungestört von der Realität in vergangene Zeiten und literarische Welten eintauchen.

 

Als königlicher Auftraggeber blieb Ludwig II. prägend für die kulturelle Entwicklung Bayerns. In seinen Schlossbauten waren zahlreiche bildende Künstler und Kunsthandwerker beschäftigt. Vor allem das Kunstgewerbe profitierte von der Förderung durch den König. So wurden auf der Kunstindustrie-Ausstellung in München 1876 einige Möbelstücke aus der Residenzwohnung König Ludwigs II. gezeigt. Trotz der in den 1880er-Jahren ausbleibenden Zahlungen der königlichen Kabinettskasse hatten viele „königliche Hoflieferanten“ Vorteile von ihrem königlichen Auftraggeber.