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Revolutionäre Stimmung in München
Im Oktober 1918 geriet München zunehmend in eine aufgewühlte Atmosphäre. Politische Veranstaltungen in Bierkellern und im Freien hatten regen Zulauf.
Am 3. November 1918 kamen auf Initiative der USPD auf der Münchner Theresienwiese gut tausend Menschen zusammen, um für Frieden zu demonstrieren und die Freilassung von seit Januar inhaftierten Streikführern zu fordern. Nach Verhandlungen mit dem Innenministerium wurden noch am Abend deren Haftbefehle aufgehoben; Kurt Eisner (1867-1919) war bereits Mitte Oktober aus der Haft entlassen worden. Die anwachsende Menschenmenge zog in die Münchner Innenstadt und forderte vor dem Wittelsbacher Palais eine sozialistische Republik. König Ludwig III. hielt sich allerdings am 3. November in der Residenz auf und erlebte so diesen Vorfall nicht unmittelbar.
Am 5. November 1918 fand auf der Theresienwiese neuerlich eine Kundgebung statt. Die Nachricht vom Kieler Matrosenaufstand hatte sich verbreite und Eisner verkündete, dass in den nächsten 48 Stunden in München eine revolutionäre Erhebung stattfinden würde. Diese folgte am 7. November, nachdem es am Nachmittag erneut zu einer Großdemonstration auf der Theresienwiese gekommen war. Mehrere tausend Arbeiter, Handwerker, Studenten, Frauen, Soldaten und Matrosen hörten den politischen Rednern zu.
Revolution in Bayern
Im Anschluss an die Friedensdemonstration auf der Theresienwiese, am Nachmittag des 7. November 1918, marschierte der Großteil der Gemäßigten um den SPD-Führer Erhard Auer (1874-1945) in die Innenstadt und zerstreute sich bald darauf. Der kleine Teil der Demonstranten um Kurt Eisner, rund 1.000 der insgesamt etwa 40.000 Menschen, zog in den Münchner Norden, um die dortigen Kasernen zu stürmen. Dabei trafen die Revolutionäre kaum auf Widerstand. Die Mehrzahl der Soldaten schloss sich ihnen an, die Offiziere wurden gefangen gesetzt. Am Abend traf Eisner im Mathäserbräu, der größten Münchner Bierhalle, ein, wo sich das Gros der revoltierenden Soldaten und Arbeiter versammelt hatte. Es konstituierte sich ein Arbeiter- und Soldatenrat, Kurt Eisner wurde zum Vorsitzenden gewählt.
Noch am Abend des 7. November 1918 legten der Vorsitzende des Ministerrats Otto Ritter von Dandl (1868-1942) und Innenminister Friedrich Ritter von Bettreich (1858-1938) König Ludwig III. nahe, aus München zu fliehen. Ludwig III. befolgte diesen Rat und begab sich nach Schloss Wildenwart und am nächsten Tag außer Landes, in das nahe Salzburg gelegene Schloss Anif.
Der neu konstituierte Arbeiter- und Soldatenrat zog am späten Abend des 7. November in die Prannerstraße, in der sich das Gebäude des Bayerischen Landtags befand, und drang in den Sitzungssaal der Kammer der Abgeordneten vor. Eisner verkündete gegen 23 Uhr den Kriegsaustritt Bayerns, das Ende der Monarchie und rief den „Volksstaat Bayern“ aus.
In der Morgenausgabe der Münchner Neuesten Nachrichten vom 8. November 1918 war die Proklamation abgedruckt, in der über die Konstituierung eines vorläufigen Arbeiter-, Soldaten- und Bauernrats im Landtag am Abend zuvor informiert und die bayerische Republik, der „Freistaat“ ausgerufen wurde:
An die Bevölkerung Münchens!
Das furchtbare Schicksal, das über das deutsche Volk hereingebrochen, hat zu einer elementaren Bewegung der Münchener Arbeiter und Soldaten geführt. Ein provisorischer Arbeiter-, Soldaten- und Bauernrat hat sich in der Nacht zum 8. November im Landtag konstituiert.
Bayern ist fortan ein Freistaat.
Eine Volksregierung, die vom Vertrauen der Masse getragen wird, soll unverzüglich eingesetzt werden.
Eine konstituierende Nationalversammlung, zu der alle mündigen Männer und Frauen das Wahlrecht haben, wird so schnell wie möglich einberufen werden.
Eine neue Zeit hebt an!
Bayern will Deutschland für den Völkerbund rüsten.
Die demokratische und soziale Republik Bayern hat die moralische Kraft, für Deutschland einen Frieden zu erwirken, der es vor dem Schlimmsten bewahrt. Die jetzige Umwälzung war notwendig, um im letzten Augenblick durch die Selbstregierung des Volkes die Entwicklung der Zustände ohne allzu schwere Erschütterung zu ermöglichen, bevor die feindliche Heere die Grenzen überfluten oder nach dem Waffenstillstand die demobilisierten deutschen Truppen das Chaos herbeiführen.
… Arbeiter, Bürger Münchens! Vertraut dem Großen und Gewaltigen, das in diesen schicksalsschweren Tagen sich vorbereitet!
Helft alle mit, daß sich die unvermeidliche Umwandlung rasch, leicht und friedlich vollzieht.
In dieser Zeit des sinnlos wilden Mordens verabscheuen wir alles Blutvergießen. Jedes Menschenleben soll heilig sein!
Bewahrt die Ruhe und wirkt mit am Aufbau der neuen Welt!
Der Bruderkrieg der Sozialisten ist für Bayern beendet. Auf der revolutionären Grundlage, die jetzt gegeben ist, werden die Arbeitermassen zur Einheit zurückgeführt.
Es lebe die bayerische Republik!
Es lebe der Frieden!
Es lebe die schaffende Arbeit aller Werktätigen!
München, Landtag, in der Nacht zum 8. November 1918
Der Rat der Arbeiter, Soldaten und Bauern:
Der erste Vorsitzende: Kurt Eisner
(Münchner Neueste Nachrichten, 8.11.1918)
Im Laufe des 8. Novembers wurde eine weitere Proklamation öffentlich angeschlagen, die verkündete:
„Die Dynastie Wittelsbach ist abgesetzt. Hoch die Republik!“
Dies bedeutete die Absetzung König Ludwigs III. und das Ende der Monarchie. Bayern war „fortan ein Freistaat“ im Sinne einer parlamentarischen Demokratie mit politischer und persönlicher Freiheit für alle Staatsbürger. Nach 738 Jahren war die wittelsbachische Herrschaft über Bayern beendet.
Ludwig III. war der erste deutsche Monarch, der seines Throns verlustig ging – bedenkt man die Worte August Bebels (1840-1913) von 1906, der von Ludwig III. als vom Volk zu wählenden deutschen Kaiser gesprochen hatte (siehe hierzu: „Die Innenpolitik unter König Ludwig III.“), eine Ironie der Geschichte.
Ursachen der Revolution
Die Revolution in Bayern ruhte auf drei Säulen: erstens einer kleinen Gruppe, die den Umsturz direkt herbeiführte, namentlich die USPD um Kurt Eisner, zweitens aus einer Gruppe, die nicht direkt am Umsturz beteiligt war, aber in der Folge die neue Ordnung zu etablieren und zu verteidigen half, und drittens dem Großteil der Bevölkerung, der den Umsturz weder beförderte noch verhinderte.
Die Gleichgültigkeit der Mehrheit hatte ihren Ursprung in der allgemeinen Not der Bevölkerung, die mit sich selbst zu tun hatte. Auch die Autoritätskrise von Monarchie und Staat, die im Zuge des Kriegs vielfach eine Lethargie auf politischem Gebiet erzeugt hatte, trug zur gleichgültigen Stimmung vieler bei. Trotz aller Entbehrungen und Opfer war es weder gelungen den Krieg zu gewinnen, noch ihn zu einem anderen befriedigenden Ende zu bringen. Auch waren die Lasten nicht gleich verteilt und deren Sinn von den Herrschenden nicht hinreichend erklärt worden. Viele empfanden, die bayerische Eigenstaatlichkeit sei nicht in ausreichendem Maße gewahrt worden, weder von der bayerischen Regierung noch von König Ludwig III. Soziale Spannungen und der „Preußenhass“ taten ein Übriges. Der Vertrauensverlust der Bevölkerung in die staatlichen Autoritäten, ja der Zerfall der monarchischen Autorität bot den Nährboden für politische Unzufriedenheit oder Gleichgültigkeit.
Lediglich in nicht-öffentlichen Sitzungen des Staatsrats hatte König Ludwig III. Preußen für den Kriegsverlauf verantwortlich gemacht. Nicht nur seine allzu reichstreue und oft unentschlossene, führungs- und entscheidungsschwache Haltung schadete seinem Ansehen, sondern auch die Versorgungsprobleme, der man nicht Herr wurde: Dass selbst der König – Landwirt und Nahrungsmittelproduzent – machtlos zu sein schien, handelte ihm Spott und Unmut ein. Der jetzt negativ gemeinte Spitzname „Millibauer“ stand bald auch für den haltlosen Vorwurf, der König verkaufe Produkte aus seinen Gütern zu überteuerten Preisen nach Preußen, habe mehr sein eigenes als das Wohl seines Volks im Sinn und sei mithin ein „Kriegsgewinnler“.
Ausschlaggebend für die revolutionären Ereignisse waren aber letztlich Kriegsmüdigkeit und Resignation, immer mehr verwandelte sich die Unzufriedenheit in Fatalismus, aber eben auch in radikalen Umsturzwillen. Die Beseitigung der Monarchie konnte so von den Umstürzlern taktisch geschickt mit dem von fast allen ersehnten Ziel des Kriegsendes verbunden werden. Die Demonstration am Nachmittag des 7. November 1918 auf der Theresienwiese war vor allem eine Friedenskundgebung und hatte zunächst keinen revolutionären Umsturz zum Ziel. Als die kleine Gruppe von aktiven Revolutionären zur Tat schritt, war niemand mehr in der Lage oder bereit, der Erhebung Einhalt zu gebieten: Die Mehrheit der Demonstranten und der Bevölkerung verharrte in Stillschweigen. Kronprinz Rupprecht, der seit langem revolutionäre Umsturzversuche in Bayern erwartete, war an der Front gebunden und es gelang ihm nicht, nach München zurückzukehren und einen – wenn auch vermutlich ohnehin aussichtslosen – Versuch zur Stabilisierung der Lage zu unternehmen.
Ludwig III. und das Ende der Monarchie in Bayern
Erst Anfang November hatte sich Ludwig III. entschlossen, innenpolitische Reformen durchzuführen. Am 2. November 1918 verkündete er die Einführung des parlamentarischen Regierungssystems in Bayern. Das Ziel der Einsetzung einer Staatsregierung mit Beteiligung der Mehrheitssozialdemokraten (MSPD), um den Unzufriedenen entgegenzukommen, wurde jedoch nicht mehr erreicht.
Der König selbst erfuhr von den (vor-)revolutionären Zuständen, laut einer berühmten Karikatur, angeblich auf seinem täglichen Spaziergang durch den Englischen Garten am 7. November 1918, als ihm ein Passant zugerufen haben soll: „Majestät, genga S’ hoam, Revolution is!“.
Währenddessen waren auf der Theresienwiese Zehntausende zusammengekommen und hatten den Reden, unter anderem von Kurt Eisner, zugehört. Aufständische näherten sich der Residenz und demonstrierten rund um den Odeonsplatz gegen die Monarchie, am Abend kam es zur Konstituierung des Arbeiter-, Soldaten- und Bauernrates im Gebäude des Bayerischen Landtags.
Auf Anraten des Ministerpräsidenten von Dandl floh Ludwig III. noch am selben Abend mit seiner Familie – seine Frau war zu diesem Zeitpunkt bereits schwer erkrankt – nach Wildenwart am Chiemsee, wo er ein Privatschloss besaß. Als am nächsten Tag die Proklamation der Republik bekannt wurde, flüchtete die königliche Familie weiter nach Schloss Anif bei Salzburg. Die Flucht aus der Hauptstadt sollte verhindern, dass Ludwig III. im Zuge der revolutionären Unruhen zur Abdankung oder zur Zustimmung zu einem möglichen Abfall Bayerns vom Reich gezwungen werden konnte. Von Dandl war davon ausgegangen, dass der König nach einigen Tagen zurückkehren könnte, wenn sich die Lage beruhigt hätte – ein Trugschluss, wie sich zeigte: Dandl reiste am 12. November 1918 nach Anif, um im Namen der bayerischen Revolutionsregierung die Abdankung des Königs zu erbitten – dieser lehnte jedoch entschieden ab.
Tags darauf entband Ludwig III. die bayerischen Beamten, Soldaten und Offiziere von ihrem Treueid – ohne jedoch abzudanken und auf den Königsthron zu verzichten.
Der nunmehr ehemalige Minister von Dandl übermittelte diese „Anifer Erklärung“ nach München. Die neue bayerische Regierung, die dies als „Thronverzicht“ auffasste, ließ die Erklärung noch am 13. November 1918 veröffentlichen:
„Zeit meines Lebens habe ich mit dem Volk und für das Volk gearbeitet.
Die Sorge für das Wohl meines geliebten Bayern war stets mein höchstes Streben.
Nachdem ich in Folge der Ereignisse der letzten Tage nicht mehr in der Lage bin, die Regierung weiterzuführen, stelle ich allen Beamten, Offizieren und Soldaten die Weiterarbeit unter den gegebenen Verhältnissen frei und entbinde sie des mir geleisteten Treue-Eides.
Anif, den 13. November 1918.
Ludwig“
Der Ministerrat reagierte am nächsten Tag auf den „Thronverzicht König Ludwigs III.“:
„Der Ministerrat des Volksstaats Bayern nimmt den Thronverzicht Ludwigs III. zur Kenntnis. Es steht dem ehemaligen König und seiner Familie nichts im Wege, sich wie jeder andere Staatsbürger frei und unangetastet in Bayern zu bewegen, sofern er und seine Angehörigen sich verbürgen, nichts gegen den Bestand des Volksstaates Bayern zu unternehmen.
Der Ministerrat des Volksstaates Bayern …“
(Münchner Neueste Nachrichten, 14.11.1918)
Die Antwort der Regierung auf Ludwigs Anifer Erklärung ermöglichte der königlichen Familie nach Bayern heimzukehren. Nachdem Ludwig III. mit seiner Frau nach Wildenwart zurückgekehrt war, verstarb Marie Therese (1849-1919) dort am 3. Februar 1919.
Die letzten Jahre Ludwigs
Nach der Ermordung von Ministerpräsiden Kurt Eisner am 21. Februar 1919 und der neuerlichen Zuspitzung der Lage in München, verließ Ludwig III. erneut Bayern. Er reiste zunächst nach Kufstein in Tirol, fand dann kurz im Jagdhaus des Fürsten Johann II. von Lichtenstein (1840-1929) in Vaduz Unterkunft und hielt sich ab April beim Bischof von Chur im Schloss Zizers in der Schweiz auf. Seine Töchter begleiteten den Vater ins eidgenössische Exil.
Nach dem politischen Umschwung und dem Ende der Räterepublik in Bayern kehrte Ludwig III. im April 1920 nach Schloss Wildenwart im Chiemgau zurück. Gelegentlich hielt er sich auch auf dem ungarischen Erbgut seiner Frau auf. In seine ehemalige Residenzstadt München kam er nur noch ungern.
In Wildenwart empfing Ludwig III. regelmäßig Besuch von abgedankten europäischen Monarchen, Mitgliedern europäischer Adelsfamilien, ehemaligen Militärs wie dem Jagdflieger Ernst Udet (1896-1941), vom Münchner Erzbischof Michael Kardinal von Faulhaber (1869-1952) und Oskar von Miller (1855-1934), dem Gründer des Deutschen Museums. Aber auch die ländliche Bevölkerung aus dem Chiemgauer Raum stattete ihrem ehemaligen König Besuche ab.
Auch Kronprinz Rupprecht kehrte aus dem österreichischen Exil zurück. Am 7. April 1921 feierte er seine Hochzeit mit Prinzessin Antonie von Luxemburg (1899-1854) auf Schloss Hohenburg bei Lenggries feiern. Es war die letzte große Familienfeier, an der Ludwig III. teilnahm.
Der Namenstag Ludwigs am 25. August 1921 wurde, unter der regen Anteilnahme der Bevölkerung, festlich begangen. Die anwesenden Bürgermeister der näheren Umgebung leisteten dem ehemaligen Herrscher ein Treuegelöbnis. Auch diese Sympathiebeweise bestärkten Ludwig III. in der Hoffnung, doch noch einmal auf den Thron zurückkehren zu können.
Der Tod Ludwigs III. und seine Beisetzung
Seit Ende September 1921 weilte Ludwig III. auf Schloss Nádasdy in Sárvár nahe dem ungarischen Raab, wo ein längerer Aufenthalt geplant war. Er litt zu diesem Zeitpunkt schon seit längerem an Magenblutungen – vermutlich an einem Krebsgeschwür. Ludwig III. starb am 18. Oktober 1921 im Alter von 76 Jahren.
Sein Leichnam traf per Zug am 30. Oktober 1921 in München ein. Einige Tage lang standen die Särge von Ludwig III. und seiner Frau Marie Therese nebeneinander in Wildenwart, wo die Bevölkerung Abschied von ihrem Königspaar nahm. Seinem letzten Wunsch entsprechend, wurde neben seinem eigenen auch der Leichnam seiner Frau nach München überführt und in der Fürstengruft der Wittelsbacher im Münchner Dom bestattet.
Die große Anteilnahme der Bevölkerung an den Trauerfeierlichkeiten und am Trauerzug durch die Münchner Innenstadt war in Zeiten der ersten deutschen Republik ein Zeichen der Treue zur bayerischen Monarchie. In München hatte der „rote Stadtrat“ die Schließung aller Betriebe und Schulen für den Beerdigungstag angeordnet, die Regierung organisierte eine große Trauerfeier. Die gesamte Staatsregierung der Weimarer Republik, Mitglieder des bayerischen Königshauses, zahlreiche Vertreter ausländischer Adelsdynastien, militärische und kirchliche Würdenträger, Vertreter der Münchner Universität, Abordnungen verschiedenster Vereine, Gesellschaften und Einrichtungen aus allen Bevölkerungsschichten und Landesteilen Bayerns nahmen am Trauerzug am 5. November 1921 teil. Die Anteilnahme der Bevölkerung war noch gewaltiger als 1912 beim Trauerzug von Prinzregent Luitpold. Der von Menschenmassen gesäumte Trauerzug wurde deshalb über den Umweg vom Odeonsplatz zur Frauenkirche geführt. Die Trauerrede hielt der Münchner Erzbischof Michael Kardinal von Faulhaber (1869-1952). Ludwigs und Marie Thereses Herzen wurden der wittelsbachischen Tradition folgend in der Gnadenkapelle in Altötting beigesetzt.
Nach dem Tod Ludwigs III.
Viele hatten erwartet, Kardinal Faulhaber würde Kronprinz Rupprecht, der in der bayerischen Feldmarschallsuniform als erster hinter dem Sarg geschritten war, im Rahmen seiner Trauerrede zum neuen König ausrufen. Doch Faulhaber unterließ diesen Schritt. Auch aus der Bevölkerung kam nach dem Begräbnis kein Ruf nach einem neuen König, wie man vielfach erwartet hatte.
Der Kronprinz ließ öffentlich erklären, dass er nicht auf den bayerischen Thron verzichte. Er unterstrich, dass er in die Rechte seines Vaters als König getreten sei. Aber sich selbst die Krone aufs Haupt zu setzen unterließ er. Vermutlich hätten monarchistische Kreise und Teile der Bayerischen Volkspartei (BVP) einen solchen Schritt, der mit der Loslösung Bayerns vom Deutschen Reich verbunden gewesen wäre, unterstützt.
Die Vorstellung eines bayerischen Königtums unter dem Schutz der Entente hielt sich dennoch und wurde noch einige Jahre lang lebhaft diskutiert. Weil jedoch die Offiziere der bayerischen Reichswehr nicht gegen ihren Diensteid auf das Reich handeln wollten, blieben mögliche Putschpläne schon im Ansatz stecken. Bayern blieb ein demokratischer Freistaat.
Die rechtliche Vermögensauseinandersetzung zwischen dem Haus Wittelsbach und dem Freistaat Bayern zog sich bis 1923 hin und wurde mit der Schaffung des Wittelsbacher Ausgleichsfonds abgeschlossen. Rupprecht bewohnte fortan das Schloss Berchtesgaden und das Münchner Leuchtenberg-Palais, später lebte er mit seiner Familie im Schloss Leutstetten, wo er am 31. Juli 1955 starb.