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Prinzregent Luitpold

 

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Boisserée, Sulpiz

Geburt: 2. August 1783, Köln
Tod: 2. Mai 1854, Bonn
Beruf: Kunstsammler, Künstler

Johann Sulpiz Melchior Dominikus Boisserée stammte aus einer wohlhabenden Kölner Kaufmannsfamilie. Wie sein Bruder Melchior (1786–1851) wandte er sich allerdings der Kunst zu, wurde Kunstsammler und -gelehrter. 1803 hielt er sich in Paris auf, wo er mit seinem Bruder u.a. Friedrich Schlegel begegnete.

Nach der Rückkehr nach Köln begannen die Brüder mit dem Aufbau einer Sammlung altdeutscher und altniederländischer Gemälde. Hierbei profitierten sie davon, dass seit der Säkularisation von 1802/03 mehr Kunstobjekte aus vormals geistlichem Besitz in Umlauf waren als jemals zuvor. Ihre Sammlertätigkeit führte die Brüder Boisserée 1810 nach Heidelberg und 1819 nach Stuttgart, wo König Wilhelm von Württemberg Interesse am Kauf der Sammlung zeigte, schließlich jedoch zurückzog.

Die Sammlung und ihre Präsentation machte die Brüder Boisserée zu Berühmtheiten, viele hochrangige Gelehrte, Künstler und Literaten wie Johann Wolfgang von Goethe, Wilhelm von Humboldt, Jacob und Wilhelm Grimm, Peter von Cornelius, Antonio Canova oder der Freiherr vom Stein nahmen die Sammlung in Augenschein.1827 zogen die Brüder Boisserée nach München, wo König Ludwig ihre Sammlung aufkaufte. Die Gemälde wurden größtenteils in die Münchner (Alte) Pinakothek aufgenommen, die 1836 eröffnet wurde.

Die Sammlung Boisserée umfasste zuletzt 216 Stücke, mit Werken von Rogier van der Weyden, Bartholomäus Bruyn, Bernaert van Orley, Stefan Lochner, Hans Memling, Albrecht Dürer, Lucas Cranach d.Ä., Dierick Bouts u.v.a. Der in Altötting geborene Johann Nepomuk Strixner (1782–1855), der Sulpiz Boisserée porträtierte, hat nach 1820 auch die Sammlung selbst in Lithografien festgehalten und diese veröffentlicht. Allerdings sind nur etwa die Hälfte der Sammlungsstücke lithografiert worden.

Sulpiz Boisserée tat sich ebenso als Architekturhistoriker hervor. Bereits 1808 begann er mit der Aufmessung des Kölner Domes. In den Jahren 1823 bis 1832 brachte er eine „Geschichte und Beschreibung des Doms von Köln“ heraus, 1831 bis 1833 die Darstellung „Die Denkmale der Baukunst vom 7. bis 13. Jahrhundert am Niederrhein“. Boisserée wurde 1835 königlich bayerischer Oberbaurat, bald darauf Generalkonservator der plastischen Denkmäler Bayerns. Bereits 1836 verließ er München, um sich auf weitere Reisen nach Italien zu begeben – eher um seine Gesundheit zu pflegen, denn als Tourist. Aus der Münchner Zeit blieben neben der Sammlung Boisserée als zentralem Bestand der Alten Pinakothek auch die von Sulpiz angefertigten Glasmalereien. Diese Kunst wurde im frühen 19. Jahrhundert in Deutschland erst allmählich wiederentdeckt.

1845 ließen sich Sulpiz und Melchior in Bonn nieder, wo sie König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen für den Weiterbau des Kölner Doms gewinnen konnte. 1851 erlag Melchior einem Schlaganfall. Drei Jahre später starb auch sein Bruder Sulpiz nach längerer Krankheit. 


Literatur:

Wolfgang Braunfels, Sulpiz Boisserée, in: Rheinische Lebensbilder 4 (1970), S. 159–174; Uwe Heckmann, Die Sammlung Boisserée. Konzeption und Rezeptionsgeschichte einer romantischen Kunstsammlung zwischen 1804 und 1827, München 2003