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Ludwig I.

 

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Talleyrand-Périgord, Charles-Maurice de

Karte: Europa zur Zeit Napoleons I. Karte: Koalitionskriege von 1798-1815
Louis Guillaume Otto, Comte de Mosloy Vertrag von Brünn vom 10. Dezember 1805
Vertrag von Brünn vom 10. Dezember 1805, Artikel 2 und 3 (Bayern wird Königreich) Vertrag von Brünn vom 10. Dezember 1805, französischer Text (Transkription), Seite 1
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Titel: Herzog
Geburt: 13. Februar 1754, Paris
Tod: 17. Mai 1838, Paris
Konfession: römisch-katholisch

Charles Maurice Comte de Talleyrand-Périgord wurde am 13. Februar 1754 in Paris als Sohn von Charles-Daniel Comte de Talleyrand-Périgord (1734–1788) und Alexandrine de Damas d’Antigny (1728–1809) geboren. Beide gehörten dem verarmten französischen Uradel an. Talleyrand schlug zunächst eine kirchliche Karriere ein, da ihm die militärische Laufbahn aufgrund eines Klumpfußes verschlossen blieb. Nach Abschluss seines Theologiestudiums wurde Talleyrand 1779 zum Priester geweiht. 1780 erhielt er dank der Fürsprache seines Onkels Alexander, des Erzbischofs von Reims, das einflussreiche Amt eines Generalagenten des französischen Klerus; 1788 wurde er Bischof von Autun.

Während der beginnenden Französischen Revolution von 1789 befürwortete Talleyrand als Mitglied der Generalstände Reformen und sprach sich u. a. für die Schaffung der konstitutionellen Monarchie aus. 1791 trat er von seinem Bischofsamt zurück.

1792 –1794 war Talleyrand, dessen Verhandlungsgeschick bekannt war, in mehreren diplomatischen Missionen für die Revolutionsregierung in London tätig. Da er seine Dienste dem entmachteten König Ludwig XVI. angeboten hatte, konnte er nicht nach Frankreich zurückkehren. Erst nach dem Sturz und der Hinrichtung Robespierres (1758–1794) betrat er wieder französischen Boden.

Den vorläufigen Höhepunkt seiner politischen Karriere bildete seine Ernennung zum Außenminister im Juli 1797. In dieser Funktion handelte Talleyrand den für Frankreich vorteilhaften Frieden von Campo Formio im Oktober 1797 aus. Nach Napoleons Staatsstreich im November 1799 fungierte er als dessen Außenminister. In dieser Funktion zeichnete Talleyrand verantwortlich für die Friedensschlüsse von Lunéville (1801) und Amiens (1802). Sie brachten Europa nach sechs Jahren Krieg für kurze Zeit den Frieden und schrieben Frankreichs Vorherrschaft auf dem Kontinent fest.

Seit 1805 schwand der Einfluss Talleyrands, der sich für ein Ende der Eroberungskriege Napoleons aussprach. Nach dem Friedensvertrag von Tilsit (7. Juli 1807) trat er von seinem Amt als Außenminister im August 1807 zurück. Auf dem Erfurter Kongress verhandelte Talleyrand im September 1808 sogar heimlich mit dem russischen Zaren Alexander I. (1777–1825) und konnte diesen von der von Napoleon gewünschten, antiösterreichischen Allianz abhalten.

Zwei Jahre später vermittelte Talleyrand die Heirat zwischen Napoleon und Marie-Louise (1791–1847), der Tochter des österreichischen Kaisers Franz I. (1768–1835), ohne damit die Gunst des französischen Kaisers wiederzuerlangen. Als Napoleon Talleyrand 1813 erneut das Außenministerium anbot, lehnte er zum Ärger des Kaisers ab.

Nach dem Einmarsch der Alliierten in Paris am 31. März 1814 ließ Talleyrand die Absetzung Napoleons und die Rückberufung der Bourbonen verkünden; er selbst übernahm den Vorsitz über die provisorische Regierung. Nachdem Ludwig XVIII. (1755–1824) ihn zum Außenminister ernannt hatte, gelang es Talleyrand auf dem Wiener Kongress 1814/15, sowohl die Grenzen Frankreichs von 1789 als auch dessen Status als Großmacht zu verteidigen.

Während der Herrschaft Karls X. (1757–1836) war Talleyrand weitgehend zur politischen Bedeutungslosigkeit verurteilt und verfasste in dieser Zeit seine Memoiren. Der Bürgerkönig Louis-Philippe (1773–1850) rehabilitierte Talleyrand, indem er ihn im September 1830 zum Botschafter in London ernannte. Dieses Amt bekleidete er bis 1834. Unter anderem war Talleyrand maßgeblich an den Verhandlungen zwischen Frankreich und Großbritannien beteiligt, deren Ergebnis die Schaffung des Königreichs Belgien im Jahre 1831 darstellte. Die Allianz zwischen Frankreich, Großbritannien, Spanien und Portugal vom 22. April 1834 bildete den Schlusspunkt seiner diplomatischen Karriere.

Am 17. Mai 1838 starb Talleyrand im Alter von 84 Jahren in Paris und wurde auf seinem Schlossgut bei Valençay an der Loire beigesetzt.

Als entscheidende Voraussetzungen für seine erfolgreiche diplomatische Tätigkeit gelten Talleyrands Menschenkenntnis und sein äußerst sicheres Auftreten. Seine Anpassung an die wechselnden politischen Verhältnisse erscheint opportunistisch, doch strebte er stets nach der Erhaltung der französischen Großmachtstellung und des europäischen Gleichgewichts.
 


Literatur:

Jean Orieux, Talleyrand. Die unverstandene Sphinx. Frankfurt am Main 1981