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Maximilian I. Joseph

 

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Utzschneider, Joseph von

Titel: Freiherr
Geburt: 2. März 1763, Rieden am Staffelsee
Tod: 31. Januar 1840, München
Beruf: Unternehmer, Staatsbeamter
Konfession: römisch-katholisch

Joseph von Utzschneider wurde von Herzogin Maria Anna von Bayern (aus der Linie Pfalz-Sulzbach des Hauses Wittelsbach) (1722–1790) gefördert. Ihr verdankte er, dass er das Münchner Gymnasium und die Universität Ingolstadt besuchen konnte. Dort promovierte er 1779 und erhielt eine Professorenstelle für Kameralwissenschaft. Maria Anna stellte Utzschneider als Privatsekretär an und vertraute ihm, auch in heiklen Missionen. So sandte sie ihn 1778 zu Friedrich dem Großen von Preußen. Er sollte verhindern, dass der regierende bayerische Kurfürst Karl Theodor Bayern gegen die österreichischen Niederlande tauschte.

Utzschneider war Mitglied des Illuminatenordens. Allerdings verriet er 1783 dem bayerischen Kurfürsten Interna des Geheimbundes, da seine Ordensbrüder ihn zwingen wollten, illoyal gegen seine Gönnerin Maria Anna zu sein. Auch in diesem Fall spielten wieder die Tauschpläne Karl Theodors eine Rolle. Die Illuminaten befürworteten den Tausch und wollten sich aus der Korrespondenz der Kurfürstinwitwe über die Position der Gegner informieren. Kurfürst Karl Theodor belohnte Utzschneider 1784 für seine Aussagen mit der Stelle eines Wirklichen Hofkammerrates im Bereich der Forstverwaltung. 1789 wurde er Leiter des Oberforstkommissariats.

Utzschneider verfasste eine fortschrittliche Forstordnung, richtete eine Forstschule ein und konnte bei der Kultivierung des Donaumooses Erfolge erzielen. Von 1791 bis 1799 ordnete er das Salinenwesen neu, seit 1795 als Hauptsalzadministrator.

Der neue bayerische Kurfürst und Nachfolger Karl Theodors, Max Joseph, berief ihn 1799 in das neu gebildete Finanzministerium. Utzschneider leitete die Maut- und Kommerzdeputation und war als Geheimer Referendär für Angelegenheiten der Landstände zuständig, besonders für deren Schuldentilgung. In dieser Position geriet er zwischen die Ziele des Kurfürsten und der Landstände. Er wurde 1801 in den Ruhestand geschickt. Seine Laufbahn in der Staatsverwaltung war damit zunächst beendet.

Nun begann seine unternehmerische Karriere: Er gründete in München eine Ledermanufaktur und kaufte 1805 aus Säkularisationsgut Kloster Benediktbeuern, um daraus einen landwirtschaftlichen Musterbetrieb zu machen. Zusammen mit Georg von Reichenbach (1771–1826) und Joseph Liebherr (1767–1840) gründete Utzschneider das „Mathematisch-mechanische Institut“, an dem sich ab 1809 auch der Optiker Joseph von Fraunhofer (1787–1826) beteiligte. Dieses Institut erzeugte optische Präzisionsgeräte von europäischem Ruf. Utzschneider lieferte dazu Glas von neuartiger Qualität aus seiner in Benediktbeuern errichteten Glasschmelze.

1807 trat Utzschneider neuerlich in den Staatsdienst ein. Maximilian von Montgelas berief ihn in als obersten Verwalter der Salinen in das Finanzministerium. Seit 1811 wirkte er zusätzlich als Vorstand der Staatsschuldentilgungskommission und der Steuerkatasterkommission. Utzschneider erarbeitete eine neue Steuerordnung, die auch den Adel und die Geistlichkeit belastete. 1814 trat er von seinem Posten zurück, da er seine Vorstellungen nicht durchsetzen konnte. Er erhielt seine Entlassung ohne Bezüge.

Danach widmete sich der begabte und in seinen Anschauungen äußerst konsequente und streitbare Utzschneider wieder seinen Geschäften. 1816 gründete er eine Tuchmanufaktur, 1818 wurde er zum Münchner Bürgermeister und 1819 in die Abgeordnetenkammer gewählt, in der er bis zu seinem Tod Mitglied war. Utzschneider starb 1840 bei einem Unfall. Utzschneider wirkte bei der Gründung mehrerer Vereine mit: 1810 Landwirtschaftlicher Verein, 1815 Polytechnischer Verein; 1827 wurde er Vorstand des Polytechnischen Zentralinstituts, der späteren Technischen Hochschule. Als Volkswirt argumentierte er im Sinne von Adam Smith gegen Zunftzwang und Zollschranken. 


Literatur:

Ilse Mackenthun, Joseph von Utzschneider. Sein Leben, sein Wirken, seine Zeit (Neue Schriftenreihe des Stadtarchivs München, 11), München 1958; Ulrike von Düring-Ulmenstein, Joseph v. Utzschneider – Ein bayerischer Beamter und Unternehmer, in: Unternehmer – Arbeitnehmer. Lebensbilder aus der Frühzeit der Industrialisierung in Bayern, hrsg. von Rainer A. Müller (Veröffentlichungen zur Bayerischen Geschichte und Kultur, Nr. 7), 2. erw. Aufl. München 1987, S. 92–103; Bayern entsteht. Montgelas und sein Ansbacher Mémoire von 1796, hrsg. von Michael Henker, Margot Hamm und Evamaria Brockhoff (Veröffentlichungen zur Bayerischen Geschichte und Kultur, Nr. 32), Augsburg 1996, S. 135–137
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