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1. Januar 1806 bis 2. Januar 1806
gesprochen von Gerd Anthoff, Bayerischer Rundfunk, Bayern2Radio
Die Erhebung Bayerns zum Königreich am 1. Januar 1806 wurde auch in Flugschriften diskutiert und dargestellt.
Die „Bauern-Discurse am ersten und zweyten Jäner 1806“ setzen sich in drei fingierten Gesprächen mit dem langersehnten Frieden auseinander. Die Ausrufung des Königreichs Bayern wird als Augenzeugenbericht erzählt und auch von der Königsfeier in München wird berichtet.
Im zweiten Gespräch (S. 11–14) erzählt ein „Augenzeuge“ in einer szenischen Darstellung von den Ereignissen des 1. Januar 1806 in München. Seine Zuhörer in der Dorfschenke wissen noch nichts davon, dass sie jetzt nicht mehr kurfürstlich bayerische, sondern königlich bayerische Untertanen sind. Lebhaft beschreibt der Hanselmüller wie der Landesherold auf einem feurigen Schimmel am Morgen des 1. Januar die neue Würde für den bayerischen Herrscher bekannt gibt. Der Ausrufer, so berichtet der Hanselmüller, trug einen Hut mit blauen und weißen Federn und einen blauen Samtjanker. Darauf sei hinten und vorne ein Wappen angebracht gewesen. Vor dem Landesherold ritten Trompeter und Pauker, neben ihm waren Uniformierte. Die Proklamation wurde als Handzettel verteilt.
(11) „Zweytes Gespräch. (Dorfschenke, viele Bauern sitzen am Tisch herm [!], Veit ein alter Bauer will eben zur Thür hinaus, der Hanselmüller, der eben hereinkommt, vertritt ihm den Weg)
Hanselmüller. Halt Nachbar Veit, net so gschwind, ich laß en net aus, ihr müsst mir no a bißl zuhörn! Heunt bring i enk ebas aus der Stadt, ebas Nagelneu's. Buebn da hab i d' Augn und Ohren aufgerissen. Jtzt heißt's nimmer Kurfürstli. Jtzt heißt's – Königlich-Bairisch!
Veit. Geh weiter! Bist narrisch, dös hat dir gwiß tramt: schau i will dirs sagn, an Frieden haben's ausgrueffa, hats mein Suhn im Irta nach Haus bracht.
Hanselmüller. Na – habs je i selber gsehn, a so iß gwesn. I bi halt a so dahin ganga, woast mir nix, auf oanmal haben's springa angfangt, als wenns narrisch warn, da bi i halt a nachi, Reiter von der Stadt haben von daher bracht, der har an Huet aufghabt, wie die neuen Schützen, nur dass er viel blaue und weiße Federn ghabt, (12) an blausammatn Janka hat er anghabt, und hindt und vorn a Wappen, zwoa Herrn sand neben seiner grittn in Uniform. Voraus sand gwest an Churfürsten alle seine Tromperta und Pauka; sein Schimmel, den er grittn hat, der hat Schaares g'macht, hab'n alleweil zwey Hofstaller halten müssen, sonst war a mit ihm in d'Luft auffi gfahrn, Wirth dein Hengst iß a wilder Karl, aber zu dem darf er net hin. Wirth. Nun was iß den weiter gschehn?
I.M. Auf a mahl hat er a Papier raus zogn, hat ebas runter glesen, hab's aber net verstanden, wie's fast aus war, habns zmal alle gschrien Vivat, der Pauker hat drein gschlagen, dass i gmoant hab, er schlogt Löcher in Pauken, und Trompeta habn blassen, dass i glabt hob,sie zspringa, da hab i mein Nachbar gfragt, was denn dös is, hat a mir gsagt, dass der Chrfürst Köni ist, oaner is mitglofn der hat oan ganzen Sack Zettel ghabt, hab a wolln da wischen, aber d'Leut haben mmi net hinlassen.
Veit. Also auf die Art wär ja unser gnädigster Herr als Köni ausgrufen.
(13) J.M. Er hat es auch verdient, hätt er zu die Oesterreicher ghaltn, wars bös gwest. Da war ma schon längst verdorbn. Bue, die wurden unser Landl net weni ausgsaugt haben, und wenn wir nix mehr ghabt hättn, da hättns uns stehn lassen. Und unsere Sühn, die Soldatn gwesn warn, die hättn ja gley weiter gmüßt , woas Gott, wo sie's hingteckt hättn, vielleicht gar ins Ungarn und Siberien hinab, und Sa elendi Papiergeld hättn wir annehma müssen, daweil hättns dös paar Geld schön stat aus'n Land aussi zöttelt, ja i woas scho, wie sie's gmacht hättn. Hab i mich übern Frieden schon a gfreut, der sagt izt gar vom König, da müßn wir freyli no länger beysam bleibn, und mehrers von unserm Churfürsten schwatzn. Der Max is halt a Max.
Obmann. (ihm in die Rede fallend) Von unserm Könif. No so bleibn mir halt no läänger beysamm. Der Herr Landrichter wird desmal schon a sein Aeugel zuedruckn;
J.M. Ganz gwiß, er liebt unsern Köni. Stoßt an Nachbarn, wir trinken auf seine Gesundheit: Hoch lebe unser König.
(14) Alle: Hoch lebe der beste Monarch!“
Das Dokument zum „Bauern-Discurse am ersten und zweyten Jäner 1806“
Lageort: | München, Bayerische Staatsbibliothek, Bavar. 4065,15 |
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