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Prinzregent Luitpold

 

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Blüten vom Blumenstrauß Kaiserin Elisabeths von Österreich für die Aufbahrung Ludwigs II. (1886)

15. Juni 1886


getrocknete Blüten, Papierdose, Ø6,5cm, Karton 14x14cm, München, 15.06.1886


Zettel: „Eigenhändig gepflückt | v. d. Kaiserin von Österreich | aus dem Brustbouquet unser(e)s | armen Königs Ludwig | den 15ten Juni 1886.“
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Zwei Tage lang war der Leichnam des Königs in der Münchner Residenz aufgebahrt.

 

Vom 16. bis zum 18. Juni 1886 war der Leichnam Ludwigs II. in der mit schwarzem Tuch verhängten Hofkapelle der Münchner Residenz aufgebahrt. „Der Zudrang des Publikums war ein ungeheurer. Von den frühen Morgen- bis zur späten Abendstunde, solange es gestattet war, dem theuren Todten auf der Bahre den letzten Scheidegruß dazubringen, drängten sich Tausende vor den Thoren des Schlosses … Bevorzugte Persönlichkeiten verschafften sich Eingang zu der Empore der Hofkapelle, von der aus sich der tiefergreifende Anblick in voller Wirkung darbot …“, berichtete die „Illustrierte Zeitung“ am 3. Juli 1886.

Die Anteilnahme der Bevölkerung umfasste alle Schichten und Konfessionen. So wurden in den Synagogen Trauerfeiern abgehalten. Aus Bayreuth wird berichtet, das daran „eine Deputation des Officierscorps der zwei hiesigen Regimenter, an deren Spitze zwei Stabsofficiere, dann das kgl. Regierungscollegium fast vollzählig, die weltlichen Mitglieder des k. protestantischen Consistoriums, mehrere Vorstände und Mitglieder der hiesigen k. Aemter und Justizbehörden, die Collegien des Magistrats und der Gemeindebevollmächtigten“ teilnahmen („Der Israelit“ vom 13. Juli 1886).

(…) [Eine Fotografie], die später auch als Postkarte im Umlauf war, verhilft dem Betrachter zu einer privilegierten Sicht, die den von Kerzen umgebenen aufgebahrten König von oben zeigt. Ludwig II. trägt den Ornat des Hubertusritterordens mit Ordenskette. In die linke Hand wurde ihm das Zeremonialschwert gegeben, in die rechte ein Jasminblütenstrauß, den Kaiserin Elisabeth den Quellen zufolge in Feldafing gepflückt hatte. Der Sarg war mit dem Krönungsmantel, dessen Hermelinfutter sichtbar ist, ausgelegt. Ein schwarzer Trauerbaldachin überwölbte die Aufbahrung.

Am 19. Juni 1886 fand die feierliche Beisetzung statt. Der Trauerzug verlief von der Hofkapelle der Münchner Residenz durch die Brienner Straße über den Karolinenplatz, die Arcis-, Meiser- und Sophienstraße. Am Alten Botanischen Garten bog der Kondukt zum Karlsplatz ein. Tausende Menschen säumten die Straßen. Neben der Familie begleiteten Mitglieder des Klerus, des Hofs, der Regierung und des Beamtenapparats den Leichenwagen. Der Sarkophag Ludwigs II. befindet sich in der Gruft der Wittelsbacher in der Michaelskirche, während die Urne mit seinem Herzen – der Familientradition gemäß – am 16. August 1886 in die Gnadenkapelle in Altötting gebracht wurde.

 

(Jean Louis Schlim / Judith Bauer / Barbara Kink)

 

Literatur:

Freundlicher Hinweis von Jochen Holdmann, München; Schlim, Jean Louis: König Ludwig II. Sein Leben in Bildern und Memorabilien, München 2005; Schweiggert, Alfons: Die letzten Tage im Leben von König Ludwig II., St. Ottilien 2003; Sykora, Katharina: Die Tode der Fotografie, Bd. 1: Die Totenfotografie und ihr sozialer Gebrauch, München 2009.

Beleg:

Götterdämmerung. König Ludwig II. und seine Zeit. Katalog zur Bayerischen Landesausstellung 2011, Schloss Herrenchiemsee, 14. Mai bis 16. Oktober 2011. Hrsg. von Peter Wolf, Richard Loibl und Evamaria Brockhoff, Augsburg 2011, S. 273f.

Künstler, Ersteller / Fotograf: unbekannt; Fotograf: Philipp Mansmann, München
Lageort: München, Sammlung Jean Louis (D 76)
Copyright: Haus der Bayerischen Geschichte, Augsburg