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Maximilian II.

 

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„Kleines Bürgerfest bey Annahme der Königs-Würde unsers allgeliebten Maximilian des Ersten, gefeyert von einem baierischen Landstädtchen“ (um 1806), Seite 1

um 1. Januar 1806

Druck auf Papier

Zu Ehren der Königswürde für den bayerischen Kurfürsten Max Joseph entstanden auch einige Theaterstücke, die zumeist von örtlichen Schullehrern geschrieben wurden. In diesem Stück preisen der Magistrat, die Bürgerschaft und Angehörige der Zünfte den neuen König: „Maximilian von Gott erkohren, Erhielt die Kron.“

„Kleines Bürgerfest, bey Annahme der Königs-Würde unsers allgeliebten Maximilian des Ersten, gefeyert von einem baierischen Landstädtchen.
Als man jüngsthin im Rathe schon
Kund und zu Wissen that,
Daß eine Deputation
Aus Bürgern dieser Stadt
Zu Baierns Allgeliebten hin
Auch unsre Wünsche trägt,
Und sagen soll: ‚wir lieben Ihn’
So lang das Herz uns schlägt! –
Rief plötzlich nur ein Herz und Sinn,
So geht es nicht, nein! nein!
Wer Maxen liebt, der ziehe hin,
Die Häuser packt man ein. –
So wie gesagt, so auch gethan.
Es gieng der ganze Ort.
Man rief, es lebe Maximilian!
Und Jung und Alt zog fort.
(Nun beginnt der Zug mit Kavallerie, Infanterie, dann folgt das Stadtthor, das Rathhaus, die Pfarrkirche, der Stadtbrunnen, die Bürger mit Frauen, Gesellen und Lehrjungen.)

Magistrats-Deputation.
Biedermann, Herz, und Gutmann, Bürgermeister.
Welch Glück! wir sind wie neugebohren,
Des Segens Füllhorn zeigt sich schon,
Maximilian von Gott erkohren,
Erhielt die Kron.
Hier finden wir der Weisheit Spuren,
Huld, Freyheit, Recht und Mildigkeit;
In Segen blühen Baierns Fluren
Nun weit und breit.
Ein frohes Jahr erfüllt die Lüfte,
Ein lautes Viat schallt ins Ohr;
Der Dank steigt durch die Weihrauch-Düfte
Zu Gott empor.
Ach! Säh'test Max! am heut’gen Tage
Wie's Bürgers Herze für dich schlägt,
Zum Opfer sich mit jedem Schlage Entgegen trägt.
O Vater! Nimm mit g'neigtem Blicke
Uns heut zu Huld und Gnaden an;
Ein jeder ist zu seinem Glücke
Dein Unterthan.

Der Pfarrer
Auch Ihm hast du bestimmt das Ziel,
Das er erreichen soll;
Laß werden seiner Tage viel,
Und jeden segensvoll.

Firl, Schulmeister.
Ich heiße Firl, in dieser Schul
Sitz ich auf meinen Meisterstuhl,
Und lehre unserer Bürgerschaar
Das Lesen, Schreiben sechzig Jahr.
Jetzt aber hör ich auf, – zum Lohn
Hoff ich mir eine Pension:
Denn König Max will weise Lehrer
Ich bin schon alt, – und lern nicht mehrer.

Die Bürgerschaft.
Peter Sauerampfen, Weingastgeb.
Wer trinken will ein Gläschen Wein
Auf unsers Königs Wohl,
Der kehr nur in mein Häuschen ein,
Die Gläser sind all voll;
Wir rufen dann mit heitern Sinn,
Und stossen d'Gläser an
Es lebe Max und Karolin!
Lang blühe der Königsstamm!

Joseph Sauerteig, Bäckermeister.
In Baierns Kronik wird erzählt,
Daß Bäcken-Brüderschaft
Für Baierns Ludwig in dem Feld
Hat g'stritten mit Muth und Kraft.
O! käme nur die Zeit heran,
Daß es sollt nöthig seyn,
So glaube uns, Maximilian!
Wir schlügen auch brav drein.

Bartholomä Hinterfleck, Schuhmacher.
Wir Schuster sind heut voller Freud,
Heut belib'n wir nicht zu Haus;
Und machen wegen der Fest.[unleserlich]
Ein blauen Diensttag draus;
Und kommen wir ins Wirthshaus nein,
Herr Wirth heut gibt's a Zech!
Wer ja will heut ächt bairisch seyn,
Der trink sich voll wie's Blech.

Sebastian Abschnitzel, Schneidermeister.
Sollt’ jemand heut nicht fröhlich seyn,
Dem sag ich in's Gesicht;
Sein Herz ist falsch, und nicht ganz rein,
Er ist kein Baier nicht;
Doch da ich Schneidermeister bin,
So komm er zu mir in’s Haus;
Gieb’s Herz mir her, ich fütre es ihm
Mit Baiern Treue aus.

Valentin Beiszang, Schlossermeister.
Ihr Reiche! Verschließt nicht euer Ohr
Bey armen Brüder Schmerz,
Und schiebet keinen Riegel vor
Für Ohren, Aug und Herz.
Macht es so, wie Maximilian,
Er fühlt des Armen Schmerz,
Drum ist kein Schloß noch Riegel vor,
Ganz offen ist sein Herz.

Philipp Flachs, Sailermeister.
Wer unsern König nicht hold will seyn,
Komm ja nicht in mein Haus;
Ich misch’ ihm sonst in’s Werk hinein.
Und mach Kreuzer-Stricke d'raus.

Ignaz Blasbalg, Hufschmid.
Glaubt jemand glücklicher zu seyn
Als wir heut alle sind;
Dem schieb ich in mein Blasbalg nein,
Da mach er dann brav Wind.“
 

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