7. Januar 1806
Kirchberg, 7. Januar 1806
Unter „Paucken-, Trompeten- und Peller-Schall“ wurde am 4. Januar im niederbayerischen Pfarrdorf Andermannsdorf und den dazu gehörigen Märkten Pfaffenberg, Ergoldsbach, Geiselhöring, Rottenburg, Pfeffenhausen und Langquaid die Proklamation des Königs von Bayern verlesen. Zusammen mit der örtlichen Geistlichkeit bereitete der Landrichter für den 6. Januar eine Feier für die gesamte Gegend vor. Das Fest fand in Andermannsdorf statt. Die Kosten trugen der Landrichter und die Geistlichkeit selbst, wie besonders bemerkt wird. Eigentlich sollten die Königsfeiern erst am 12. Januar stattfinden, doch scheint dieses Gebot der Regierung den Landrichter nicht erreicht zu haben.
Eigens gedruckte Berichte über Königsfeiern finden sich selten. Sie deuten darauf hin, dass man besonders stolz auf das Fest war und dieses Ereignis für die Nachwelt erhalten wollte. In Andermannsdorf war die Kirche prächtig geschmückt. Bilder mit Krone und Zepter, den Porträts des Königs und der Königin, dem bayerischen Wappen und einem Adler mit Siegespalmen als Hinweis auf Napoleon waren im Altarraum angebracht. Nach der Feier lud der Landrichter die Beamten, die Geistlichkeit und weitere Honoratioren zum Mittagessen zu sich ein. Das Landvolk „tanzte[n] noch in fröhlichen Reihen und Jubel, bis in die halbe Nacht“ hinein. „Wohl mögen die Städter ihre Feste über die Annahme des Titels und die Würde eines Königs von unserm allergnädigsten Landesfürsten, so wie über den seligen Eintritt des Friedens, glänzender und prächtiger feiern: aber gewiß nicht herzlicher und reiner, als es in dem Pfarrdorfe Andermannsdorf durch die thätige Veranstaltung des vortrefflichen Herrn Landrichters Titl. v. Scherrer, dermahl noch in dem königllichen Schloße Kirchberg wohnhaft, geschehen ist.
Kaum erhielt dieser von allen Unterthanen und jedem Stande geliebte Mann den 4ten dieses durch die königl. Distrikts-Kommission zu Landshut den Befehl der feierlichen Kundmachung der glücklichen Eräugnisse, als selbe nach seiner angebohrnen Thätigkeit, ohne mindeste Säumung, durch geeignete Patente an die sämmtlich einbezirkten 6 Märkte, als Pfaffenberg, Ergolsbach, Geiselhöring, Rottenburg, Pfeffenhausen und Langquaid, so wie bei den übrigen Inkorporations-Orten und Pfarreien kund gemacht, und noch am späten Abend dieses Tages die Proklamation unter Paucken-, Trompeten- und Peller-Schall in dem an der Landstrasse nächstgelegenen Markte Ergolsbach publicirt, und angeheftet wurde.
Um ohne allen Verschub die Freude laut werden zu lassen, und die Theilnahme zu verbreiten, benahm sich Titl. Herr Landrichter auf der Stelle mit dem würdigen Pfarrherrn und königl. Oberschulinspektor, Franz Xaver Lautenschlager, über die Veranstaltung der am 6ten dieses bestimmten Feierlichkeit, wozu gedachter Pfarrer und seine beiden gleich eifrigen Gesellpriester, Leonhard Rogenhofer und Jakob Renkl, eben so freudig als thätig die Hände bothen, und die Besorgung der kirchlichen Feierlichkeit und Zierde auf seine Kosten über sich nahm, so wie der königl. Herr Landrichter für die äusseren Anstalten zur Erhöhung der Feier gleichfalls auf seine Kosten besorgt war.
Kaum graute am 6ten dieß, als am Feste der Erscheinung, der Morgen, als der Schall von Trompeten und Paucken, und der Knall des Geschützes das Laberthal zur Freude aufrief, und bis 9 Uhr war das sonst einsame Andermannsdorf von unzähligen Menschen der Gegend und der Ferne belebt.
Eben so erschienen auf gemachte Einladung der königl. Rentbeamte Hr. v. Scheyerl, die nächstbenachbarten Beamten und Markts-Deputirten, sammt der märktisch berittenen und übrigen bürgerlichen Miliz von Ergolsbach, welche den Landrichter, Aktuar, und übrige Gerichtspersonal von Kirchberg bis zur Pfarrkirche Andermannsdort in einem Zuge unter abwechselnder Musik, Glocken- und Peller-Schall begleiteten, und bei der Kirche, wo die Geistlichkeit, und die in Reihen gestellte prangende Schuljugend nebst dem Volke zum Empfange bereit stund, paradirte.
Die Kirche selbst war für die Kürze der Zeit mit festlichen Bäumen, Guirlanden, und für das Volk leichtfaßlichen Inschriften geschmückt, und zwar
Auf dem Hochaltar stund ober dem Tabernakel ein steinartig bemahltes Viereck mit herabließenden Guirlanden, auf dem Viereck war eine auf einem Polster liegende Krone und ein Szepter angebracht: auf dem Vierecke stund der Versikel groß Domine falvum fac Regem nostrum Maximilianum!
Heil unserm König Maximilian!
Neben dem Altar auf den beiden Seitenbögen waren die beiden vom Hrn. Pfarrer Rauschmayr gestochenen Porträts Ihrer Majestäten des Königs und der Königinn, geschmückt mit Blumen und Guirlanden.
Ober dem Bildniß des Königs zeigte sich eine Königskrone auf einem mit Lorber umwundenen Kisse, unter dem die Aufschrift:
Durch Weisheit.
Unterhalb dem Bildniß war die Aufschrift:
Langes Leben ist zu ihrer rechten Hand,
Zur Linken Reichthum, und Ehre. Spruchw. Salomons.
Eben so war ober dem Bilde der Königinn eine Krone auf einem Polster, worunter geschrieben stund:
Durch Tugend.
Unterhalb dem Bildniß war die Aufschrift:
Ihre Wege sind schöne Wege, und
all Ihre Strassen voller Glückseligkeit. Spruchw. Salomons.
Auf den beiden Seitenaltären war auf länglichten Vierecken rechts das Baierische Wappen sammt der Jahrzahl 1806, und der Aufschrift:
Königreich Baiern.
Unter der Wappe
Zum alten Recht durch standhafte Treue der edlen Baier.
Auf dem Seitenaltare links war in einem Oval, hinter dem ein Adler hervorblickte, der in seinen Klauen Siegespalmen trug, geschrieben:
Napoleon der erste Kaiser der Franzosen und König in Italien.
Unterschrift:
Durch weisen Bund, und Freundschaft.
So war die Kirche geschmückt, als der Herr Landrichter von der Geistlichkeit, der Schuljugend und dem Volke begleitet unter Trompeten und Paucken in die Kirche trat, und bei einem auf der Evangelien-Seite angebrachten Platz die freudigen Eräugnisse dem Volke in einer gedrängten und rührenden Rede kund machte, und der königliche Aktuar Herr von Lukas die Proklamation unter Paradirung der Bürgermiliz vorlas, die mit Trompeten- und Pauckenschall und Abfeuerung des Geschützes geendiget wurde.
Nach diesem nahm der feierliche Gottesdienst mit einem levitirten Hochamte unter guter Musik seinen Anfang.
Bei dem Opfergange stellte das 6jährige Söhnchen des Herrn Landrichters ein brennendes, mit Blumen und Bändern geziertes Herz auf den Altar, mit der Umschrift:
Den Siegern des Vaterlandes.
Eben so trug das 5jährige Töchterchen des bemeldten Herrn Landrichters gleichfalls ein geschmücktes Herz zum Altar, mit der Aufschrift:
Von Müttern und Töchtern.
Und das nach ihr kommende Bauernmädchen in baierisch-prangendem Aufzuge gleichfalls einen Kranz mit der Umschrift:
Der Treue aller Baier, und ihrer Landsleute.
Nach dem Opfergange begann die Predigt des Pfarrherrn, die durch den Vorspruch des festlichen Evangeliums: ‚Et procidentes adoraverunt eum‘ und die gute Anwendung desselben auf die Feierlichkeit des Tages über das himmlische Geschenk des Friedens und eines weisen Königs unter den gesammten Zuhörern die sichtlichste Empfindung der Freude, der Dankbarkeit, der Liebe gegen ihren König und ihrer Königinn selbst bis zu Thränen hervorbrachte. Man las in allen Augen ‚Gott segne den König und die Königinn.‘ Unter dem Hochamte wurde auch ein schönes Friedenslied gesungen, und am Ende desselben das Te Deum laudamus unter Trompeten- und Pauckenschall, dann Abfeuerung der Peller, vorzüglich bei Absingung des Versikels: Domine salvum fac etc. gehalten, und der Gottesdienst geschlossen.
Der Rückzug in das Schloß Kirchberg geschah wie der Empfang, wo der Herr Landrichter und dessen würdige Gemahlinn für die Herren Beamten, Geistlichkeit, Markts-Deputirte und Miliz-Kommandanten ein frugales Mittagmahl, durch die schönste Harmonie und Zufriedenheit der vor sich gegangenen Feierlichkeit gewürzt, bereitet hielten, ingleichen auch auf eigene Kosten die gemeine Bürgerliz in dem Wirthshause ausspeisen ließen.
Hoch ward auf die längste Erhaltung und Gesundheit Ihrer Majestäten, und des ganzen Königl. Hauses getrunken, und unter Musik und Pellerknall der Tag gesegnet.
Auch das Landvolk genoß zu Andermannsforf die Freuden des Tages, und Männer von Jahren tanzten noch in fröhlichen Reihen und Jubel, der durch den am Abend erfolgten Besuch des Herrn Landrichters und seiner Gäste gemehrt, bis in die halbe Nacht fortgesetzt war.
Ist dieß nicht eine herzliche, reine Feier, zwar minder glänzend als in Städten, aber an Theilnahme, wo nicht übertreffend, doch sicher ganz gleich.
Nächstens werden wir auch auf Veranstaltung unsers Hrn. Landrichters und Pfarrherrn einen feierlichen Seelengottesdienst für die gebliebenen Streiter des Vaterlandes in Andermannsdorf haben.
Kirchberg, den 7ten Jäner 1806.“
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