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Ludwig I.

 

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Die Königsfeier in Schlicht, Landgericht Amberg (1806)

17. Januar 1806

F. G. Sauer, 1806

Handschrift auf Papier

Die Feier in Schlicht fand am Montag, 13. Januar statt. Die Schützengesellschaft hatte aus diesem Anlass dem neuen bayerischen König Max I. Joseph bereits eine Fahne geweiht.

In seinem Bericht entschuldigt sich der Pfarrer zunächst, dass er schon seit fünf Jahren krank sei und von seinem „Siechbette aus, zur Verherrlichung der Feier & alle möglichsten Anstalten &“ getroffen habe. Am Sonntag, dem 12. Januar, verkündete der Kooperator nach dem Gottesdienst die Proklamation und forderte zur Teilnahme an der Königsfeier am nächsten Tag auf. Am Sonntagabend wurde noch einmal durch ein viertelstündiges Läuten aller Glocken und „durch Lösung unserer Dorfkanonen auf der Vilsbrücke, die Ankündigung der Feier wiederholt“. Dabei wäre dies vermutlich nicht nötig gewesen, denn in allen Gassen, so berichtet der Pfarrer, war ein Vivatrufen, das kein Ende nahm.

Der Montag begann um 6 Uhr mit einem neuerlichen viertelstündigen Zusammenläuten aller Glocken des Orts und Kanonendonner, wodurch „alles was noch nicht wachte zur Feier mit Erfolg geweckt“ war. Um halb 8 Uhr fand anstelle der gewöhnlichen Frühmesse ein Hochamt statt. Danach versammelten sich alle Mitglieder der Schützengesellschaft bei der Wohnung ihres Hauptmanns, die übrigen Gemeindemitglieder beim Haus des Gemeindehauptmanns, die Schulkinder bei der Schule, um in einem feierlichen Zug zur Kirche zu ziehen. „Ein Musickkalischer Chor mit Trompeten und Paucken, mit Trommlen und Pfeiffen eröffnete den Zug. – Ihm folgte unmittelbar der Hauptmann, der Fändrich mit fliegender Fahne, Baierns neuem Könige geweiht; und in schönster Ordnung das Schützenchor mit Ober- und Untergewehre und herrlich schönen Federbüschen auf den Hüten, über 30 Mann stark. An dasselbe schlossen sich die übrigen Gemeindeglieder, in guter Ordnung an, & Nun folgte der Zug der Schulknaben und Mädchen, die nicht allein (zur Ehre der Aeltern seye es gesagt) sich sehr zahlreich eingestellt haben (es waren ihrer über 200), sondern auch reinlich & gekleidet, & ihren Kirchgang hielten.“

In der Kirche sang man erst gemeinsam ein Lied, dann folgten eine ausführliche Predigt von der Kanzel, die eine dreiviertel Stunde dauerte, und schließlich das Hochamt. „Besonders für mich erfreulich war es, dass die 3 Priester mit dem neuen schönen Ornate geziert erschienen, den wir erst vor einigen Wochen, von Amberger Wohlthätern für unser Gotteshaus zum Geschenke empfangen haben.“ Schließlich sang man das Te Deum und der Kaplan wandte sich besonders an die Kinder, um ihnen die Bedeutung des Tages noch einmal vor Augen zu führen. Sie sollten vor allem an die Verdienste des Königs um das Schulwesen denken. In Bayern war am 23. Dezember 1803 die Schulpflicht eingeführt worden. Der Pfarrer ließ den jeweils „würdigsten“ Knaben und Mädchen aus den drei Schulen in Vilseck „nützliche Bücher als Prämien“ geben. Mehrere arme Kindern bekamen ebenfalls kostenlos Schulbücher überreicht. Anschließend erfolgte der Auszug aus der Kirche. Draußen ließ man den König und die Königin hoch leben.

Gegen 12 Uhr gab der Pfarrer den Honoratioren ein Mittagessen, „wobei mit frohestem Herzen, auf das allerhöchste Wohl der gesammten königl. Famillie, aus von Weinen blinkenden Gläsern tapfer getrunken ward“. Um auch für die 14 Ortsarmen den Tag noch erfreulicher zu gestalten, spendete der Pfarrer ihnen „Fleisch, Brod und Eier“. Nachmittags traf man sich noch einmal zum Gottesdienst, um schließlich den Tag bei Musik und Tanz ausklingen zu lassen. Dabei trafen sich „die Verehelichten in einem Hause &, die ledigen Personen, im Andern, wo sie im Vollgenuß der Freude, jedoch in aller Zucht und Ehrbarkeit, den Abend und beinahe die ganze Nacht, unter häufigen Flintenschüssen oftmaliger Lösung der Dorf-Kanonen, und unaufhörlichem Vivatrufen, & die Feierlichkeit zu Ende brachten“.
 

Künstler, Ersteller / Fotograf: F. G. Sauer (Verfasser)
Lageort: Amberg, Staatsarchiv, Landgericht ä.O. Amberg, 4071
Copyright: Staatsarchiv Amberg