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Januar 1806
Kolorierte Radierung, verlegt von F.X.Hellrigl, München.
In den Kriegen von 1703-1714 und 1741-1744 waren den Österreichern im kurfürstlichen Arsenal in München Geschütze vornehmlich aus dem 16. und 17. Jahrhundert in die Hände gefallen und in kaiserliche Zeughäuser in Wien abtransportiert worden. Napoleon, der nach seinem Sieg über die Österreicher im November 1805 in Wien eingezogen war, ließ sämtliche Waffen und Munitionsvorräte aus den dortigen kaiserlichen Magazinen entnehmen und nach Frankreich abtransportieren. So wird am 5. Januar aus Augsburg berichtet: „Letzte Woche ging ein großer Zug eroberte Artillerie aus Wien hier durch, für die 800 Pferde requiriert wurden“.
Bei diesem Ausräumen der Wiener Arsenale war man offenbar auch auf die 29 Geschützrohre und 21 Fahnen aus Bayern gestoßen, die Napoleon in einer großzügigen Geste im Umfeld von Königsproklamation und Prinzenheirat an Bayern zurückgeben ließ.
Den Protokollen von Bürgermeister und Rat der Stadt München vom Ende Dezember 1805 ist zu entnehmen, dass für den 1. Januar 1806 in der Frauenkirche ein feierliches Te Deum für die im Feldzug 1805 gefallenen bayerischen Soldaten abgehalten werden sollte, am darauf fogenden Tag war ein Seelenamt geplant. Mussten diese Feierlichkeiten schon wegen der Königsproklamation am 1. Januar verschoben werden, sollte der feierliche Einzug der Kanonen und Fahnen nunmehr am Donnerstag, 2. Januar 1806 vormittags abgehalten werden.
Die von Franz Xaver Hellrigel in München verlegte Grafik zeigt den von Abordnungen aller drei Gattungen des Bürgermilitärs in Paradeformation begleiteten Zug der Geschützrohre und Fahnen auf den heutigen Marienplatz. Die Königlich Baierische Staats-Zeitung von München machte dieses Ereignis zum Aufmacher ihrer zweiten Ausgabe vom 2. Januar 1806: „Heute hat unsere Königl. Haupt- und Residenzstadt ein vaterländisches Fest begangen ... Kaiser Napoleon, Baierns großmühtigster Bundesgenosse, hatte bei Eroberung des Wiener Zeughauses 29 durch Kriegsunglück und Landesbesetzung von den Oesterreichern abgeführte baierische Kanonen nebst 21 Fahnen vorgefunden ... Sie sind nun hier, diese inhaltschweren Schlünde, und wurden heute Morgens um 10 Uhr unter Paradirung des ganzen bürgerlichen Militärs ... und Begleitung aller Schuljugend und ihrer Lehrer auf feierlich mit Bändern, Laubwerk und Baumzweigen gezierten Wagen, durch die mit blauen und weißen Bändern geschmückten Pferde unserer braven Bürger in die Stadt hereingezogen ... Das Fest ist mit einem Tedeum zu U.L.F. Kirche unter Kanonendonner beschlossen worden. Die Eleven des königl. Kadettenkorps hatten die 21 Fahnen getragen. Der Zug gieng hierauf durch die königl. Residenz in das Arsenal.“
Die ganze Aktion hatte großen Symbolwert und war in enger Abstimmung zwischen der Stadtspitze und dem Generallandeskommissariat akribisch geplant worden, um "... die in so mancher Feuerprobe rühmlich bestandene Treue des seinem König und Vaterlande unerschütterlich zugetanen Baiers auf eine, wo möglich, noch höhere Stufe von Begeisterung zu entflammen."
Die Geschütze waren bereits am Stephanstag (= 26. Dezember) 1805 wieder in München angekommen und in Haidhausen abgestellt worden, um den feierlichen Einzug und die damit verbundene patriotische Aktion gebührend vorbereiten zu können.
Die Kanonen waren grösstenteils bereits in der Vergangenheit „vernagelt“, d.h. unbrauchbar gemacht worden und auch über die Fahnen weiß der anonyme Verfasser der 1806 erschienenen „Bauern-Discurse am ersten und zweyten Jäner 1806“ nichts allzu gutes zu berichten: „Und d'Fahna. Hinter de müssen d'Schaben wiescht komma seyn, san voll Löcher g'west ...“.
Lageort: | Ingolstadt, Bayerisches Armeemuseum |
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Copyright: | Ingolstadt, Bayerisches Armeemuseum |