Ende 1803
Es erhielt im Einzelnen:
- 6 Hochstifte: Augsburg, Bamberg, Freising und Würzburg sowie Eichstätt (teilweise) und Passau (teilweise)
- 13 Reichsabteien / Fürststifte: Ebrach, Elchingen, Irsee, Kaisheim, Kempten, Ottobeuren, Roggenburg, Söflingen (Ulm), St. Ulrich und Afra in Augsburg, Ursberg, Waldsassen, Wengen (Ulm) und Wettenhausen
- 15 Reichsstädte: Rothenburg, Weißenburg, Windsheim, Dinkelsbühl, Schweinfurt, Nördlingen, Memmingen, Kaufbeuren, Kempten, Leutkirch, Ulm, Bopfingen, Buchhorn [= Friedrichshafen], Wangen und Ravensburg
- 2 Reichsdörfer: Gochsheim, Sennfeld
In dem Zeitraum von 1801 bis 1803 standen den bayerischen Verlusten von 200 Quadratmeilen (= ca. 11.000 km²) mit 730.000 Einwohnern Gewinne von 288 Quadratmeilen (= ca. 15.840 km²) mit 843.000 Bewohnern gegenüber. Im Vergleich zu den übrigen entschädigten Fürsten (z.B. Preußen, Württemberg, Baden) waren die Kompensationen Bayerns gemessen an seinen Abtretungen eher bescheiden ausgefallen. So übertrafen bei Württemberg die Gewinne die Verluste um das vierfache, bei Baden sogar um mehr als das siebenfache. Zudem verfügte Bayern noch nicht über ein geschlossenes Territorium, da zu den fränkischen Gebieten keine Landverbindung bestand.
Seit dem Vertrag von Bogenhausen vom 25. August 1805 war Bayern Napoleons Verbündeter. Aufgrund der militärischen Erfolge des französischen Kaisers im Dritten Koalitionskrieg stand Bayern auf der Seite der Sieger und konnte daher große territoriale Gewinne für sich verbuchen.
Die umfangreichen Gebietsveränderungen zwischen Bayern, Preußen, Frankreich und Habsburg wurden in den Verträgen von Brünn (10. Dezember 1805) und Pressburg (26. Dezember 1805) festgelegt.
Die habsburgischen Territorien Burgau, Tettnang, Vorarlberg, Tirol mit den Fürstbistümern Brixen und Trient fielen an Bayern, der Habsburger Großherzog Ferdinand von Toskana erhielt Würzburg von Bayern.
Preußen, das das Kurfürstentum Hannover bekam, trat Ansbach an Bayern ab. Das bayerische Herzogtum Berg fiel an Napoleon. Ferner konnte sich Bayern die Grafschaft Königsegg-Rothenfels, die Reichsstadt Augsburg, das Fürstentum Lindau und die schwäbischen Besitzungen des Deutsch- und Johanniterordens einverleiben.
Durch die Rheinbundakte vom 12. Juli 1806, in der 16 Reichsstände aus dem Alten Reich ausschieden und sich der „Schutzherrschaft“ Napoleons unterstellten, erhielt Bayern folgende Gebiete:
- 5 Fürstentümer: Schwarzenberg, Hohenlohe, Oettingen, Fugger, Thurn und Taxis
- den Besitz von 9 Grafenhäusern: Castell, Pappenheim, Schönborn, Waldbott-Bassenheim (in Buxheim), Oettingen, Sinzendorf (in Niederrieden), Stadion (in Thannhausen), Ortenburg, Lobkowitz-Sternstein
- die Reichsstadt Nürnberg
- 7 Deutschordenskommenden: Ellingen, Münnerstadt, Nürnberg, Oettingen, Rohr, Virnsberg, Waldstetten
- zahlreiche Reichsritterschaften
Bayern hatte jetzt erstmals ein geschlossenes Territorium und war durch Napoleons Erfolge zum größten Mittelstaat des zerfallenen Alten Reichs aufgestiegen. Seine bedeutenden Gebietsgewinne waren vor allem auf Kosten der Habsburger erfolgt. Dies war von Napoleon beabsichtigt, um Bayern dauerhaft an Frankreich zu binden. Sollte sich Napoleons Kriegsglück wenden, so war die Existenz Bayerns vor allem durch die Rache- und Expansionsgelüste Österreichs gefährdet. Zwischen 1803 und 1808 konnte Bayern seine Einwohnerzahl von ca. 2,3 auf 3,2 Millionen steigern.
(Vgl.: Karte: Bayern 1808)
Aufgrund seines 1805 geschlossenen Bündnisses mit Napoleon profitierte Bayern auch weiterhin von dessen militärischen Erfolgen gegen die übrigen europäischen Großmächte im Vierten und Fünften Koalitionskrieg.
Durch den Pariser Vertrag vom 28. Februar 1810 kam das Fürstentum Bayreuth an das Königreich Bayern. Napoleon hatte dieses im Vertrag von Tilsit am 9. Juli 1807 dem unterlegenen Preußen abgenommen. Auf dem Erfurter Fürstentag im Herbst 1808 war es vom französischen Kaiser dem bayerischen König Max I. Joseph zum Kauf angeboten worden. Für die ungeheuere Summe von 23 Millionen Francs – sie entsprach fast der Jahreseinnahme des bayerischen Staats – wechselte das Fürstentum schließlich den Besitzer. Ferner fielen Regensburg, das bis dahin unter der Herrschaft Dalbergs, des Fürstprimas des Rheinbundes, gestanden hatte sowie die habsburgischen Gebiete Salzburg, Berchtesgaden, Innviertel und Teile des Hausruckviertels an Bayern.
Das Trentino musste an das Königreich Italien abgegeben werden, verschiedene kleinere Gebiete (u.a. Ulm, Ravensburg, Crailsheim) an das Königreich Württemberg. Trotz dieser Abtretungen stieg die Bevölkerungszahl Bayerns von ca. 3,2 Millionen im Jahr 1806 auf 3,45 Millionen zwei Jahre später.
(Vgl.: Karte: Bayern 1810)
Nach der verheerenden Niederlage Napoleons im Russlandfeldzug 1812, an dem auch bayerische Truppen teilgenommen hatten, vollzog Bayern langsam und geheim den Bündniswechsel. Gerade noch rechtzeitig vor der Völkerschlacht von Leipzig trat das Königreich im Vertrag von Ried im Oktober 1813 auf die Seite der Napoleongegner. Durch diesen Seitenwechsel konnte Bayern gegenüber Österreich seine staatliche Existenz sichern und seinen Besitzstand weitgehend wahren.
Im Juni 1814 wurden durch die Pariser Konvention Vorarlberg und Tirol von Bayern an Österreich abgetreten. Im Gegenzug dafür erhielt Bayern Aschaffenburg und Würzburg.Die letzte Änderung der bayerischen Grenzen, die sich aus den Turbulenzen der napoleonischen Epoche ergab, erfolgte im Münchner Vertrag vom 14. April 1816. Österreich erhielt von Bayern das salzburgische Gebiet rechts der Salzach; Bayern bekam das Amt Redwitz, Hammelburg, Brückenau, Weyers und vor allem die neu geschaffene Rheinpfalz. Die rechtsrheinischen Gebiete der alten Rheinpfalz konnten trotz österreichischer Absichtserklärungen nicht zurück gewonnen werden. Damit bestand Bayern bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs aus zwei zusammenhängenden territorialen Blöcken.
(Vgl.: Karte: Bayern 1816)
Aus den territorialen Veränderungen, die Bayern während der Napoleonischen Epoche erfuhr, kann man eine Erfolgsbilanz ziehen: es war ein geschlossenes bayerisches Staatsgebiet entstanden. Während die Landgewinne in Franken und Schwaben gehalten werden konnten, gingen die habsburgischen Gebiete weitgehend wieder verloren. Bayerns Territorium wuchs von 61 000 km² auf 75 000 km².
Die Bevölkerung Bayerns verdoppelte sich zwischen 1799 und 1816 nahezu: Sie wuchs von ca. 1,9 Millionen auf ungefähr 3,7 Millionen Einwohner.
Bis zum 1. Juli 1920, als der Freistaat Coburg nach einer Volksabstimmung an Bayern kam, waren nur kleinere Gebietsveränderungen zu verzeichnen. Infolge des verlorenen Krieges an der Seite Österreichs gegen Preußen waren 1866 die Bezirksämter Gersfeld und Orb an Preußen gefallen. Nach dem 2. Weltkrieg ging die Rheinpfalz verloren; sie wurde kurz darauf Teil des neu gegründeten Landes Rheinland-Pfalz. Seitdem ist das Gebiet Bayerns mit 70.550 km² unverändert geblieben. Im Jahr 2006 leben ungefähr 12, 5 Millionen Menschen im Freistaat.
(Vgl.: Karte: Bayern 2006)
Beleg: | AK Montgelas Hartmann, Peter Claus: Bayerns Weg in die Gegenwart, Regensburg 1989. |
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