Objekte > Maximilian I. Joseph > Die bayerische Königskrone auf dem Präsentationskissen (1806/07)

Maximilian I. Joseph

 

Trennlinie 01



Die bayerische Königskrone auf dem Präsentationskissen (1806/07)

1806/1807

Entwurf von Charles Percier (1764–1838), Ausführung von Martin-Guillaume Biennais (1764–1843), 1806/07

Gold, Silber, Stahl, Edelsteine, Perlen, roter Samt, Stickerei, vergoldete Bronze, Goldquasten


 

Der Königsproklamation vom 1. Januar 1806 ist zu entnehmen, dass eine Krönung Max’ I. Joseph ursprünglich beabsichtigt war. So wurden 1806 nach Entwürfen des napoleonischen Hofarchitekten Charles Percier, die sich stark am Vorbild der Requisiten für Napoleons Selbstkrönung 1804 in Paris orientierten, bei den damals beauftragten Werkstätten Biennais (Goldschmiede) und Blanchon Cortet (Textil) Kroninsignien und Krönungsornat für das neue Königreich Baiern bestellt und 1807 nach München geliefert. Da aber weder Max Joseph noch seine Nachfolger gekrönt wurden, kamen die Kroninsignien ausschließlich bei herausragenden Staatsakten, wie der Eröffnung der Landtage, auf den ebenfalls aus Paris gelieferten Präsentationskissen zum Einsatz.

Im Mai 1806 ging Befehl an den aus Mannheim stammenden königlichen Hofjuwelier Borgnise, sich in der Schatzkammer nach geeigneten Steinen umzusehen, um „... für zwey königl. Kronen einen Scepter nebst einen ReichsApfel und dem Reichs Schwerdte für unsere feierliche Krönung in Paris anfertigen zu lassen“. Es wurden Steine aus den Verlassenschaften der Kaiserin Josepha und des Kurfürsten Max III. Joseph ausgewählt.

Da diese aber nicht ausreichten, zahlte man dem Hofbankier Seligmann 61 293 Gulden für weitere Steine und Perlen aus der von diesem erstandenen Eichstädter Dommonstranz. Borgnise musste in Sachen Kronjuwelen vier Mal nach Paris reisen und erhielt dafür 1 650 Gulden Spesen.

Laut der „Obersthofmeisterstab General Rechnung“ über die Reichsinsignien, die in der Werkstatt von Martin-Guillaume Biennais in Paris angefertigt und am 2. März 1807 in die Münchner Schatzkammer geliefert wurden, kostete die Königskrone 94 505 Gulden, die Krone für die Königin 26 003 Gulden. Ein großer blauer Brillant, dessen Wert auf 300 000 Gulden veranschlagt wurde, war zum Einschrauben in die Königskrone gearbeitet.

Schriftliche Quellen über die Bestellung und Bezahlung der bayerischen Kroninsignien befinden sich im Bayerischen Hauptstaatsarchiv München, Bestand Kabinettsakten Ludwig I.

Ausweislich der „Obersthofmeisterstab General Rechnung“ über die Reichsinsignien, die Max Joseph in Paris anfertigen ließ und die am 2. März 1807 an die königliche Schatzkammer geliefert wurden, kosteten:
Die Krone des Königs: 94 505 Gulden
Die Krone der Königin: 26 003 Gulden
Der Reichsapfel: 10 913 Gulden
Das Szepter: 10 674 Gulden
Das Reichsschwert: 26 389 Gulden
Das Diadem: 85 424 Gulden
Die Siegelschatulle: 330 Gulden
Neuschliff gelieferter Steine: 550 Gulden
Schwertgurt: 1 100 Gulden
Ein großer blauer Brilliant, dessen Wert mit 300 000 Gulden angegeben wird, ist zum Einschrauben in die Königskrone gearbeitet.

Dazu gehörten auch sechs „Kissen von Purpursamet reich gestikt und geziert mit Löwen Köpfen von vergoldeten Pronz, und Gold Quasten“ im Wert von 4 500 Gulden.

Beleg:

Sabine Heym, Prachtvolle Kroninsignien für Bayern – aber keine Krönung, in: Bayerns Krone 1806. 200 Jahre Königreich Bayern, hrsg. von Johannes Erichsen und Katharina Heinemann, München 2006, S. 37–49

Künstler, Ersteller / Fotograf: Charles Percier (Entwurf), Martin-Guillaume Biennais (Ausführung)
Lageort: München, Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen, Schatzkammer der Residenz
Copyright: Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen, München