Objekte > Maximilian I. Joseph > „Nationalfeyer der Königs- und Souveräntitäts-Proklamation des königl. Landgerichts Aibling in den Märkten Aibling und Rosenheim vom 12ten und 13ten Jäner 1806“ (1806)

Maximilian I. Joseph

 

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„Nationalfeyer der Königs- und Souveräntitäts-Proklamation des königl. Landgerichts Aibling in den Märkten Aibling und Rosenheim vom 12ten und 13ten Jäner 1806“ (1806)

12.–13. Januar 1806

J. N. Knott

Druck auf Papier

Die Königsfeier in Aibling fand, wie von den bayerischen Zentralbehörden vorgesehen, am 12. Januar 1806 statt. Einen Tag später folgte die Feier in Rosenheim.

Im oberbayerischen Aibling begann man den Tag um fünf Uhr früh mit Kanonendonner und Glockenläuten, mit „Pauckenschall und Trompetengeschmetter“. Aus der gesamten Umgegend kamen die Menschen, um an diesem Fest teilzunehmen. Um 10 Uhr fand ein feierliches Hochamt statt, dem sich eine Prozession zum Rathaus anschloss. „Hart am Rathhause ward ein großer Balkon nach griechischem Kostüm mit einer herrlichen Säulenordnung, als ein redender Beweis des guten Geschmackes des dortigen Hrn. Landrichters, &, mit großen Kosten aufgeführt, und um auf diesen bequem in feyerlichem Zuge kommen zu können, wurde ein Fenster des daraufstossenden Rathhauses in eine geräumige Thüre verwandelt.“ Man scheute also auch nicht vor kleineren Umbauten zurück, um der Bevölkerung eine theatralische und augenfällige Szenerie zu bieten. „Unter einem rothen Baldachin auf dem Balkon war das Porträt mit Wappen, Kron und Zepter unsers allergnädigsten Königs von zwey großen Löwen gehalten, welches von der liebenswürdigen Frau Rentbeamtinn von Schmitt auf das geschmackvolleste, unnachahmlich schön mit aller Pracht und erhabener Würde geziert war.“ Vor diesem Porträt verlas der Landrichter noch einmal die Proklamation. Auf einer weiteren Bühne waren der Musikchor und die Schulkinder platziert, die das Lied „Heil unser König“ sangen. Danach ging die Prozession wieder zur Kirche zurück, wo das Te Deum gehalten wurde. Die Honoratioren, die Beamtenschaft und die Geistlichkeit überbrachten ihre Glückwünsche an den König stellvertretend dem Landrichter. Um 13 Uhr traf man sich im Gasthaus zur Post zu einem Festessen, bei dem der Lehrer von Weyarn eine eigens für diesen Zweck gedichtete Kantate aufführen ließ. Dabei wurde Geld für die Armen gesammelt. Im Vorfeld hatte man bereits ein Essen für 40 Arme der Gemeinde vorbereiten lassen. Um 6 Uhr abends begann eine vier Stunden dauernde Illumination, die besonders prächtig gewesen sein muss. „Das königliche Schloß, die Wohnung des Hrn. Landrichters, und der Schlossgarten stunden im vollen Feuer, welches vermöge der hohen Lage in die Ferne eine ausnehmend gute Wirkung machte. In der Mitte des Schlosses präsentirten sich folgende transparente Vorstellungen, als: ein ruhender Löwe, dem ein Genius die königl. Krone aufsetzte &. Die Wohnung des Hrn. Rentbeamten & war ebenfalls sehr prächtig beleuchtet, & In der Mitte des Hauses auf einem ovalen Bilde präsentirte sich ein kämpfender Löwe, vor welchem in einer Entfernung wüthende Hunde sich stemmten, die sich aber aus Furcht zurückzuziehen schienen. Im Hintergrunde präsentirte sich die Stadt München und bairische Kriegsheere mit Fahnen, mit der Aufschrift Gott, und dem Vaterlande. Oben schwebte der Adler mit den Donnerkeulen in der Luft, auf der linken Seite schimmerte die Sonne im vollen Glanze: unter diesem Bilde war der Wohlstand des Landes mittels eines Weinbergs und Gartens vorgestellt. & Der Eingang des Hauses war ebenfalls stark beleuchtet. Tief im Hintergrunde präsentirte sich ein großer Löwe, mit der Aufschrift: Wecke mich nicht auf.“ Auch viele andere Häuser von Beamten und Bürgern waren erleuchtet. Die Organisatoren waren stolz darauf, dass „der anwesende Distrikts-Kommissär, & , mit dieser Feyer, den Bemühungen der Bürger und herzlichen Theilnahme des Volkes sehr zufrieden, &“ war.

Sehr ähnlich gestaltete sich die Feier in Rosenheim. Auch hier begann der Tag mit Böllerschüssen, allerdings bereits um Mitternacht. Um 9 Uhr stellte man sich in einer Prozession auf, zusammen mit den „Chevauxlegers Kronprinz“, die am Tag zuvor in Rosenheim angekommen waren. Der Zug ging zu einem Balkon, der eigens errichtet worden war und von dem herab der Distrikts-Kommissär die Proklamation verlas. Wieder beschloss das Lied „Heil unserm König“ die Verkündung. Man ging weiter zur prächtig geschmückten Kirche. Hier feierte man ein Hochamt und das Te Deum. „Um 1 Uhr war große Tafel von 52 Gedecken, worunter auf lange Dauer und Gesundheit des königl. Hauses getrunken, und jedes Mal die ländlichen Kanonen abgefeuert wurden.“ Eine Sammlung für die Armen war sehr erfolgreich: „Es bleibt doch immer ein schöner Zug der Baier, dass sie bey jedem Vergnügen Rücksicht auf die leidende Menschheit nehmen.“ Abends feierten dann alle bei Tanzmusik. Auch in Rosenheim waren die Häuser beleuchtet und „so mit Lichtern besetzt, dass die Nacht zum hellen Tage umgeschaffen wurde“.

Abschließend rechtfertigt der Autor seinen Ereignisbericht: „Diese Freudensausbrüche der Gesammtnation verdienten in den Archiven und Annalen aufbewahrt zu werden, damit es die Nachwelt erfahren könne, welche mächtigen Gefühle damals in unsern Herzen schlugen, und mit welchem Enthusiasmus das biedere bairische Volk sein Vaterland und seinen menschenfreundlichen weisen König Maximilian Joseph IV. [sic!] liebte.“  

Künstler, Ersteller / Fotograf: J. N. Knott (Autor)
Lageort: München, Bayerische Staatsbibliothek, Rar. 1320 bzw. München, Staatsarchiv, RA 16202
Copyright: Bayerische Staatsbibliothek München, Staatsarchiv München