Objekte > Maximilian I. Joseph > „Jubel-Gesang bey der Erhebung seiner Majestät Maximilians des Ersten zum König von Baiern“ (um 1806)

Maximilian I. Joseph

 

Trennlinie 01



„Jubel-Gesang bey der Erhebung seiner Majestät Maximilians des Ersten zum König von Baiern“ (um 1806)

um 1806

Johann Gottlieb Münch (gest. 1837), Göttingen, um 1806

Die Erhebung Bayerns zum Königreich wurde auch in zahlreichen, mehr oder weniger gelungenen Gedichten gefeiert. Die Verfasser gehen dabei zunächst auf die vorhergehenden Kriege ein, die die bayerischen Truppen mit Hilfe Napoleons gewonnen hätten. Zum Dank dafür, so argumentieren sie, verhalf Napoleon dem bayerischen Kurfürsten zur Königskrone, die diesem eigentlich schon seit alters her zustand. Man nimmt also die offizielle Argumentation über das Recht zur Königswürde auf.

Unsicher bleibt, welchen Verbreitungsgrad diese Gedichte fanden. Sie sind meist sehr umfangreich und für Ungeübte schwer zu lesen. Im Gegensatz dazu sind die patriotischen Lieder in der Regel eingängig und kurz.

Johann Gottlieb Münch, der Verfasser des „Jubel-Gesangs“, war an der evangelischen Universität Altdorf Professor der Philosophie, ging dann nach Göttingen und starb als Professor der Theologie in Tübingen an 30. Juli 1837. Er war seit 1796 Mitglied des Pegnesischen Blumenordens, der heute noch existiert und sich vor allem als Gesellschaft für Sprache und Literatur versteht. In den dortigen Archiven findet sich auch Münchs Lebenslauf aufgezeichnet.

„Jubel-Gesang bey der Erhebung seiner Majestät Maximilians des Ersten zum König von Baiern

‚[...] Ein Stern, ein neuer Stern ist aufgegangen,
Eine Sonne in der Mitternacht;
In der schwarzen, grauenvollen, bangen
Finsterniß ist Licht hervorgebracht.

Wild im Kampfe tobten Elemente,
Dies drohte dem den Untergang,
Weil dem Andern keines den Platz gönnte;
Der Würgengel trat zur Schlachtenbank.

Hütten brannten, den Pallast verzehrte
Des Morbrenners wilde Feuergluth;
Wo sie Meutherey sich nur empörte,
Flossen ströme auch von Menschenblut.

Nationen würgten Nationen,
Seinen Vater mordete der Sohn;
Brüder wollten selber sich nicht schonen,
Und verspottet war Religion.

Thronen schwankten, Gottes Altar bebte,
Die Schikane hob empor ihr Haupt,
Diese Hydra, die stets neu auflebte,
Wenn man sie schon zehn Mahl todt geglaubt.

Umgekehrt lag Alles und verschwunden
War das Recht, so wie das Eigenthum;
Einer schlug dem Andern tiefe Wunden,
Nur im Morden suchte man noch Ruhm.

Siehe da, da zeigt sich Gottes Finger,
Der den Völkern zeichnet die Bahn;
Sähen Manches wir nur nicht geringer,
Als es wirklich ist, im Leben an.

Reiche stürzten, kleine Mächte schwingen
Sich zu großen Staaten bald empor;
So zog aus dem Haufen der Geringen,
Gott oft einen großen Mann hervor.

Hirten wurden Königen und Helden,
Dessen Wiege eine Krippe war,
Wurde der Erretter aller Welten,
Gottes Macht ward durch ihn offenbahr.

Jener Knabe, den die Wölfinn säugte,
Er erbaut die Weltbeherrscherinn;
Sieh’, so mächtig, auch bey’m Kleinsten, zeigte
Gottes Hand sich schon von Anbeginn.

Wodurch stieg denn jene Macht im Norden,
Da zu gleicher Zeit die and’re fiel?
Ist durch Zufall sie so groß geworden,
War’s vom blinden Ohngefähr ein Spiel?

Nein! Des Höchsten Hand nur hält die Wage,
Die den Ländern Weh und Wohl zugetheilt;
Wunden, die sich schlugen an einem Tage,
Hatten sie am andern schon geheilt.

Die Erfahrung lässt uns dieses sehen;
Ein gefürchtet Elend ward oft Glück!
Können wir der Vorsicht Plan erspähen?
Dringet durchh die Zukunft unser Blick?

Staunen können wir nur, und anbeten,
Den, der Alles über uns verhängt;
Aber muthig uns’re Bahn betreten,
Da die Vorsicht sie so weise lenkt.

Dachtet ihr’s daß der Empörung Gähren
Solche selt’ne Wunder brächt’ hervor?
Die Verheerung selbst muß ihn gebähren,
Jenes Landes angestaunten Flor.

Corsika, das kaum noch unterdrücket,
Das verheert durch Frankreichs König war:
Siehe, wie’s jetzt dieses selbst beglücket
Durch den Kaiser, den es ihm gebahr.

So dreht sich die Welt in ihrem Kreise,
Und des Schicksals Rad steht niemahls still;
Wehe, wer in dem bestimmten Gleise
Frevelnd seine Speichen hemmen will.

Böses wollte Mancher uns zufügen,
Der, zu spät für ihn, belehret wird,
Daß er selber sollte unterliegen,
Und dass er zu früh schon triumphiert.

Das die gute Hauptstadt musste meiden,
Baierns Churfürst, hah! Wer dacht' es da,
Daß sie bald, nach kurzer Zeit des Leiden:
Ihn als König siegend wieder sah?

Hört ihr jetzt den Freudenjubel schallen,
Seht ihr die frohen Bürger steh’n?
Höret ihr der zarten Jugend Lallen,
Und des abgelebten Greises Fleh’n?

MAXIMILIAN, der Baiern König lebe!
ER, der ERSTE, BESTE lebe hoch!
Gott erhalte lange IHN, und gebe
IHN dem treuen Volke lange noch!

Dieser Ruf entströmet jedem Munde,
Und einmüthig segnet Mann für Mann,
Diese seines Lebens schönste Stunde,
Aller Flehen steigt himmelan.

Wie ein Blitzstrahl fährt von Ort zu Orte
Diese Stimme über Stadt und Land,
Alles wiederholt die Freudenworte,
Auf zum Schwure hebt sich jede Hand.

Fernher höre ich die Jubelfeyer,
Und im frohen Einklang fühle ich
Mich begeistert, greife nach der Leyer,
Zu besingen, großer König DICH!

Jetzo sieht Germania DICH krönen
Hoch entzücket sie des Sohnes Glück;
DU wirst sie mit Gallia versöhnen,
Dieses spricht ihr wonnetrunkner Blick.

Ja die Schwestern werden sich vereinen,
Und DU, EDLER, knüpfest dieses Band;
Wittwen, Waisen hören auf zu weinen;
Seht, da stehen sie schon Hand in Hand.

Blaß vor Neide birgt sich die Schikane,
Die im eigenen Gifte jetzt vergeht,
Weil der Friede mit der Siegesfahne,
Und das Glück in dem Gefolge steht.

Der verscheuchte Handel kehret wieder,
Wissenschaften blühen mit der Kunst;
Und die Musen singen Jubellieder,
Denn die freuen sich der Fürsten Gunst.

Segned schüttet seines Reichthums Fülle
Nur der Wohlstand über Baiern aus,
Und der Bürger danket in der Stille
Gott für sein erhab’nes Fürstenhaus.

Germania sieht schon in IHM die Stütze,
Die ihr schwaches Alter aufrecht hält,
Daß der edle Sohn sie einst beschütze,
Und sie nicht entkräftet niederfällt.

So steh't in der Zukunft Buch beschlossen,
Baierns Genius weiß mir das Blatt;
Aus dem Stamme ist ein Baum entsprossen,
Der für späte Enkel Schatten hat.

Datum jubelt, Baierns bied’re Söhne!
Gott macht euern Fürsten groß und reich.
Jubelt, dass er IHN zum König kröne,
Denn die Vorsicht segnet dadurch euch.

Jub’le Deutschland, dieses Königs Größe
Schützet in dem späten Alter noch
Deine Unmacht, und deckt deine Blöße,
Jub’le Deutschland, Deuschland juble hoch!

Wollt’ ich dir des Hauses Helden nennen,
Ja so endete nicht mein Gesang;
LUDEWIG den Baier mußt du kennen,
LUDWIG den Siebten, der mit Östreich rang.

Doch was suchst Verdienste du bey’n Ahnen!
Preist die Gegenwart sie nicht genug?
Folgten Baierns Söhne nicht den Fahnen
Jenes Helden, der nur kam und schlug?

Wer verscheucht des Aberglaubens Träume,
Wer verwandelt Finsterniß in Licht?
Ja, wer zieht auf Steppen selbst Fruchtbäume,
Ist's MAXIMILIAN der GUTE nicht?

Herrlich wird jetzt der Monarch vollenden,
Was der Churfürst rühmlichst schon begann,
Freudenjubel schallt von allen Enden:
Hoch und her lebt König MAXIMILIAN!

Singe Muse, singe SEINE Ehre,
Lächelt dir SEINE Huld vom Thron,
Nähm ER dich gnädig auf, so wäre
Dieses Glück für die der schönste Lohn.

So MONARCH, nimm es mit Gnadenblicken
Dieses Opfer das die Muse bringt;
Ihre Ehrfurcht wünscht sie auszudrücken,
Wenn sie DEINES Thrones Glanz besingt.

Fremden Schmuck hat sie nicht angezogen,
Einfach wollte sie nur vor DIR stehn,
Doch der Wahrheit bist DU ja gewogen,
Diese ist nur ohne Zierrath schön.

Möchtest DU den Glückwunsch gnädig hören,
Wie des Volkes Flehen Gott gewährt,
DEINES Hauses Glanz wird stets sich mehren,
Denn Es ist des höchsten Ranges werth.“
 

Künstler, Ersteller / Fotograf: Johann Gottlieb Münch (Dichter)
Lageort: München, Bayerische Staatsbibliothek, Res 4° Bavar.2120 XII, 9
Copyright: Bayerische Staatsbibliothek München