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Maximilian I. Joseph

 

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Sitzordnung bei der „Trauung der königlichen Prinzessin Augusta von Baiern mit dem kaiserlichen Prinzen von Frankreich Vice König von Italien, vollzogen in München in der königlichen Hofkapelle den 14. Jenner 1806“

14.1.1806

München, 14. Januar 1806

Einen Tag nach der Verlobung und der Ziviltrauung fand in der Hofkapelle der Münchner Residenz die kirchliche Trauungszeremonie statt. Die Trauung vollzog der Kur-Erzkanzler Karl Theodor von Dalberg (1744-1817).

Auch für diesen Anlass hatten die Zeremonienmeister des bayerischen und französischen Hofes einen genauen Sitzplan festgelegt. Ganz hinten sind Musik und Chor versammelt. Davor stehen die Tribünen für die Stadtdamen, links und rechts davon nehmen die bayerischen und französischen Minister und Cortegen Platz. Vor ihnen sitzen links die königlichen Kammer- und Hofdamen, rechts die kaiserlich französischen Hofdamen. Ihre Plätze sind mit Tabourets, also mit Sitzkissen ausgestattet. Vor dem Hochaltar sind Plätze für die Churfüstin Wittib, die Witwe des Kurfürsten Karl Theodor, den Kronprinzen, den Prinzen Karl und Prinzessin Charlotte, also die Geschwister der Braut, vorgesehen. Den Platz an der rechten Seite teilen sich Prinz Murat, der Vertraute und Schwager des Kaisers, und seine Frau. Im Altarraum finden sich die Braut und der Hochzeiter mit ihren Eltern und deren Kammerbediensteten. Direkt vor dem Churerzkanzler haben der königliche Oberstzeremonienmeister und der kaiserliche Maitre des Ceremonies ihre Plätze.

Die Königlich-Baierische Staats-Zeitung berichtete am 15. Januar über die Vermählung der innigst angebetheten Prinzessinn Augusta mit des Prinzen Eugen königl. Hoheit: Der ganze Tag war in festlichen Zubereitungen verflossen. Die bürgerlichen 4 Corps hatten sich mit ihren trefflichen Musikbanden an der königl. Residenz aufgestellt, und alle Zugänge der Residenz waren mit den kaiserl. Garden besetzt; als um 7 Uhr Abends das Geläute aller Glocken und der Donner der Kanonen den Anbeginn der großen und wichtigen Handlung verkündigte. Ihre k. k. Majestäten Napoleon und Josephine hatten sich nebst unsren königl. Majestäten mit dem hohen Brautpare in die königl. Hofkapelle begeben. Hier verrichtete der Kurfürst Erzkanzler unter dem Beistande seiner Metropolitan-Geistlichkeit den hohen Trauungsakt. Ihre Majestäten die Kaiserinn Josephine und unsre Königinn hatten die königl. Braut, und Ihre MM. der Kaiser Napoleon und unser König den königlichen Bräutigam zu dem Altare begleitet. Die ganze Feierlichkeit gieng mit einer Würde vor sich, die bis zur höchsten Rührung und Auferbauung begeisterte.

Ein Stimmungsbild vermittelt auch die Kaiserlich und königlich bairische privilegirte Allgemeine Zeitung aus Ulm vom 21. Januar 1806: Es war 6 Uhr Abends vorüber, als der Hof und Adel sich versammelte. Alle Säle und Gallerien, durch welche der Zug aus den Zimmern des Kaisers nach der Hofkirche gehen sollte, waren gedrängt voll Zuschauer. Die italienische Garde, ein Korps, dessen gleichen an Schönheit der Mannschaft kein nordischer Fürst errichten kann, wenn er auch Millionen aufwenden wollte, bildete ein doppeltes Spalier und der freie Weg wurde mit Teppichen belegt. Um 7 Uhr begann der Zug. Die Hof-Fouriere eröfneten ihn, ihnen folgten 30 bis 40 baierische Hofbediente, dann kamen in langen Reihen die Kammerherren, der Adel, die Generale ec., 12 Jäger mit Flambeaur traten unmittelbar vor dem Könige und der Königin einher, welche die Prinzessin Auguste zwischen sich führten. Das Rührende dieses Bildes ist nur zu fühlen; der König, die Königin wurden vergessen, man sah Vater und Mutter, welche die geliebte Tochter zum Traualtare führten; in jedem Gesichtszuge unsers guten Fürsten sprach sich die Zärtlichkeit für seine Tochter aus. Alle Zuschauer theilten den schönen Eindruk, kein betäubendes Vivatrufen, kein Händeklatschen tönte durch die Säle, nur ein leises, sanft fortwallendes und still erlöschendes AH! Und wer wagte es, den edeln Anstand der schönen Braut, ihre einfache, aber reiche, Kleidung, ihre hohe jungfräuliche Schüchternheit zu beschreiben! - Die Szene veränderte sich. Abermals eine lange Reihe von französischen Valets de Pied und Kammerdienern kam die Gallerie herab; Kammerherren und Generale folgten, Pagen mit Flambeaur traten dem Kaiser voraus, der eine prächtig gestikte Uniform trug; ihm folgte der Viezkönig, diesem die Kaiserin, mit Diamanten bedekt und von ihren Damen begleitet. Trompeten und Pauken, Trommeln und Pfeifen und türkische Musik, welche zuvor schwiegen, liessen sich nun hören, und der Zug trat in die Kirche. Hier stand bereits der Kurerzkanzler vor dem Altar, umgeben von zahlreicher Geistlichkeit in kostbarem Ornat. Blendend hell war die Kirche beleuchtet, und die Juwelen des Hofes strahlten verdoppelt den Glanz zurük. Nach der Musik hielt der Kurerzkanzler eine kurze Rede in franz. Sprache, nach deren Endigung der Kaiser und der König, die Kaiserin und die Königin den Thron verliessen , diese den Vizekönig, jene die Prinzessin dem Altar zuführten, und dann ihre vorige Stelle wieder einnahmen. In lateinischer Sprache war die Trauung vollzogen, der Segen gesprochen und das Orchester intonirte; man sang ein Tedeum, während alle Gloken der Stadt angezogen wurden, und 300 Kanonenschüsse das Fest dem Volke verkündigten. Der Zug aus der Kirche gieng in der vorigen Ordnung, nur führte nun der Vizekönig, der an diesem Tage zum kaiserl. Prinzen erklärt ward, vor dem Kaiser und der Kaiserin, dem König und der Königin seine Braut. Ein allgemeines Vivatrufen erscholl durch die Säle und Gallerien, und pflanzte sich auf den Strassen fort. Indeß war die ganze Stadt, und würklich prächtig, illuminirt, der Boden war mit neugefallenem Schnee bedekt, der dem Ganzen das Ansehen eines Feenpallastes geben half.

Die Königlich privilegirte Berlinische Zeitung vom 6. Februar schilderte die Kleidung der Beteiligten: Kaiser Napoleon trug am Vermählungstage ein Kleid von carmossinrothem Sammet à l'Espagnole, die Knöpfe davon waren aus herrlichen Brillanten zusammengesetzt. Die Kaiserin hatte auf dem Kopfe ein Diadem von unbeschreiblichem Werthe und trug vorn die kostbarsten Perlen. Die Prinzessin Augusta hat von dem Kaiser und ihrem Bräutigam allgemein reiche Präsente von Diamantea, Spitzen, Perlen und andern Kostbarkeiten erhalten. Unter den Geschenken, die sie von ihrem Gemahl erhielt, war auch ein silberner Baum mit Goldäpfeln; in einem derselben befand sich ein feiner Spitzenanzug; in den übrigen andere Kleinodien. Der Vicekönig von Italien trug bei seiner Ankunft in München einen kleinen Schnurrbart, den er sogleich abnehmen ließ.

Lageort: München, Geheimes Hausarchiv, MKH 81
Copyright: München, Geheimes Hausarchiv