Fotografie um 1861; Postkarte um 1910
Postkarte/Autotypie, Papier/Farbe, um 1910, 9x14 cm, München
Postkarte „Bayerns Stolz – Bayerns Leid“.
links: Fotografie von Kronprinz Ludwig, dem späteren König Ludwig II., und seinem Bruder Prinz Otto, dem späteren König Otto I.
rechts oben: Abbildung von Schloss Berg am Starnberger See, darunter Inschrift: „Schloss Berg“, darüber eine Krone; rechts unten: Abbildung von Schloss Fürstenried bei/in München, darunter Inschrift: „Schloss Fürstenried“; zwischen den Abbildungen die Inschrift: „Bayerns Stolz – Bayerns Leid“.
Inschrift auf der Rückseite: „Zur Feier der Enthüllung des Denkmals König Ludwigs II.“ [Anm.: verm. ist hier das am 19.06.1910 enthüllte Standbild Ludwigs II. auf der Münchner Corneliusbrücke gemeint, das von Ferdinand von Miller gegossen wurde; ob die Postkarte schon früher, ggf. zu einem anderen Anlaß angefertigt wurde, ist unklar].
Fotografie ca. aus dem Jahr 1861; Postkarte um 1910.
In Schloss Berg am Starnberger See verbrachte König Ludwig II. seine letzten Lebenstage. Nach seiner Entmündigung war er am 12. Juni 1886 dorthin gebracht worden, einen Tag darauf fand er im Starnberger See den Tod.
Sein geisteskranker Bruder Otto weilte seit Anfang der 1880er Jahre in Schloss Fürstenried bei (heute in) München, das für ihn umgebaut worden war. 1886, nach dem Tod Ludwigs, wurde Otto dort auch zum bayerischen König ernannt. Bis zu seinem Tod am 11. Oktober 1916 war er in Fürstenried untergebracht.
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Prinz Otto, der 1848 geborene jüngere Bruder König Ludwigs II., galt in seiner Jugend als der leutseligere der beiden Söhne König Maximilians II. und seiner Gemahlin Marie, geb. Prinzessin von Preußen. Von heiterem Temperament, fand Otto Freude an der Jagd und der leichten Muse. Mit Vorliebe besuchte er das Aktientheater am Gärtnerplatz, in dem vor allem Operetten aufgeführt wurden. Schon mit 17 Jahren zeigten sich freilich erste Anzeichen eines Nervenleidens in Form von Halluzinationen und Zwangsvorstellungen, die zu bizarren Verhaltensweisen führten. Dass Otto in der für nachgeborene Prinzen üblichen Weise zum Offiziersberuf bestimmt worden war, erwies sich als verhängnisvoll, denn Erlebnisse im Krieg 1866 scheinen ihn zusätzlich traumatisiert zu haben. Den Krieg 1870 / 71 machte er als Oberst im Hauptquartier mit. Er vertrat Ludwig II. am 18. Januar 1871 bei der Kaiserproklamation in Versailles, die er als kalte Demonstration preußischer Macht und Herabwürdigung Bayerns empfand. Seit dem Winter 1871 / 72 galt Otto wegen einer Verschlimmerung seines Leidens als dauernder Aufsicht bedürftig, doch hofften die behandelnden Ärzte noch auf Heilung. Der Hof hatte sich zunächst bemüht, die Krankheit des Prinzen vor der Öffentlichkeit zu verbergen. Dies war aber nicht mehr möglich, nachdem Otto an Fronleichnam 1875 während des Gottesdienstes in den Dom gestürmt war, um den Erzbischof und das versammelte Volk öffentlich um Verzeihung seiner Sünden anzuflehen. In der Folgezeit wurde Otto in verschiedenen Schlössern, ab 1881 endgültig in dem speziell für ihn eingerichteten Fürstenried interniert, denn zu den Symptomen waren Tobsuchtsanfälle hinzugetreten; eine eindeutige Diagnose seiner Krankheit ist bis heute nicht gelungen.
Zwar hatte Ludwig II. 1878 durch die Einsetzung von Kuratoren seinen Bruder de facto entmündigt, doch eine amtliche Feststellung seiner Unzurechnungsfähigkeit erfolgte erst am 15. Juni 1886 als rechtliche Voraussetzung der Fortsetzung der Regentschaft des Prinzen Luitpold, nun für den geisteskranken König Otto. Einzelne Pressestimmen bezweifelten, dass Otto König werden könne, da er nicht in der Lage sei, den vorgeschriebenen Eid auf die Verfassung zu leisten. Gemäß dem damals führenden bayerischen Staatsrechtslehrer Max von Seydel fiel die Krone beim Tod des Königs dem nächsten Verwandten automatisch zu, dieser müsse sich aber über ihre Annahme erklären und den Eid leisten, sobald er dazu in der Lage sei. Ungeklärt blieb, was bei einem dazu auf Dauer unfähigen Thronerben zu geschehen hatte. Die Erörterung dieser staatsrechtlichen Frage erübrigte sich jedoch angesichts des festen Willens des Prinzen Luitpold, lediglich Regent, nicht König sein zu wollen.
(Gerhard Immler)
Literatur:
Aretin, Cajetan Freiherr von: Die Erbschaft des Königs Otto von Bayern. Höfische Politik und Wittelsbacher Vermögensrechte 1916 bis 1923, München 2006 (Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte 149), S. 11 – 31; Müller, Wolfgang: „Ein ewig Rätsel bleiben will ich …“ Wittelsbacher Schicksale: Ludwig II., Otto I. und Sisi, München 1999, S. 140 – 145, 294 – 304; Schweiggert, Alfons: Schattenkönig. Otto, der Bruder König Ludwigs II. von Bayern. Ein Lebensbild, München 1992.
Beleg: | Götterdämmerung. König Ludwig II. und seine Zeit. Katalog zur Bayerischen Landesausstellung 2011, Schloss Herrenchiemsee, 14. Mai bis 16. Oktober 2011. Hrsg. von Peter Wolf, Richard Loibl und Evamaria Brockhoff, Augsburg 2011, S. 253. |
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Künstler, Ersteller / Fotograf: | unbekannt; Verlag: Philipp Keneder, München; F. Bruckmann A.-G., München |
Lageort: | Augsburg, Haus der Bayerischen Geschichte |
Copyright: | Digitalbild: Haus der Bayerischen Geschichte, Augsburg |