Zisterzienserkloster auf dem Fahrenberg – Seelsorge auf dem „Heiligen Berg der Oberpfalz“
Im 12. Jahrhundert befand sich auf dem Fahrenberg der lokalen Überlieferung zufolge eine Burg, die um 1200 an den Ritterorden der Templer überging. Der Legende nach soll ein Mitglied des Ordens im Jahr 1204 eine Muttergottesstatue aus dem Heiligen Land hierher gebracht haben. Man errichtete daraufhin eine Kapelle und stellte die Statue dort auf. Schon bald soll sich hier eine Wallfahrt zur Muttergottes auf dem Fahrenberg entwickelt haben. Der Ort gilt deshalb als eine der ältesten Marienwallfahrtsstätten in Bayern. Noch 1204 soll die Burg in den Besitz der Herren von Waldthurn gekommen sein. Nach dem Tod des letzten Waldthurner Ritters Heinrich 1308 verkaufte seine Witwe Kunigunde, eine Schwester des Waldsassener Abtes Udalrich (Amtszeit 1304–1310), den Fahrenberg und weitere Besitztümer an das Zisterzienserkloster Waldsassen (siehe dort). Die „weißen Mönche“ wandelten der Legende zufolge die Burg in ein Kloster um und gründeten hier ein Propstei. Sie übernahmen die Seelsorge der Wallfahrer und der Bevölkerung in der gesamten Region bis über den Zottbach hinaus und förderten die Marienverehrung nach Kräften. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts wurde auf dem Fahrenberg eine gotische Saalkirche mit Poligonalchor errichtet, auf deren Reste man bei archäologischen Untersuchungen in der Wallfahrtskirche St. Maria Heimsuchung 2015 stieß. Die Wallfahrt auf den Fahrenberg erlebte damals eine erste Blütezeit und wurde zum „heiligen Berg der Oberpfalz“. Doch hatte das Kloster ständig mit Bedrohungen und Übergriffen durch die benachbarten Rittergeschlechter zu kämpfen. 1347 überfiel König Karl von Böhmen mit seinem Herr die Gegend und verwüstete das Gebiet rund um den Fahrenberg. Das Kloster auf dem Fahrenberg war mit ständigen Existenznöten und wirtschaftlichen Schwierigkeiten konfrontiert. Im Jahr 1352 beschloss daher das Kloster Waldsassen, den Fahrenberg an die Herren von Waldau, die auch Waldthurn besaßen, zu verkaufen.
Ulrich von Waldau war bemüht, das Kloster zu erhalten und dessen Tradition fortzuführen. Er holte Zisterzienserinnen aus Böhmen auf den Fahrenberg. Die Schutzvogtei erhielten die mächtigen Landgrafen von Leuchtenberg. So behütet, konnten sich die Nonnen in den nächsten 70 Jahren uneingeschränkt der Marienverehrung und der Betreuung der Wallfahrt widmen. 1425 jedoch fiel ein Horde böhmischer Hussiten ein, erstürmte den Fahrenberg, verjagte die Nonnen und zerstörte ihr Kloster. Sie warfen das Gnadenbild der mündlichen Überlieferung nach in den alten Burgbrunnen. Dabei wurden sie von einer der Nonnen beobachtet. So konnte die Marienstatue geborgen und in der Kirche wieder aufgestellt werden.
Die Zisterzienser von Waldsassen bauten danach das Kloster wieder auf und installierten hier erneut ein Priorat. Zahlreiche Stiftungen vermehrten das Vermögen und das Ansehen der Glaubensstätte. Schon Doberhozz von Waldau tätigte kurz vor seinem Tod 1396 großzügige Schenkungen an die Kirchen von Lennesrieth, Bernrieth, Fahrenberg und Waldkirch. Heinrich von Waldau stiftete einen Jahrestag und ein ewiges Licht. Sein Bruder Tobias stiftete ebenfalls einen Jahrestag. 1495 überschrieb Gilg von Waldau auf Waldthurn dem Heinz Eisenmann von Kühbach seinen Hof zum Erbrecht. Dafür musste er „geben unser Lieben Frau Gotteshaus zum Fahrenberg alle Jahr zu einem ewigen Licht vier Pfund Pfennig, im Herbst ein Achtel Zwifel, ein Napf Leinns, ein Schock Ayer, acht Käs...“ (zitiert nach Schmidbauer, o.S.). Mehrere Rittergeschlechter aus der Region wählten die Wallfahrtskirche auf dem Fahrenberg zu ihrer Begräbnisstätte und verbanden dies mit Schenkungen.
1524 kam es jedoch zur endgültigen Aufgabe des Klosters. Der lutherische Pfarrer von Oberlind, Ulrich von Waldthurn zu Kaimling, genannt „der Antichrist von Kaimling“, hetzte die Bauern gegen die katholischen Geistlichen auf. Sie überfielen das Kloster und vertrieben alle Mönche. 1540 liest man im Salbuch von Floss den Eintrag: „...dieweil das Kloster Fahrenberg öd.“ (zitiert nach Schmidbauer, o.S.). 1559 wurde die Herrschaft Waldthurn calvinistisch und die Bevölkerung rund um den Fahrenberg war gezwungen, den neuen Glauben anzunehmen. Doch offensichtlich gab es weiterhin Wallfahrer, die auf dem Fahrenberg ihre Gebete verrichteten und von den Zisterziensern betreut wurden. In einem calvinistischer Visitationsbericht aus dem späteren 16. Jh. wird beklagt, dass noch immer Prozessionen auf den Fahrenberg stattfinden. Fanatische Calvinisten überfielen drei Zisterziensermönche, die sich 1662 auf dem Fahrenberg aufhielten, und schossen auf das damals hier aufgestellte, spätgotische Gnadenbild (datiert um 1480/90). Diese Szene schildert ein Gemälde links vom Hochaltar in der Wallfahrtskirche. Die Statue zeigt noch heute ein Schussloch am Hals, das ihr damals zugefügt worden sein soll.
Mitte des 19. Jahrhunderts kam erneut der Plan auf, zur Betreuung der Wallfahrer bei der Kirche ein Kloster zu errichten und mit Franziskanern aus Pfreimd zu besetzen, die seit dem 17. Jahrhundert auf dem Fahrenberg die Gläubigen immer wieder aushilfsweise betreuten hatten. Der königliche Lotto-Oberbeamte Franz Pappenberger zu München (ein gebürtiger Waldthurner) wäre zur Finanzierung des Baus mittels einer großzügigen Schenkung bereit gewesen. 1863 ließ er bereits vom Pfreimder Maurermeister Reiseneder einen detaillierten Plan und Kostenvoranschlag für den Baus erstellen, der jedoch aufgrund mangelnden Interesses der Verantwortlichen scheiterte.
Christine Riedl-Valder