Eschenbach, St.-Johannis-Konvent – Geistliche und psychologische Betreuung Ratsuchender
Die Ärztin und Psychotherapeutin Dr. Luise Saatmann (Mutter Johannis) gründete 1947 in Stadtroda/Thüringen eine evangelische Schwesternkommunität. Sie beabsichtigte, mit gleichgesinnten Frauen ein verbindliches gemeinsames Leben zu führen, mit dem Ziel, dadurch für die Gesellschaft eine heilsam wirkende Gruppe zu schaffen. Auf der Grundlage der Erkenntnisse des Psychiaters Fritz Künkel (1889–1956), einem führenden Vertreter der Individualpsychologie, wollte die Gemeinschaft insbesondere Menschen mit psychischen Erkrankungen auf einem ganzheitlichen Heilungsweg begleiten und für eine christliche Lebensweise gewinnen. Das im Neuen Testament beschriebene Wirken des hl. Johannes des Täufers diente dabei als Vorbild und stand auch Pate für die Namensgebung. Als erstes Mitglied schloss sich eine jungen Lehrerin (Sr. Katharina) an. In den Folgejahren kamen weitere Schwestern dazu. Die Mitglieder des St.-Johannis-Konvents lebten und arbeiteten in den ersten Jahrzehnten an wechselnden Standorten in Frankfurt a.M., Erlangen und auf Schloss Craheim (siehe Stadtlauringen). Seit ihrem Umzug nach Franken gehört die Kommunität zur Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Ab 1976 wohnte die Gemeinschaft im Wasserschloss Reichenschwand im Nürnberger Land. Sie veranstaltete dort ein umfangreiches Seminarprogramm und bot Ratsuchenden geistliche und psychologische Betreuung an.
Neun Jahre später erfolgte der Umzug in das 13 Kilometer östlich davon gelegene Dorf Eschenbach an der Pegnitz. Hier fand der Konvent seine endgültige Bleibe in zwei Anwesen, die bis dahin als Erholungsheim gedient hatten; erbaut in den Jahren 1898 und 1907.
Die Schwestern befolgen die Gebote der Besitzlosigkeit bzw. Gütergemeinschaft, des Gehorsams und der Ehelosigkeit. Ihr gemeinsames Leben ist geprägt durch den Rhythmus des Kirchenjahrs, die Gebetszeiten, Gottesdienste, die alltägliche Arbeit, das gemeinsame Essen und Freizeiten. Zu ihren Aufgaben gehört die Betreuung von Bibelseminaren und Gesprächskreisen, das Angebot „Kloster auf Zeit“ und „Tage der Stille“, die Seelsorge und geistliche Begleitung ihrer Gäste.
Unterstützt wird der Konvent durch eine Gruppe von Laienmitgliedern, die der Gemeinschaft eng verbunden sind, aber weiterhin in ihrem persönlichen Umfeld in Familie, Beruf und Gemeinde leben. 2012 bildete sich zusätzlich ein Freundeskreis von Männern und Frauen, die dem St.-Johannis-Konvent besonders nahe stehen.
(Christine Riedl-Valder)
Link:
http://st-johannis-konvent.de